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Erich Vad mahnt zur Vorsicht. Der Brigadegeneral a.D. und langjährige militärische Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert in der hitzigen Debatte um Panzerlieferungen vor allem die Regierungsparteien FDP und die Grünen: "Die politische Scharfmacherei eines wirklich komplexen Themas – das stört mich!"
Auch die Unionsparteien kritisiert Vad, selbst CDU-Mitglied. Er könne sich die aktuellen Forderungen nach schnellen Waffenlieferungen nur durch wahlkampftaktische Gründe erklären, sagte Vad am "Sonntags-Stammtisch" im BR Fernsehen. Das sei nicht in Ordnung.
Westliche Kampfpanzer für die Ukraine?
Vad mahnte zu Zurückhaltung und lobte die Linie von Bundeskanzler Scholz und des neuen Verteidigungsministers Boris Pistorius (beide SPD). Eine enge Abstimmung mit den wichtigsten Bündnispartnern, allen voran den USA, sei unabdingbar, gerade in der Frage, ob NATO-Länder schwere Kampfpanzer an die Ukraine liefern.
Die USA sind in dieser Frage noch zurückhaltend, Großbritannien hingegen hat bereits 14 Kampfpanzer des Typs Challenger 2 für die Ukraine angekündigt. Druck, auch Leopard-2-Panzer aus deutscher Herstellung zu liefern, kommt insbesondere von den baltischen Staaten und Polen.
Ob die Lieferung von Kampfpanzern – im Gegensatz zu den bereits zugesagten weniger stark bewaffneten Schützenpanzern – zu einer weiteren Eskalation führen würde, ist umstritten. Für das ukrainische Militär aber wären sie elementar für die Landesverteidigung.
Schicksalsfrage unseres Landes
Vad sprach von einer Schicksalsfrage unseres Landes und warnte erneut vor der Gefahr eines Dritten Weltkriegs. Zuletzt hatte sich der ehemalige russische Präsident Dmitri Medwedew besorgniserregend geäußert. Über den Messengerdienst Telegram hatte er erklärt, dass "eine Niederlage einer Atommacht in einem konventionellen Krieg einen Atomkrieg auslösen könnte".
Medwedew gilt als enger Vertrauter von Präsident Wladimir Putin und ist stellvertretender Vorsitzender des nationalen Sicherheitsrats. Im Zusammenhang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine hat er schon häufiger vor einem Atomkonflikt gewarnt.
Erst die politische Strategie – dann Waffenlieferungen
Prinzipiell sei er nicht gegen Waffenlieferungen, sagte Vad. Davor aber müsse die Bundesregierung die politischen Ziele definieren. Gut wäre, die Ukraine durch Unterstützung mit Waffen zu stabilisieren, damit sie "annähernd paritätisch" mit Russland verhandeln könne. Die Forderungen nach einem Rückgewinn von Donbas und Krim oder gar, Russland vernichtend zu schlagen, seien dagegen verantwortungslos.
Einen schnellen militärischen Sieg aber sehe er nicht, sagte Vad und verwies auf den US-Generalstabschef Mark Milley. Dieser hatte sich kürzlich entsprechend geäußert: Aus militärischer Sicht sei es "sehr, sehr schwierig" für die Ukraine, in diesem Jahr die russischen Streitkräfte aus jedem Zentimeter der Ukraine und russisch besetzten Gebieten zu vertreiben, sagte Milley am Freitag nach einer Ukraine-Konferenz auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein. "Das heißt nicht, dass es nicht passieren kann", betonte er, "aber es wäre sehr, sehr schwierig". Er glaube, dass auch dieser Krieg wie viele zuvor am Verhandlungstisch enden werde. Dieser Einschätzung schloss sich Vad am "Sonntags-Stammtisch" an.
Abnutzungskrieg mit schrecklichen Folgen
In der Ukraine gäbe es aktuell eine Pattsituation und ein Abnutzungskrieg mit all seinen schrecklichen Folgen. "Wir hatten bis jetzt 200.000 Gefallene und Verwundete auf beiden Seiten, 50.000 Ziviltote, Millionen von Flüchtlingen", mahnt Vad: "Hinter jedem gefallenen Soldaten steht eine weinende Mutter, eine weinende Ehefrau."
Erich Vad war von 2006 bis 2013 militärischer Berater von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin – damals lag der Fokus auf dem Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan. Der Brigadegeneral a.D. lag zuletzt mit seinen Einschätzungen zum Verlauf des Ukraine-Kriegs wiederholt falsch und wurde dafür medial stark kritisiert. Er habe anfangs mit einem raschen Sieg der russischen Streitkräfte gerechnet, so Vad am "Sonntags-Stammtisch". Auch jetzt sei eine Prognose über den weiteren Kriegsverlauf schwer abzugeben.
- Zum Artikel "Polen will Leopard liefern - notfalls auch ohne Berlin"
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