Angesichts der weiter steigenden Corona-Zahlen dringt die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina auf die Ausweitung von 2G-Regeln und Impfpflichten für bestimmte Berufsgruppen. Nötig seien jetzt "Impfpflichten für Multiplikatoren", sagte Leopoldina-Präsident Gerald Haug dem "Spiegel". Dies seien nicht nur Pflegerinnen und Pfleger, sondern auch Lehrpersonal und weitere Berufsgruppen mit viel Kontakt zu anderen Menschen.
Leopoldina für Ausweitung der 2G-Regelung
Haug und die Leopoldina-Forscherinnen und -forscher forderten weiter, die 2G-Regel, wonach nur geimpfte oder genesene Menschen Zutritt zu Veranstaltungen bekommen, solle "eine größere Geltungsreichweite" erhalten. In der Arbeitsschutzverordnung solle zudem "eine angemessene Regelung zur Offenlegung des Impfstatus" von Beschäftigten festgeschrieben werden. Bislang ist es aus datenschutzrechtlichen Gründen den meisten Arbeitgebern nicht erlaubt, die Bediensteten zu befragen, ob sie geimpft sind.
Ampel-Pläne sehen Impfpflicht bislang nicht vor
Die Forderungen der Leopoldina gehen deutlich über die Pläne der Ampel-Parteien SPD, Grüne und FDP hinaus, über die am Donnerstag im Bundestag beraten werden soll. Darin ist etwa eine Impfpflicht für bestimmte Gruppen nicht vorgesehen, die Ausweitung von 2G-Regeln soll weitgehend den Ländern überlassen werden.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte erst am Dienstag seine Forderung nach einer Impfpflicht in bestimmten Bereichen erneuert. Persönlich sei er der Meinung, dass dies sinnvoll sei, insbesondere in Alten- und Pflegeheimen, sagte er. Auch der Ärzteverband Marburger Bund hatte sich für eine berufsbezogene Impfpflicht ausgesprochen.
Mehr Forschung zu antiviralen Medikamenten gefordert
Das Coronavirus werde sich "langfristig als endemisches Virus etablieren, das heißt dauerhaft in Teilen der Bevölkerung zirkulieren", erwarten die Leopoldina-Experten. Auch nach dem Abklingen der Pandemie würden sich Menschen infizieren, was zu schweren Verläufen und Todesfällen führen könnte. Deshalb fordert die Leopoldina die Erforschung und Entwicklung antiviraler Medikamente zur Behandlung einer bereits ausgebrochene Covid-Erkrankung.
Die vorhandene Impfstoffe seien zwar ein großer Fortschritt in der Bewältigung der Coronavirus-Pandemie, heißt es in einer am Mittwoch veröffentlichten Stellungnahme der wissenschaftlichen Gesellschaft. Dennoch bestehe weiterhin Handlungsbedarf bei der Entwicklung von antiviralen Medikamenten. Zum einen sind wirksame und kostengünstige antivirale Medikamente speziell gegen Covid-19. Zum anderen sollten mit Blick auf künftige Pandemien breit wirksame Medikamente entwickelt werden, die gegen verschiedene Arten einer Virusfamilie wirken.
Bundesweite Corona-Inzidenz erreicht Höchststand
Die bundesweite Corona-Inzidenz hat nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) vom Mittwochmorgen mit 232,1 erneut einen Rekordwert erreicht. Die Zahl der Neuinfektionen stieg auf 39.676 innerhalb von 24 Stunden. Auch die Zahl der Todesfälle von Corona-Infizierten stieg massiv an auf 236 innerhalb eines Tages.
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