In Österreich ist er bereits in Kraft. In Deutschland fordern ihn immer mehr: den Lockdown für Ungeimpfte. Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hält Kontaktbeschränkungen für Impfunwillige für vorstellbar. Er sagte im "ARD-Extra" am Montagabend, er halte solche Maßnahmen vor allem in Bundesländern für denkbar, wo es starke Belastungen der Krankenhäuser gebe und Patienten verlegt werden müssen.
Spahn hält Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte für sinnvoll
"Es ist grundsätzlich denkbar, vor allem auch in den Regionen, in denen wir ein hohes Infektionsgeschehen und vor allem eine starke Belastung auch der Krankenhäuser haben. Das sehen wir ja gerade in Bayern, Sachsen und Thüringen, vor allem, dass auch Patienten verlegt werden müssen", so Spahn. Bei solchen Maßnahmen gehe es nicht darum, "Impfmuffel zu mobben", sondern darum, das Gesundheitswesen und die Pflegekräfte vor einer Überlastung zu schützen.
Spahn lobte die möglichen Ampel-Koalitionäre, dass sie auf die Kritik an ihrer Corona-Politik eingegangen seien. Spahn begrüßte neben den möglichen Kontaktbeschränkungen für Ungeimpfte auch die Pläne, 3G (geimpft, genesen, getestet) am Arbeitsplatz einzuführen. Auch in Bussen und Bahnen soll es eine 3G-Regelung geben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft fordert indessen eine bundesweite 2G-Regelung. Am Donnerstag soll das neue Infektionsschutzgesetz im Bundestag und am Freitag im Bundesrat beschlossen werden.
Lockdown für Ungeimpfte in Österreich: Schallenberg sieht Erfolg
Der Mediziner und CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger hält das Corona-Paket der Ampel-Parteien noch nicht für ausreichend. "Die Ampel hängt der Entwicklung hinterher", sagte Pilsinger der Augsburger Allgemeinen. "Wir werden wahrscheinlich in zwei Wochen das bei uns einführen müssen, was Österreich jetzt schon eingeführt hat."
Der seit gestern geltende Corona-Lockdown für Ungeimpfte in Österreich zeigt nach Worten von Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) bereits erste Erfolge. Die Maßnahme habe "jetzt schon Wirkung", sagte Schallenberg am Montag in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. "Wir haben letzte Woche fast eine halbe Million zusätzlicher Impfungen gehabt - und das ist genau das, was wir erreichen wollen."
Der Lockdown im Nachbarland gilt zunächst für zehn Tage für alle Menschen ab zwölf Jahren, die weder über einen Impfnachweis noch über den Nachweis einer in den vergangenen 180 Tagen überstandenen Corona-Infektion verfügen. Allerdings dürfen die vom Lockdown Betroffenen ihre Wohnung noch für Lebensmittel-Einkäufe, Arbeit oder Ausbildung, Arztbesuche sowie zur körperlichen Erholung verlassen. Neu ist, dass sie beim Einkaufen auf die Grundversorgung beschränkt werden.
Schallenberg nannte den Lockdown eine "schwierige" Maßnahme. Doch sei die einzige Chance, aus dem "Teufelskreis" der Pandemie herauszukommen, die Erhöhung der Impfquote. Diese sei mit 65 Prozent der Bevölkerung "noch beschämend niedrig". Viele Experten in Österreich fordern allerdings einen Lockdown für alle. Das will die Regierung vermeiden: Es soll verhindert werden, dass die Impfbereitschaft wieder sinkt.
Bayern auf dem Weg zum Lockdown für Ungeimpfte?
In Deutschland ist der Anteil der vollständig gegen das Coronavirus geimpften Menschen mit 67,5 Prozent nicht viel höher als in Österreich. In Bayern liegt die Quote mit 65,6 unter dem Durchschnitt. Im Freistaat gelten seit heute nochmals verschärfte Maßnahmen, die in ihrer Tiefe allerdings noch nicht den in Österreich verhängten Regeln entsprechen. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht dennoch von einem De-facto-Lockdown für Ungeimpfte.
Ab sofort greift die 2G-Regel auch in der Innengastronomie sowie in Hotels und Pensionen: Zugang haben dort nur Geimpfte und Genesene. Für viele Kultur-, Sport- und Freizeitangebote gilt dies schon länger - zum Beispiel für Fitnessstudios und Sportstätten, Theater, Kinos und Museen. Ausgenommen sind von der 2G-Zugangsbeschränkung Kinder unter zwölf Jahren. Wer sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen kann, darf bei Vorlage eines schriftlichen ärztlichen Zeugnisses sowie eines negativen PCR-Tests Zutritt erhalten.
- Zum Artikel "Notärzte warnen vor Triage: 'Lage ist besorgniserregend'"
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