Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bietet seine Hilfe an.
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Emmanuel Macron will der russischen Journalistin helfen.

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Macron bietet verurteilter russischer TV-Journalistin Schutz an

Macron bietet verurteilter russischer TV-Journalistin Schutz an

Mit ihrem Protest gegen den Ukraine-Krieg vor laufenden Kameras hat die russische Journalistin Marina Owsjannikowa für Aufsehen gesorgt. Nun zeigt sie sich besorgt um ihre Sicherheit. Frankreichs Präsident Macron hat seine Hilfe angeboten.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der nach ihrem aufsehenerregenden Protest gegen den Ukraine-Krieg verurteilten TV-Journalistin Marina Owsjannikowa Schutz angeboten. "Wir werden selbstverständlich diplomatische Schritte einleiten, um Ihrer Kollegin Schutz zu gewähren, entweder in der Botschaft oder im Asyl", sagte der französische Präsident auf die Frage eines französischen Journalisten.

Owsjannikowa war während der russischen Sendung "Wremja" – der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes – des Senders Perwy Kanal hinter der Nachrichtensprecherin Jekaterina Andrejewa aufgetaucht. Sie hielt ein Schild mit der Aufschrift "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" in die Kamera. Deshalb droht ihr womöglich ein hartes Strafverfahren. Zudem zeigte die Journalistin sich besorgt um die Sicherheit ihrer Familie.

Macron will Vorschlag mit Putin besprechen

Er werde diese Lösung – Schutz in der Botschaft oder Asyl – sehr direkt und konkret in seinem nächsten Gespräch mit Kremlchef Wladimir Putin vorschlagen, sagte Macron weiter. "Ich wünsche mir auf jeden Fall, dass wir so schnell wie möglich vollständige Klarheit über ihre persönliche Situation und ihre Möglichkeit, ihre Arbeit fortzusetzen, erhalten."

Macron betonte die Solidarität Frankreichs mit den Journalisten, die aus der Ukraine über den Krieg berichteten oder in Russland über den Konflikt informieren wollten und unter Druck stünden. Frankreich verurteile jegliche Inhaftierung von Journalisten, sagte der Präsident während des Besuchs einer Flüchtlingseinrichtung für Menschen aus der Ukraine.

Zu Geldstrafe verurteilt: Anwalt befürchtet weitere Konsequenzen

Owsjannikowa wurde am Dienstag vor einem Moskauer Gericht zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie in einem zuvor aufgenommenen Video zu Protesten gegen den Krieg von Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine aufgerufen habe. Ob es weitere juristische Konsequenzen zu ihrem Protest im Fernsehen gibt, blieb zunächst offen. Nach Angaben ihres Anwalts Daniil Berman drohen ihr für den Protest vor der Kamera ein Strafverfahren und eine lange Haftstrafe.

Owsjannikowas Anwalt befürchtet einen Strafprozess auf Grundlage des neuen Mediengesetzes. "Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Behörden daran ein Exempel statuieren, um andere Protestierende zum Schweigen zu bringen", sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Das russische Parlament hatte vor kurzem ein Gesetz verabschiedet, das bis zu 15 Jahre Haft für die Verbreitung von "Falschnachrichten" über das Militär vorsieht.

Owsjannikowa besorgt um ihre Kinder

Die Mutter zweier minderjähriger Kinder zeigte sich nach ihrem Protest vor laufenden Kameras äußerst besorgt um ihre eigene Sicherheit sowie die ihrer Kinder. Sie habe aber nicht vor, aus Russland zu fliehen, sagt sie der Nachrichtenagentur Reuters. Sie hoffe, dass ihr Protest nicht umsonst gewesen sei und dass die russische Bevölkerung ihre Augen öffne und Kriegspropaganda genauer hinterfrage.

Die Journalistin, die nach ihrer Protestaktion am Montag festgenommen worden war, bekannte sich bei der Anhörung nicht schuldig. "Ich erkenne meine Schuld nicht an", sagte Owsjannikowa im Gerichtssaal. "Ich bin überzeugt, dass Russland ein Verbrechen begeht", sagte sie weiter.

In dem vor der Protestaktion im Fernsehen aufgezeichneten Video erklärte Owsjannikowa, dass ihr Vater Ukrainer und ihre Mutter Russin sei. Deshalb ertrage sie es nicht, die beiden Länder verfeindet zu sehen. "Leider habe ich in den vergangenen Jahren für Perwy Kanal gearbeitet und Propaganda für den Kreml gemacht. Dafür schäme ich mich heute sehr", sagte sie.

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