Richard Lutz (l-r), Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bahn, Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Verkehr und Digitales, und Roland Busch, vorsitzender der Siemens AG, nehmen an der Präsentation des ICE 3neo der Deutschen Bahn teil.
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Bahnchef Lutz mit Verkehrsminister Wissing und Siemens-Chef Roland Busch bei der Präsentation des ICE 3neo der Deutschen Bahn

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Mehr Tempo und Komfort: Bahn stellt neuen ICE vor

Mehr Tempo und Komfort: Bahn stellt neuen ICE vor

"Ein Zuhause unterwegs": Bahnchef Lutz hat in Berlin den neuen ICE 3neo vorgestellt – und gleich eine weitere Milliardeninvestition angekündigt.

Blitzblank sind sie, die beiden Hochgeschwindigkeits-Züge. Und bei diesem Termin im ICE-Werk in Berlin-Rummelsburg sind sie die Stars: Auf Stelzengleisen stehen die High-Tech-Züge, in rotes Scheinwerferlicht getaucht. Die Deutsche Bahn treibt einigen Aufwand, um den ICE 3neo ins rechte Licht zu rücken. Die Inszenierung lässt vermuten: Dem neuen Zug ist die Rolle des Flaggschiffs der ICE-Flotte zugedacht.

Bahnchef Lutz: neuer ICE mit mehr Komfort

Mehr Komfort, eine höhere Kapazität, mehr Klimaschutz: All das verspricht Bahnchef Richard Lutz den Kundinnen und Kunden. Bahnfahren werde mit dem ICE 3neo noch angenehmer: "ein Zuhause unterwegs". Als Beispiele für erhöhten Fahrkomfort nennt der Staatskonzern neu gestaltete Gepäckregale mit mehr Stauraum, Tablethalter und Steckdosen an allen Plätzen (auch in der 2. Klasse) und zusätzliche Türen, damit der Ein- und Ausstieg weniger Zeit kostet.

Bahn durch Pandemie in "Ausnahmesituation"

Die vergangenen beiden Jahre seien auch für die Bahn eine Ausnahmesituation gewesen, so Lutz in Anspielung auf rückläufige Fahrgastzahlen während der zurückliegenden Lockdowns. Doch wann immer die Menschen mit der Bahn fahren konnten, hätten sie es getan. Es gebe in der Gesellschaft inzwischen ein größeres Bewusstsein für Klimaschutz – und darauf will die Bahn laut Lutz vorbereitet sein.

43 weitere ICE-Züge bestellt

Dann folgt eine Ankündigung, die insbesondere den ebenfalls anwesenden Siemens-Chef Roland Busch freut: Die Bahn kauft nach eigenen Angaben 43 weitere Züge vom Typ ICE 3neo für rund 1,5 Milliarden Euro. Zusammen mit den schon bestellten 30 Zügen wächst die Flotte dieser Hochgeschwindigkeitszüge damit auf 73 – und das tägliche Platzangebot im Fernverkehr vergrößert sich um 32.000 Sitze.

ICE-Flotte wächst auf 450 Züge

Die ersten ICE-3neo-Züge sollen ab Ende dieses Jahres auf die Schiene kommen - zunächst auf Verbindungen zwischen München und Nordrhein-Westfalen. Damit vergrößert sich die ICE-Flotte laut Bahn bis Ende des Jahrzehnts auf insgesamt rund 450 Züge. Sie sind ein Kernbestandteil des geplanten Deutschlandtakts, mit dem Züge im Nah- und Fernverkehr besser verzahnt und in höherer Frequenz unterwegs sein sollen.

1.500 Jobs bei Siemens durch ICE-Projekt gesichert

Der Siemens-Chef nutzt die Feierstunde im ICE-Werk, um die industriepolitische Bedeutung des Bahnprojekts zu betonen. Er nennt den neuen Zug ein "Spitzenprodukt für Deutschland aus Deutschland". Allein bei Siemens würden dadurch 1.500 Arbeitsplätze gesichert – der Großteil davon im Krefelder Hauptwerk, wo der Zug zusammengebaut werde. Laut Busch gibt es aber beispielsweise auch Zulieferungen aus Nürnberg. Außerdem sieht der Siemens-Chef im Exportgeschäft großes Potenzial. Angesichts weltweiter Klimaschutz-Bemühungen gebe es auch im Ausland einen erhöhten Bedarf an Hochgeschwindigkeitszügen.

Wissing kritisiert mangelnde Pünktlichkeit bei Bahn

Ein wenig überraschend sind die Bemerkungen des Bundesverkehrsministers. Volker Wissing stimmt nicht gleich ins Loblied auf den Hightech-Zug mit ein, sondern greift als erstes ein Problem auf, das Bahnfahrerinnen und Bahnfahrern häufig begegnet: mangelnde Pünktlichkeit. Aus Sicht des FDP-Politikers liegen die Gründe dafür zum Teil in außergewöhnlichen Ereignissen wie der Flut im vergangenen Sommer, aber eben nur zum Teil. Der Minister macht auch strukturelle Schwierigkeiten aus - vor allem eine Überlastung des Bahn-Netzes, die immer wieder zu Verspätungen führe. Im Rahmen des Deutschlandtakts werde man dieses Problem angehen.

Neuer ICE mit mehr Barrierefreiheit

Darüber hinaus sei es ihm eine "Herzensangelegenheit", etwas für die Barrierefreiheit im Bahnverkehr zu tun, sagt Wissing. Der neue ICE verfüge über einen Hublift, um Rollstuhlfahrerinnen und -fahrern den Einstieg zu erleichtern. Und noch ein anderer Punkt ist dem Minister wichtig: "Bahnfahren und Telefonieren sollte im ICE 3neo gleichzeitig funktionieren", bemerkt Wissing mit launigem Unterton.

Wissing will Lösung für Funkloch-Problem

Erreicht wird dieses Ziel laut Bahn durch spezielle Zugfensterscheiben, die Mobilfunk-Signale besser durchlassen. Das garantiere einen stabilen Handy-Empfang. Doch der Minister weiß natürlich, dass auch das durchlässigste Fenster nichts bringt, wenn der Zug gerade durch eines der vielen Funklöcher fährt. Dieses Problem werde die Bundesregierung aufgreifen und bis Ende März Lösungsvorschläge machen. Dabei sollen Wissing zufolge auch die Netzbetreiber in die Verantwortung genommen werden. Er sei zuversichtlich, dass man das hinbekomme, "weil allen klar ist, dass es so, wie es ist, nicht bleiben kann."

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