Annegret Kramp-Karrenbauer gilt als eine der wenigen engen Vertrauten von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Saarländerin wird demnächst noch enger mit der CDU-Vorsitzenden zusammenarbeiten. Denn zwischen Parteichefin und Generalsekretärin darf kein Blatt passen. Schon in der kommenden Woche soll sie beim CDU-Parteitag gewählt werden.
Nachteil: keine Berliner Erfahrung und kein Bundestagsmandat
Annegret Kramp-Karrenbauer gibt ihr Amt als Ministerpräsidentin im Saarland auf, obwohl sie das kleine Bundesland sehr erfolgreich geführt hat. Mitten im Hype um SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz vor fast einem Jahr fuhr sie für die CDU dort ein Rekordergebnis ein – fast 41 Prozent. Es war der Anfang vom Ende des SPD-Höhenfluges.
2012 gelang ihr ein ähnlicher Coup. Ohne große Not ließ sie damals die Jamaika-Koalition an der Saar platzen. Angela Merkel hatte ihr davon abgeraten. Kramp-Karrenbauer ging aus den Neuwahlen gestärkt hervor. AKK, so die Abkürzung ihres r-lastigen Namens, könnte es sich einfach machen und als starke Frau im Saarland einfach weiter regieren. Aber sie nimmt den schweren Weg. Sie hat kein Bundestagsmandat. Das heißt, sie kann in die Stimmung der Unions-Abgeordneten schlecht hinein horchen, und sie ist in Berlin wenig vernetzt.
Vorteil: hohes Ansehen in der ganzen Partei
Annegret Kramp-Karrenbauer ist beliebt in der CDU. In der ganzen CDU. Denn selbst der Wirtschaftsflügel, der in den letzten Jahren viel Kritik an Angela Merkel übte, freut sich über die Nominierung von AKK. Der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der Union, Carsten Linnemann, spricht in der Süddeutschen Zeitung von einer "guten Wahl“, Kramp-Karrenbauer sei eine "starke Persönlichkeit“. Viel wichtiger aber für die Zukunft der Partei ist Linnemanns Urteil über Kramp-Karrenbauer als Versöhnerin der auseinander driftenden CDU:
"Kramp-Karrenbauer hat das Zeug dazu, die verschiedenen Flügel und Strömungen in unserer Partei wieder zusammenzuführen.“ Carsten Linnemann, CDU-Mittelstandsvereinigung
Zukunft: Nachfolgerin von Angela Merkel?
Man könnte die Nominierung von Annegret Kramp-Karrenbauer auch als ersten Schritt einer noch viel größeren Karriere sehen. Wenn die Saarländerin erst einmal in Berlin angekommen und noch enger mit der Partei vertraut ist, dann kann sie auch der Bundeskanzlerin nachfolgen. Das ist freilich eine Spekulation, aber keine unrealistische. Denn der Hauptvorwurf an Angela Merkel innerhalb der Partei ist stets, dass sie potentielle Nachfolger lieber absägt als aufbaut. Indem Merkel die 55-jährige Kramp-Karrenbauer nun noch enger an sich bindet, und diese wiederum ein hohes Amt dafür aufgibt, könnte der Weg zur Kanzlerkandidatur vorgezeichnet sein.
Peter Tauber geht ohne Groll
Der scheidende Generalsekretär Peter Tauber verabschiedete sich in einem Blog mit einer persönlichen Erklärung. Es seien vier "anspruchsvolle, spannende, interessante und lehrreiche Jahre“ gewesen. Seiner Partei gab er mit auf den Weg, sie müsse "jünger, weiblicher und bunter“ werden. Ein Eingeständnis Taubers, dass er dieses Ziel selbst nicht erreicht hat. Tauber war in den Koalitionsverhandlungen und Sondierungsgesprächen nicht präsent, weil er schwer erkrankt war. Politisch angeschlagen war er schon vorher: Nicht er durfte nicht das Wahlprogramm der CDU schreiben, sondern Kanzleramtsminister Peter Altmaier.