Im Nahen Osten ist kein Ende der Gewalt in Sicht. Trotz internationaler Bemühungen um eine Waffenruhe gehen die Kämpfe zwischen militanten Palästinensern und dem israelischen Militär mit unverminderter Härte den achten Tag infolge weiter. Die israelische Luftwaffe flog erneut Angriffe auf den Gazastreifen und die radikal-islamische Hamas feuerte weitere Raketen auf israelisches Territorium.
Wie ist die aktuelle Lage vor Ort? Wie lebt die Bevölkerung mit ständigem Raketenalarm? BR24Live mit ARD-Korrespondentin Susanne Glass.
Israel und Gaza weiter mit gegenseitigen Angriffen
Kampfjets hätten "Terrorziele" getroffen, erklärte das israelische Militär in der Nacht zum Montag, nachdem kurz nach Mitternacht Raketen aus dem Gaza-Streifen auf die israelischen Städte Beerscheva und Aschkelon abgefeuert worden seien. Augenzeugen berichteten, dass sich Israels Vergeltungsschlag auf Gaza-Stadt gerichtet habe und Straßen, Häuser sowie Trainingslager und Gebäude der Hamas zerstört habe.
Auch ein ranghoher Militärkommandeur der Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad sei nach Angaben des israelischen Militärs getötet worden. Er sei für mehrere Anschläge auf israelische Zivilisten und Soldaten sowie für Raketenangriffe auf Israel verantwortlich.
Es ist die schwerste Eskalation seit dem Gaza-Krieg im Jahr 2014. Seit dem 10. Mai wurden bislang zehn Israelis getötet, weitere 280 wurden verletzt. Auf palästinensischer Seiten starben mindestens 197 Menschen, darunter mindestens 58 Kinder. Mehr als 1.200 Menschen wurden dort verletzt.
Wegen der Luftangriffe Israels auf den Gazastreifen haben zehntausende Palästinenser ihre Häuser verlassen. Wie das zuständige UN-Hilfswerk mitteilt, suchten allein 42.000 von ihnen Schutz in 50 Schulen der Organisation. Mehr als 2.500 Menschen sind nach der Zerstörung ihrer Häuser obdachlos geworden.
Diplomatie läuft auf Hochtouren
International liefen die Bemühungen um ein Ende der Gewalt weiter. Bei einem Treffen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen am Sonntag forderte UN-Generalsekretär Antonio Guterres ein sofortiges Ende der Kämpfe zwischen Israel und radikal-islamischen Palästinensern im Gaza-Streifen. Die UN stehe mit allen Beteiligten in Kontakt mit dem Ziel einer sofortigen Waffenruhe.
Die Vereinigten Staaten sagten, sie hätten der israelischen Regierung und den Palästinensern ihre Unterstützung angeboten, "sollten die Parteien einen Waffenstillstand anstreben". "Wir glauben auch, dass Palästinenser und Israelis gleichermaßen ein Leben in Sicherheit und Geborgenheit verdienen", erklärte US-Präsident Joe Biden.
Der im Ausland ansässige Hamas-Anführer Ismail Hanija sagte, seine Organisation sei im Rahmen von Bemühungen um eine Waffenruhe von den USA, Russland, Ägypten und Katar kontaktiert worden, werde aber "nicht eine Lösung akzeptieren, die nicht den Opfern des palästinensischen Volks" entspreche. Er machte in einem Interview der libanesischen Zeitung "Al-Achbar" das Vorgehen Israels in Ost-Jerusalem für den Krieg verantwortlich.
Eskalation nach Zwangsräumungen von palästinensischen Gebäuden
Die heftigsten Kämpfe zwischen Israel und radikalen Palästinensern seit Jahren gingen aus Auseinandersetzungen an der Al-Aksa-Moschee in Ost-Jerusalem hervor. Verschärft wurden die Spannungen durch Pläne, dort Häuser palästinensischer Familien zu räumen. Das Land wird von jüdischen Siedlern beansprucht.
Am Montag vergangener Woche stellte die Hamas eine Frist für den Abzug israelischer Sicherheitskräfte von der Moschee und begann nach dem Ablauf mit Raketenangriffen. Seither sind nach israelischen Angaben mehr als 3.100 Geschosse aus dem Gaza-Streifen auf Israel abfeuert worden. Die israelische Armee hat nach eigenen Angaben ihrerseits über 1.000 Luft- und Artillerie-Angriffe ausgeführt.
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