Das Gebäude, in dem der Prozess stattfand, wurde streng bewacht
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Das Gebäude, in dem der Prozess stattfand, wurde streng bewacht

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Niederlande: Lange Haftstrafen für Mord an Reporter de Vries

Das Amsterdamer Strafgericht hat drei Haupttäter wegen Mordes an dem niederländischen Kriminalreporter Peter R. de Vries im Juli 2021 schuldig gesprochen und zu hohen Haftstrafen verurteilt. Auch weitere Beteiligte müssen lange ins Gefängnis.

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Die Ermordung des Kriminalreporters Peter R. de Vries erschütterte vor drei Jahren die Niederlande. Neun Menschen wurden in Zusammenhang mit dem Verbrechen angeklagt. Nun sprach das Amsterdamer Strafgericht drei Hauptverdächtige wegen Mordes an de Vries schuldig und verurteilte sie zu Haftstrafen von bis zu 28 Jahren. Vier weitere Angeklagte erhielten Haftstrafen von bis zu 14 Jahren wegen Beihilfe zum Mord. Zwei Angeklagte wurden freigesprochen.

Gericht: Die Täter haben keinen Respekt vor dem Leben

Für die Richter war die Schuld der drei Hauptangeklagten zweifelsfrei erwiesen. Der Todesschütze und der Fluchtfahrer wurden zu 28 Jahren Gefängnis verurteilt, ein Drahtzieher zu 26 Jahren und einem Monat Haft. Die Männer hätten keinerlei Respekt vor dem menschlichen Leben, sagten die Richter im streng bewachten Hochsicherheitsgericht in Amsterdam bei der Urteilsverkündung.

Der Mord an de Vries schockierte die Niederlande

Der prominente TV-Reporter Peter R. de Vries war im Sommer 2021 im Alter von 64 Jahren mitten in Amsterdam auf offener Straße niedergeschossen worden, neun Tage später erlag er seinen schweren Verletzungen. Der Mord löste in den Niederlanden Empörung, Trauer und Wut aus. König Willem-Alexander sprach von "einem Angriff auf den Journalismus, den Eckpfeiler unseres Rechtsstaats, und damit auch einen Angriff auf die Rechtsstaatlichkeit".

Drogenbande als Auftraggeber des Mordes vermutet

Direkt nach dem Mord waren der Schütze Delano G. (24) und der Fahrer des Fluchtautos, Kamil E. (38), festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft vermutete aber, dass die Drogenbande des berüchtigten Kriminellen Ridouan Taghi hinter dem Mord an de Vries stand.

De Vries war Berater und Vertrauter eines Kronzeugen, der in einem großen Strafprozess gegen Taghi und seine Komplizen ausgesagt hatte. Zuvor waren bereits der Bruder und der Verteidiger des Kronzeugen ermordet worden. Beweise für die Verantwortung der Taghi-Bande gibt es bislang nicht, obwohl die Richter ihn als "unbestrittenen Anführer" einer Mörderorganisation bezeichneten: Taghi wurde im Februar zwar zu lebenslanger Haft verurteilt - aber wegen seiner Beteiligung an fünf anderen Morden.

Nur ein Täter gab seine Beteiligung zu

Der Mann, dessen Schüsse Peter R. die Vries töteten, der jetzt 24-Jährige Delano G. und der Fahrer des Fluchtautos, Kamil E. (38), hatten während des Prozesse ihre Schuld nicht eingeräumt, nur der dritte Haupttäter Krystian M. (29), der in der kriminellen Szene als "Mordmakler" gilt, hatte eine Mitschuld zugegeben und sich bei den Angehörigen des Opfers entschuldigt. Möglicherweise fiel seine Strafe auch deshalb etwas geringer aus. Die Staatsanwaltschaft hatte lebenslange Haft für die Angeklagten gefordert.

Mit Informationen von DPA und AP

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