Der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill I. hat sich erneut auf Linie von Kreml-Chef Wladimir Putin zum Krieg mit der Ukraine geäußert. Bei einem Gottesdienst sprach er am Mittwoch von einer "Gefahr", dass die Gegner Moskaus die Ukraine von "einem Teil der heiligen geeinten Rus" in einen Staat verwandelten, der "Russland feindlich gesinnt ist", wie die Nachrichtenagentur Interfax meldet.
Patriarch Kyrill betet für Wiedervereinigung der "Heiligen Rus"
"Heute durchlebt unser Vaterland, die Heilige Rus, schwere Prüfungen", so das 75-jährige Kirchenoberhaupt. Das mittelalterliche Großreich Rus betrachten sowohl Russland als auch die Ukraine als ihren Vorläuferstaat. Dieser erklärte im Jahr 988 das Christentum zu seiner Religion - daher der Name "Heilige Rus".
Kyrill I. betete für eine Versöhnung und Wiedervereinigung der Rus. Er erinnerte an den russischen Sieg gegen ein tatarisch-mongolisches Heer in der Schlacht von Kulikowo vor genau 642 Jahren. Daraus leitete der Patriarch für heute ab: "Bitten wir darum, dass ohne besondere Kämpfe und Blutvergießen ein wirklicher Sieg errungen wird, der uns wieder geistige Einheit, Frieden, Wohlergehen und gegenseitige Liebe zurückgibt."
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Wiederholte Rechtfertigungen des russischen Angriffskrieges
Der Patriarch hat wiederholt den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gerechtfertigt. In der Armee-Kathedrale in Kubinka vor den Toren Moskaus schwor er im März Soldatinnen und Soldaten persönlich auf den Kampf ein. Dem Chef der in die Ukraine einmarschierten Nationalgarde schenkte er eine Marien-Ikone. Die russisch-orthodoxe Kirche zählt die Ukraine zu ihrem kirchenrechtlichen Territorium.
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