Am Seder-Abend werden Speisen mit symbolischer Bedeutung serviert.
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Pessach in schwierigen Zeiten: "Wir denken auch an die Geiseln"

Pessach in schwierigen Zeiten: "Wir denken auch an die Geiseln"

Gestern Abend hat für Jüdinnen und Juden das Pessach-Fest begonnen. Es erinnert an die Befreiung des Volkes Israel aus der ägyptischen Sklaverei. Dieses Jahr steht das Fest unter dem Eindruck des Terrorangriffs der Hamas auf Israel.

Über dieses Thema berichtet: Stadt Land Leute am .

In der Speisekammer stehen schon Salatschüsseln, Fischplatten und Gemüse bereit. Essen spielt eine wichtige Rolle beim jüdischen Pessach-Fest, das dem Auszug der Juden aus Ägypten gedenkt. Im Festsaal der Israelitischen Kultusgemeinde in Amberg sind die Tische für 90 Gäste gedeckt. Doch ein Tisch bleibt dieses Jahr leer. "Am Pessach-Fest denken wir auch an die Geiseln, die immer noch in der Gefangenschaft der Hamas sind", sagt Rabbiner Elias Dray.

Auf den vier Stühlen, die an dem leeren Tisch stehen, erinnern Fotos mit Namen an die noch vermissten Geiseln. Einer von ihnen ist der 34-jährige Yarden Bibas, 34 Jahre alt. Auf dem Foto aus guten Zeiten hält er sein Baby auf dem Arm. "Wir wünschen uns, dass sie frei sind, dass sie wieder mit ihren Familien feiern können und dass es wieder Frieden gibt", sagt Rabbiner Dray.

Auf der ganzen Welt bleibt ein Stuhl am Seder-Abend leer

Viele Juden aus der ganzen Welt haben am Seder-Abend, dem Auftakt des Pessach-Festes, in ihren Familien einen Stuhl leer gelassen, um die Abwesenheit der Geiseln und der mehr als 1.200 am 7. Oktober Ermordeten zu symbolisieren. Auch der israelische Ministerpräsident Netanjahu erinnerte in einer Botschaft zum Pessach-Fest an die festgehaltenen Geiseln. "Während wir uns um den Seder-Tisch versammeln, um an unseren Weg aus der Sklaverei in die Freiheit zu erinnern und ihn zu feiern, sind unsere Herzen schwer angesichts der Not der 133 Israelis, die in den Terrortunneln der Hamas gefangen bleiben", schrieb er auf der Plattform X.

Vor Netanjahus Haus protestierten unterdessen Hunderte Menschen gegen dessen zögerliche Haltung bei den Geiselverhandlungen und forderten ihn auf, für die Freilassung ihrer Angehörigen zu sorgen. "Es gibt keine Freiheit, solange die Entführten in den Händen der Hamas bleiben. Netanjahu, der es versäumt hat, den Krieg angemessen zu führen und die Gefangenen zurückzuholen, kann nicht weiter führen", hieß es in einer Erklärung.

Mit leeren Stühlen wird in der jüdischen Gemeinde in Amberg an die Geiseln erinnert, die sich noch in der Gefangenschaft der Hamas befinden.
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Mit leeren Stühlen wird in der jüdischen Gemeinde in Amberg an die Geiseln erinnert, die sich noch in der Gefangenschaft der Hamas befinden.

Unter den Festgästen in Amberg ist auch Dorothea Woiczeckowski-Fried. Sie ist 83 Jahre alt und hat den Holocaust überlegt. Heute lebt sie in Tirschenreuth und ist extra zum Pessachfest nach Amberg gekommen. Auch sie denkt an die Geiseln und den Krieg. "Das Wichtigste ist Frieden. Frieden in der ganzen Welt", sagt sie.

Das ständige Ringen um Freiheit prägt die Geschichte des jüdischen Volkes. An die Flucht aus Ägypten sollen auch die vielen symbolischen Speisen beim Sedar-Abend erinnern, mit dem das Pessach-Fest beginnt. So lag etwa vor jedem Teller im Speisesaal der Jüdischen Gemeinde in Amberg gestern einfaches, ungesäuertes Matzen-Brot. Das Brot, das nur aus Mehl und Wasser besteht, wurde so auch vor 3.000 Jahren in der ägyptischen Gefangenschaft gegessen. "Als die Juden aus Ägypten ausgezogen sind, hatten sie keine Zeit", erklärt Rabbiner Elias Dray. Der Teig konnte nicht mehr gesäuert werden und wurde rasch fertig gebacken. So ist das Matzen-Brot entstanden.

"Dieses Jahr haben wir auch viel Bitterkeit erlebt"

Für die Gäste liegen zum Festbeginn auf dem sogenannten Seder-Teller noch weitere symbolische Speisen bereit. Es gibt etwa "Seroa", ein Stück Lammknochen. Es erinnert daran, dass Gott Moses angewiesen hatte, ein Lamm zu opfern. Mit dem Blut der Tiere markierten die jüdischen Familien ihre Türpfosten, damit ihre Erstgeborenen nicht getötet werden.

"Dann haben wir das Maror, das Bitterkraut. Dieses Jahr haben wir auch viel Bitteres erlebt", sagt Rabbiner Drey. Außerdem gibt es "Karpas". Karpas ist hebräisch und bezeichnet rotes Gemüse, in Amberg liegen deswegen Radieschen auf dem Teller. Elias Drey erklärt, dass es an Freiheit erinnert: "Man taucht das dann in Salzwasser ein. Das ist auch Traurigkeit, aber trotzdem: Wir sind freie Menschen geworden, nur freie Menschen tauchen in Wasser ein." Daneben liegt ein Ei zur Erinnerung an das Festtagsopfer. Doch vor dem Essen wird erst Gottesdienst gefeiert.

Gegen 20 Uhr gestern Abend füllt sich die Synagoge in Amberg immer mehr. Unter den Besuchern sind auch Verwandte, die extra aus Israel und Amerika angereist sind. Nun feiern alle zusammen acht Tage lang Pessach. Das in der Küche der Synagoge vorgekochte Festessen reicht auf jeden Fall für zwei Tage.

Mit Informationen der KNA.

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