"Superscheiße" sei das mal wieder, für die Einheimischen, für die Urlauber, aber "es nutzt nix" - unter drei Stunden im Stau auf der A10, der Tauernautobahn, zwischen Golling und Werfen geht heute nichts. "Willkommen in Österreich!", sagt der Moderator im Hitradio Ö3, das sind die "mit dem schnellsten Verkehrsservice Österreichs".
"Heute", das war an Ostern. Aber: An Pfingsten wird es wieder so sein. Sagt Andreas Fromm, Geschäftsführer bei der ASFINAG, Österreichs Autobahngesellschaft, dort der Verantwortliche für alle Autobahnstellen in Österreich, "jetzt kennen Sie das Gesicht dazu", sagt er.
"Superscheiße" heißt's im Ö3-Verkehrsservice
Er hat gute und schlechte Nachrichten. Die gute: An Pfingsten 2025 - also im nächsten (!) Jahr - soll alles vorbei sein, die vielen Tunnel auf der Tauernautobahn A10 grundsaniert, nach 40 Jahren sei das einfach mal nötig, sagt Fromm. Also: Nächstes Jahr wieder freie Fahrt, wenn sich keiner querstellt.
Tiefrote Tage im Pfingst-Staukalender
Die schlechte Nachricht: Zu den bayerischen Pfingstferien 2024 ist es noch nicht vorbei. Also zu den Wochenenden 17./18./19, Mai, da vor allem Richtung Süden - und am Wochenende 1./2. Juni - da vor allem Richtung Norden. Mit "Stauzeiten größer zwei Stunden" rechnet der ASFINAG-Mann schon jetzt - wenn alles gut geht. "Zwei Stunden", das dürfte die unterste Grenze sein.
Die kritischen Tage sind im ASFINAG-Staukalender (externer Link) schon jetzt tiefrot markiert. 1.300 Autos pro Stunde pro Fahrstreifen, dann rollt's noch - 1.301 bedeutet: jetzt baut sich ein Stau auf. 2.600 Autos pro Stunde, das ist die Prognose für die kritischen Tage. Was das dann bedeutet, werden sie wieder im "Hitradio Ö3" melden, vielleicht wieder mit dem Kommentar "Superscheiße".
An Pfingsten nur einspurig über die Tauern
Die Autobahnmaut-finanzierte ASFINAG bemüht sich um Kundenfreundlichkeit, die zahlenden Kunden sind die, die mit dem Auto fahren. Deshalb machen sie im Juli, im August und bis Mitte September Pause auf der Tauerntunnel-Baustelle, räumen Fahrspuren frei, damit es in den Sommerferien zweispurig in beide Richtungen gehen kann, nach Norden und nach Süden. Aber im Mai und Juni wird gebaut, das heißt: An Pfingsten geht's nur einspurig in beide Richtungen. Das wird sogar im besten Fall eng. Und wenn ein Unfall passiert, steht alles. "Zwei Stunden" ist deshalb die eher optimistische Prognose, die Rede ist schon von vier Stunden und mehr, auch von einem deutlich längeren Stau als den 26 Kilometer, die letztes Jahr gezählt wurden.
Runter von der Autobahn? Verboten!
Runter von der Autobahn? Ist keine Alternative! Es gelten wieder Abfahrtssperren für Durchreisende, und zwar deutlich großflächiger als bisher, schon ab der Abfahrt Puch-Urstein (Tennengau) bis zu der bei Eben (Pongau). Und vor allem: es soll streng kontrolliert werden, von früh bis spät - die Bürgermeister der Orte neben der Autobahn drängen drauf, sonst "gehen wir unter", sagen sie. Neben den Polizeikontrollen an den Abfahrten wollen die Gemeinden im Tennengau auch selbst zusätzlich kontrollieren, in Kuchl, Golling, Adnet und Bad Vigaun versucht ein Wachdienst schon ab Freitag, die wichtigsten Gemeindestraßen vom Ferienverkehr freizuhalten, für die Einheimischen, die Einkaufen wollen, für die Feuerwehr, die Rettungsdienste. "Ich sehe das als einzige Möglichkeit, alles andere wird nicht funktionieren", sagt Thomas Freylinger (ÖVP), Bürgermeister in Kuchl.
Ausweichrouten? Auch voll!
Gibt's Alternativen? Da nennt ASFINAG-Mann nur die Brennerautobahn, und die Pyhrn-Autobahn, die anderen beiden "Süd-Nord-Korridore" der ASFINAG quer durch Österreich, aber natürlich sind auch die an Pfingsten gern überlastet, räumt er selbst ein.
Wie gut, dass ein anderer Österreicher so erfinderisch ist: "Staufrei über den Großglockner - Anreise wird zum ersten Urlaubstag" (externer Link), empfiehlt Johannes Hörl, Vorstand der GROHAG, der Großglockner-Hochalpenstraßen AG - übrigens auch ein staatliches Unternehmen, 79 Prozent gehören der Republik Österreich, jeweils 10,5 Prozent den Ferien-Bundesländern Kärnten und Salzburg.
Staufrei über den Großglockner?!
Der Marketing-Gag: Während sich auf der ASFINAG-Straße alle über eine Spur stauen, bis Anfang Juli und dann wieder ab Mitte September, gibt's für den ebenfalls mautpflichtigen Weg direkt am Großglockner vorbei kräftig Rabatt: Zehn Euro Nachlass pro Auto, 33 Euro anstelle 43 Euro - das ist der Normalpreis.
Klimafreundlich oder "Greenwashing'"?
GROHAG-Vorstand Johannes Hörl hält das für eine tolle Idee - für die Umwelt, für die Urlauber, natürlich auch für die, die von den Urlaubern leben. Kleiner Haken: Rabatt bekommt nur, wer nachweislich dann auch in Kärnten, Osttirol oder Salzburg übernachtet - nach 48 Kilometern Großglockner-Tour, nach 36 Kehren, die sich auf knapp 2.500 Meter hochschrauben, vorbei an der traurig und schnell dahinschmelzenden Pasterze, Österreichs gerade noch größtem Gletscher, mittendurch durch Österreichs größten Nationalpark - auf einer der schönsten Straßen über die Alpen. Klimafreundlich!
Klimafreundlich? Die GROHAG rechnet so: Weniger Stau ist gleich weniger Stop-and-Go ist gleich weniger CO₂-Ausstoß und weniger Feinstaub. Österreichs Klimaschützer fanden das weniger toll, freundlich formuliert: "Irreführend" und schlicht falsch, empören sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von "Scientists4Future" Österreich. Und die Grünen fordern: Rücknahme des Mogel-Angebots. Beide werfen der staatlichen GROHAG massives "Greenwashing" vor.
Die Bayern trifft's vor allem
Das umstrittene Angebot gilt aber nur bis Ende Juni und dann wieder ab Mitte September. Also nur so lange es nur einspurig an den Tauern-Baustellen vorbeigeht. Wenn der Tauern-Bau Pause macht, im Sommer, gibt's auch keinen Rabatt am Großglockner. Zielgruppe für den Nachlass - so gesehen vor allem die Bayern, die mit den beliebten Pfingstferien.
Dieser Artikel ist erstmals am 27. April 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert, dabei aber aktualisiert.
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