"Selenskyj ist Diplomat, Aufrüttler und, wenn es nach seiner Auffassung sein soll, auch wortstarker Kritiker", heißt es in der Begründung zur Verleihung des Internationalen Karlspreises zu Aachen für das Jahr 2023. Der ukrainische Präsident, Wolodymyr Selenskyj, und das ukrainische Volk bekommen den Preis für Verdienste um Europa dieses Jahr verliehen. Das gaben das Karlspreisdirektorium und die Stadt Aachen am Freitag bekannt.
Selenskyj als "Motivator und Kommunikator"
In der Begründung dazu heißt es unter anderem weiter: "Wolodymyr Selenskyj ist in diesem Verteidigungskrieg nicht nur der Präsident seines Volkes und der Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee, er ist auch der Motivator, Kommunikator, der Motor und die Klammer zwischen der Ukraine und der großen Phalanx der Unterstützer." Zudem bekenne sich Selenskyj zu den europäischen Werten.
Das ukrainische Volk verteidige unter Selenskyjs Führung nicht nur die Souveränität seines Landes und das Leben seiner Bürger, "sondern auch Europa und die europäischen Werte". "Das ukrainische Volk verdient größte Anerkennung dafür, wie es Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung verteidigt."
Gratulation aus Nordrhein-Westfalen
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) gratulierte den Preisträgern und erklärte, die Auszeichnung sei ein "klares Signal in Zeiten des Krieges". Sie stehe für "die Hochachtung vor dem unbändigen Mut und dem ungebrochenen Stolz der Ukrainerinnen und Ukrainer". Selenskyj sei ein "entschlossener Kämpfer für die Werte des freien Europas".
Karlspreis: Eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen
Der Karlspreis wird seit 1950 für Verdienste um Europa und die europäische Einigung verliehen. Namensgeber ist Karl der Große. Sein Reich erstreckte sich über einen Großteil von Westeuropa, er residierte häufig in Aachen und gilt als erster Einiger Europas. Die Auszeichnung ist mit einer Medaille und einer Urkunde verbunden. Geld gibt es nicht. Der jährlich in Aachen verliehene Preis gilt als eine der bedeutendsten europäischen Ehrungen.
Zu den bisherigen Preisträgern gehörten zum Beispiel Ex-Kanzlerin Angela Merkel (2008), der frühere britische Premierminister Tony Blair (1999) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron (2018). Auch Papst Franziskus hat ihn schon erhalten (2016). Den Karlspreis 2022 bekamen die belarussische Bürgerrechtlerin Swetlana Tichanowskaja und zwei Mitstreiterinnen, Maria Kolesnikowa und Veronika Zepkalo.
Zuvor Auszeichnung mit Sacharow-Preis des Europaparlaments
Das ukrainische Volk war erst am Mittwoch in Straßburg mit dem renommierten Sacharow-Preis des Europaparlaments ausgezeichnet worden. Stellvertretend für ihre Landsleute hatten dort drei Ukrainer den Preis entgegengenommen, die sich für die Zivilgesellschaft engagieren. Russland führt seit dem 24. Februar einen Angriffskrieg gegen die Ukraine, die mithilfe westlicher Waffen um ihre Existenz kämpft.
Schon beim Karlspreis 2022 hatte es eine Diskussion darüber gegeben, ob Selenskyj und das ukrainische Volk einen "Sonder-Karlspreis" bekommen sollten. Eine Gruppe von Europaabgeordneten hatte das damals vorgeschlagen.
Mit Informationen von dpa, AFP und KNA
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