Das "Unwort des Jahres" steht auf einer Leinwand (Symbolbild)
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Das "Unwort des Jahres" (Symbolbild)

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"Pushback" ist "Unwort des Jahres" 2021

Sprachwissenschaftler haben das Unwort des Jahres 2021 gekürt. Es lautet in diesem Jahr: "Pushback", wie die Jury der sprachkritischen Aktion in Marburg bekannt gab. Damit soll auf unangemessenen Sprachgebrauch aufmerksam gemacht werden.

"Pushback" ist das "Unwort des Jahres" 2021. Das gab die Jury der sprachkritischen Aktion am Mittwoch in Marburg bekannt. Der aus dem Englischen stammende Begriff bedeutet "zurückdrängen" oder "zurückschieben". Er wird im Zusammenhang mit möglichen illegalen Zurückweisungen von Flüchtenden an Grenzen verwendet. Die Jury kritisiere die Verwendung des Ausdrucks, "weil mit ihm ein menschenfeindlicher Prozess" beschönigt werde.

Platz 2 hinter "Pushback": "Sprachpolizei"

Auf Platz zwei der "Unwörter" setzte die Jury den Begriff "Sprachpolizei". Damit würden Personen diffamiert, die sich unter anderem für einen angemessenen, gerechteren und nicht-diskriminierenden Sprachgebrauch einsetzten. Der Begriff sei "irreführend, weil er suggeriert, dass es eine exekutive Instanz gäbe, die über die Einhaltung von Sprachregeln 'wacht' und bei 'Nichteinhaltung' Bestrafungen vorsieht oder Bestrafungen durchsetzt".

Platz 3: Vergleiche mit Nationalsozialismus

Unter den Vorschlägen für das diesjährige Unwort fanden sich laut der Jury zudem eine Vielzahl an Ausdrücken, die von Protestierenden gegen Corona-Maßnahmen verwendet würden und völlig unzulässig eine Ähnlichkeit zwischen Maßnahmen gegen die Covid-19-Pandemie und der nationalsozialistischen Diktatur nahe legten – zum Beispiel "Impfnazi", "Ermächtigungsgesetz" (für Infektionsschutzgesetz) oder der gelbe Stern mit dem Aufdruck "ungeimpft". Die deplatzierte Verwendung solcher Ausdrücke führe zur Verharmlosung des Nationalsozialismus, zur Verhöhnung der Opfer der nationalsozialistischen Diktatur und in manchen Fällen zu einer Opfer-Täter-Umkehr, so die Jury.

  • Zum Artikel: "Lügenpresse: das Wort und seine Geschichte"

1.300 Einsendungen mit "Unwort"-Vorschlägen

Nach Angaben der "sprachkritischen Aktion", die das Wort seit 1991 kürt, erreichten die Jury diesmal rund 1.300 Einsendungen mit Wortvorschlägen. Darunter seien etwa 450 verschiedene Begriffe gewesen, von denen knapp 45 den Kriterien entsprochen hätten, berichtete Jury-Sprecherin Constanze Spieß.

Kritik an "undifferenziertem" Sprachgebrauch

Die sprachkritische Aktion will mit dem "Unwort des Jahres" auf "undifferenzierten, verschleiernden oder diffamierenden öffentlichen Sprachgebrauch" aufmerksam machen. Im vergangenen Jahr wurden die Begriffe "Corona-Diktatur" und "Rückführungspatenschaften" erstmals parallel zu den Unwörtern des Jahres gekürt.

Mit "Corona-Diktatur" werden laut Jury die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie diskreditiert. Das Wort "Rückführungspatenschaften" bezeichnet einen von der EU-Kommission vorgeschlagenen Mechanismus der Migrationspolitik, bei dem ein Mitgliedsstaat der EU einem anderen Land die Verantwortung für Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern abnimmt.

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