Seit den Morgenstunden durchsuchen die Kölner Staatsanwaltschaft und die Polizei Räumlichkeiten von Kardinal Rainer Maria Woelki. Die Ermittler fuhren Punkt acht Uhr an mehreren Gebäuden des Erzbistums Köln vor. Es dauerte, bis sie Einlass bekamen. In der erzbischöflichen Residenz kam Woelki höchstpersönlich und öffnete den Beamten das Tor. Zunächst hatte der WDR darüber berichtet.
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Hintergrund der Razzia: Meineid-Ermittlungen gegen Woelki
Die Durchsuchungen und Beschlagnahmung schriftlicher Unterlagen und weiterer Kommunikationsvorgänge stehen im Zusammenhang mit Ermittlungen wegen Vorwürfen gegen den Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki, unter Eid falsche Aussagen gemacht zu haben, wie die Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte. Ermittelt werde wegen falscher Versicherungen an Eides statt und Meineid. Vom Erzbistum war bislang noch keine Bestätigung zu erhalten.
Rund 30 Beamte durchsuchen Objekte im Erzbistum Köln
Rund 30 Polizeibeamte und vier Mitglieder der Staatsanwaltschaft durchsuchten den Angaben zufolge am Dienstagmorgen ab acht Uhr Objekte an insgesamt sechs Orten, darunter vier in Köln, einer in Kassel und einer in Lohfelden.
Betroffen waren Räume des Generalvikariats, des Kirchengerichts, des Erzbischöflichen Hauses sowie Geschäftsräume des EDV-Dienstleisters, der den E-Mail-Verkehr im Erzbistum Köln verwaltet. Die Maßnahmen seien ohne Zwischenfälle verlaufen, die Ermittler seien an den Durchsuchungsorten auf Kooperation getroffen.
WDR veröffentlicht anscheinend persönlichen Brief Woelkis an Vatikan
In der Sache geht es um mutmaßliche Falschaussagen Woelkis über einen Missbrauchsfall aus dem Erzbistum. Woelki hatte in einem zivilrechtlichen Verfahren im März vor Gericht unter Eid ausgesagt, Details zu den Vorwürfen gegen einen beschuldigten Priester nicht gekannt zu haben. Zuvor hatte er 2021 im selben Fall eine eidesstattliche Erklärung abgegeben.
Der WDR hatte aber unlängst einen vierseitigen, dem Anschein nach persönlichen Brief Woelkis an den Leiter der Glaubenskongregation im Vatikan veröffentlicht. Darin wurden schon 2018 die Vorwürfe gegen den Priester detailiert beschrieben. Woelki führt darin penibel verschiedene sexuelle Übergriffe gegen Jugendliche auf. Der Erbischof behauptet, den Brief beauftragt, aber nicht gelesen zu haben.
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Mit Informationen von WDR, KNA und epd
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