Der Gesetzentwurf hat für viel Aufsehen gesorgt. Immobilienbesitzer wurden kalt erwischt. Dort, wo Öl- und Gasheizungen nicht mehr zu reparieren sind, muss eine Alternative angeschafft werden, die zu zwei Dritteln aus regenerativen Energien gespeist wird. Holzpellet-Heizungen, Wärmepumpen, Solarmodule auf dem Dach – meist gehen noch energetische Sanierungen mit der Umstellung einher. Auf die Eigentümer kommen dann Investitionen von mehreren zehntausend Euro zu. Und zwar alternativlos.
"Wir müssen es ernst nehmen, wenn sich die Menschen Sorgen machen, wie sie das am Ende bezahlen sollen. Gerade diejenigen, die vielleicht in den letzten Jahren alles zusammengespart haben für ein Eigenheim. Für sie muss der Umstieg auf klimafreundliche Alternativen sozial flankiert werden", räumt Ricarda Lang, Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Grüne, im Interview mit dem BR-Politikmagazin Kontrovers ein.
Milliarden-Förderungen für neue Heiz-Systeme
Förderprogramme, Unterstützung, soziale Staffelung: Verschiedene Modelle werden derzeit in Berlin diskutiert und verhandelt. Auf genaue Zahlen will Lang sich nicht festlegen, aber: "Wir werden Milliarden in die Hand nehmen. Über die ganz genaue Summe müssen wir noch innerhalb der Koalition verhandeln."
Milliarden-Förderungen für neue Heiz-Systeme - aber woher? Der Haushaltplan für 2024 ist noch nicht veröffentlicht, weil die Minister 70 Milliarden Euro mehr ausgeben wollen, als im Budget vorgesehen sind. Woher soll dann das Geld für die zusätzliche Unterstützung bei den Heizungen herkommen? "Wir haben beispielsweise einen Klima- und Transformationsfonds. Die Mittel darin sind genau für diese Fälle vorgesehen, die Transformation zu unterstützen. Wie notwendig das ist, belegen die aktuellen Zahlen des Umweltbundesamts", sagt Lang und fügt hinzu: "Wir sind in vielen Bereichen, wenn es um Energie und Industrie geht, auf einem guten Weg. Aber am Ende wird Deutschland nur klimaneutraler werden, wenn sich im Gebäudesektor etwas verbessert." Daran arbeite man nun und dafür werde das Geld am Ende auch ausgegeben, erläutert die Bundesvorsitzende.
Ziel: Klimaneutral und unabhängig
Die Prioritäten würden gerade noch innerhalb der Regierung ausgehandelt. "Aber am Ende muss das Geld für das ausgegeben werden, was wir uns als Koalition vorgenommen haben: Dieses Land klimaneutral zu machen und endlich unabhängig zu werden. Nicht nur vom russischen Gas, sondern auch von anderen, fossilen Energien und diktatorischen Systemen", unterstreicht die Grünen-Vorsitzende. Sie ist überzeugt, dass die regierenden Ampel-Parteien eine Einigung über die Ausgaben erzielen werden – insbesondere deshalb, weil man sich bereits im Koalitionsvertrag darauf geeinigt habe, dass auf Heizsysteme umgestellt werden soll, die zu zwei Dritteln aus erneuerbaren Energien gespeist werden.
Verbieten statt Fördern?
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm ist der Auffassung, dass ein Verbot neuer Öl- und Gasheizungen, nicht der richtige Weg sei. Man müsse ausschließlich auf Förderungen setzen. Die Grünen-Parteivorsitzende widerspricht. Sie ist der Auffassung, dass die Förderung zwar ein ganz zentraler Bestandteil sei - aber am Ende seien die Kosten für die Immobilienbesitzer entscheidend: "Und hier haben wir die Situation, dass die Menschen Entscheidungen für die nächsten 20, 30 Jahre treffen müssen. Wir wollen Planungssicherheit schaffen und zeigen in welche Richtung es gehen wird."
Run auf Wärmepumpen: "Booster für die Wirtschaft"
Die Bedarfe an Wärmepumpen und an Fachkräften, die sich mit der Technologie auskennen, wird künftig drastisch ansteigen. Der Frage, ob ab Januar genügend Wärmepumpen zur Verfügung stehen werden, weicht Lang aus. Sie schwärmt vom großen Zulauf, den die Hersteller erfahren: "Das ist ein Booster für unsere Wirtschaft wie auch in vielen anderen Ländern. In Österreich und in skandinavischen Ländern gibt es diese Regelung längst. Am Ende funktioniert es."
Video: Gas- und Ölheizungsverbot - Kostenexplosion für Verbraucher?
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