Im Gotthard-Straßentunnel in der Schweiz ist ein Riss in der Tunneldecke entdeckt worden. Deswegen bleibt der Tunnel bis auf Weiteres gesperrt, wie das Bundesamt für Straßen (Astra) mitteilte. Nahe dem nördlichen Tunnelportal hätten sich Betonteile gelöst und seien auf die Fahrbahn gefallen. Den Angaben zufolge wurde aber niemand verletzt. Der knapp 17 Kilometer lange Straßentunnel ist eine der wichtigsten Verkehrsverbindungen durch die Schweizer Alpen und verbindet die Zentralschweiz und den südlichen Kanton Tessin. Täglich sind dort in beiden Richtungen zusammen rund 17.000 Fahrzeuge unterwegs.
25 Meter langer Riss entdeckt
Die Sperrung hatte am Sonntagnachmittag begonnen, der Verkehr wird über Passstraßen umgeleitet. Autofahrer berichteten von stundenlangen Staus. Eine Autofahrerin berichtete der Zeitung "Blick", sie habe am Sonntag im Tunnel auf der Fahrt nach Norden einige Kilometer vor dem Ausfahrtportal eine Panne gehabt. Deshalb habe sich der Verkehr hinter ihr gestaut und es sei Richtung Norden niemand unterwegs gewesen, als die Betonteile abgestürzt seien. Laut Bundesamt ist in einer Zwischendecke ein Riss auf einer Länge von 25 Metern entdeckt worden, der Tunnel wurde sofort gesperrt.
Fahrt dauert rund eine Stunde länger
"Die Dauer der Sperrung ist noch nicht bekannt", teilte das Amt weiter mit. Der Verkehr wird über den Gotthard-Pass oder die San-Bernardino-Route umgeleitet. Die Fahrt dürfte sich dadurch um etwa eine Stunde verlängern.
Falls die Gotthard-Sperre länger dauere, müssten Autofahrer aber auch auf nächtliche Sperrungen im San-Bernardino-Tunnel achten, sagte ein ADAC-Sprecher. 17 Mal sei die Route im Oktober wegen Wartungs- und Sanierungsarbeiten jeweils zwischen 22.00 Uhr und 5.00 Uhr in beiden Richtungen nicht befahrbar. Der Gotthard-Pass sei vor allem mit Camping-Anhängern nicht unbedingt als Umleitungsstrecke zu empfehlen.
Sanierung des Tunnels seit langem geplant
Seit langem ist eine Sanierung des gut 40 Jahre alten Tunnels vorgesehen. Deshalb wird zurzeit an einer zweiten Röhre gebaut. Sie soll aber erst 2029 fertig sein. Der Verkehr soll dann durch die zweite Röhre fließen, bis die erste modernisiert ist. Ab 2032 sollen beide Röhren zur Verfügung stehen.
Im Güterverkehr ist der Gotthard die wichtigste Straßenverbindung – 77 Prozent des alpenquerenden Straßengüterverkehrs liefen vergangenes Jahr durch den Gotthard-Straßentunnel – insgesamt 678.000 Fahrten schwerer Güterfahrzeuge, vor allem im europaweiten Transitverkehr. Auch Pkw nutzen den Tunnel intensiv – knapp 32.000 Personen waren 2021 jeden Tag in beiden Richtungen unterwegs – auf der Durchreise zwischen Nord- und Südeuropa, oder auch nur zwischen der Zentralschweiz und dem Süd-Kanton Tessin. Viele Tessiner pendeln zur Arbeit in die nördliche Schweiz.
Ein Tessiner Parlamentarier sprach am Montag von einer "Katastrophe", sollte die Sperrung des Tunnels länger andauern. Denn im Tessin ist der Tourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor – insbesondere Wochenend- oder Tagesgäste aus der Deutschschweiz.
Auch Gotthard-Basistunnel ist gesperrt
Auch der 57 Kilometer lange Gotthard-Basistunnel von Erstfeld nach Bodio ist nach der Entgleisung eines Güterzugs am 10. August für den Personenverkehr zurzeit gesperrt. Dort sollen die Reparaturen nach Angaben der Schweizer Bahnen (SBB) mehrere Monate dauern. Gut vier Wochen nach dem Unglück befanden sich im September immer noch beschädigte Waggons im Tunnel. Personenzüge werden nun umgeleitet und fahren über mehrere Kehrtunnels bis auf gut 1.000 Meter Höhe, ehe sie 15 Kilometer durch den alten Gotthard-Eisenbahntunnel ins Tessin fahren. Das verlängert auch diese Fahrt um etwa eine Stunde.
Mit Informationen von dpa
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