Die bekannte iranische Schauspielerin Taraneh Alidoosti ist im Zusammenhang mit den systemkritischen Protesten im Iran verhaftet worden. Der 38-Jährigen wird nach Angaben der regierungsnahen Nachrichtenagentur Tasnim "Verbreitung von Falschinformationen und Unterstützung von konterrevolutionären Kreisen" vorgeworfen. Darauf steht meist eine langjährige Haftstrafe.
Alidoosti gehört zu den bestbezahltesten und international erfolgreichsten Schauspielerinnen im Iran. Die 38-Jährige spielte eine Hauptrolle in dem 2017 mit dem Oscar prämierten Drama "The Salesman". Dieses Jahr feierte sie bei den Filmfestspielen in Cannes die Premiere ihres neuesten Films "Leila's Brothers". Die öffentliche Vorführung des Films in den iranischen Kinos wurde vom Kultusministerium verboten.
Alidoosti solidarisierte sich mit Protestbewegung
Alidoosti hatte sich in Onlinenetzwerken wiederholt mit der Protestbewegung im Iran solidarisiert. Vergangenen Monat veröffentlichte sie auf ihrer Instagram-Seite ein Foto von sich ohne Kopftuch und solidarisierte sich somit öffentlich mit der neuen Frauenbewegung und den seit drei Monaten andauernden Protesten. Damit setzte sie ihre Karriere aufs Spiel und wurde deshalb für ihren Mut im In- und Ausland gelobt.
Auch hatte die Schauspielerin zuletzt die Hinrichtung des jungen Demonstranten Mohsen Schekari angeprangert. "Jede internationale Organisation, die diesem Blutbad zuschaut und nicht reagiert, ist eine Schande für die Menschheit", schrieb sie auf Instagram zu der Hinrichtung. Schekari wurde am 9. Dezember hingerichtet, nachdem er vor einem iranischen Gericht angeklagt worden war, eine Straße in Teheran blockiert und einen Angehörigen der Sicherheitskräfte mit einer Machete angegriffen zu haben.
- Zum Artikel Proteste im Iran: "Eine veritable Gefahr für das Regime"
Festnahme von Schauspielerinnen noch in zwei weiteren Fällen
Der Iran wird seit dem Tod der 22-jährigen Mahsa Amini am 16. September nach ihrer Festnahme durch die Sittenpolizei von Protesten erschüttert. Bei den Demonstrationen wurden nach iranischen Angaben mehr als 200 Menschen getötet. Internationale Menschenrechtsorganisationen gehen von mehr als 450 Toten aus. Tausende Menschen wurden festgenommen. Die Demonstrationen richten sich unter anderem gegen die rigorosen Bekleidungsvorschriften für Frauen. Der nach ihrer Festnahme verstorbenen Amini war vorgeworfen worden, die Regeln für das Tragen des Kopftuchs missachtet zu haben.
Bereits vor Beginn der aktuellen Protestwelle waren in diesem Jahr mehrere prominente Vertreter der iranischen Filmbranche festgenommen worden, darunter die international preisgekrönten Regisseure Mohammed Rasulof und Jafar Panahi, die sich weiterhin hinter Gittern befinden. Zwei andere bekannte Schauspielerinnen, Hengameh Ghasiani und Katajun Riahi, wurden ebenfalls festgenommen, weil sie sich in den sozialen Medien mit den Demonstranten solidarisiert hatten. Beide wurden inzwischen wieder freigelassen.
Mit Informationen von AFP, dpa und AP
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht’s zur Anmeldung!