Der 80-jährige Kurt Küchle und seine Frau Irmgard wohnen seit mehr als drei Jahren bei ihrer Tochter und ihrer Familie in einem besonderen Wohnprojekt, bestehend aus zwei Häusern mit einem gemeinsamen Garten und mehreren Gemeinschaftsräumen.
Dinge teilen - auch die Aufgaben
Im zweiten Haus gibt es fünf Wohnungen mit Singles und Paaren mit und ohne Kindern. Dinge werden miteinander geteilt und man hilft einander im Alltag.
Besondere Wohnprojekte
Eine Nachbarschaft zu schaffen, in der sich ältere Menschen wohlfühlen und bei Bedarf Hilfe bekommen, das versuchen zahlreiche Wohnprojekte in ganz Bayern. Die Aktion "Wohnen für Hilfe“ in München zum Beispiel vermittelt junge Leute an Senioren, bei denen sie ein Zimmer bekommen. Ihre Miete bezahlen sie durch regelmäßige Hilfsleistungen. Wohnungen speziell für ältere Frauen gibt es vom Verein "Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter“.
Erna Öttl lebt in einer Wohnung in der Nähe des Olympiaparks in München, die zu einer der vier Wohngruppen des Vereins gehört. Sie hat ein Wohnzimmer mit Balkon, eine Kochnische und ein Badezimmer. Um eine Wohnung in den Wohnprojekten zu bekommen, musste Erna Öttl dem Verein beitreten, eine Aufnahmegebühr von 300 Euro und den jährlichen Mitgliedsbeitrag von 40 Euro bezahlen. Dann durfte sie sich auf eine der schwellenfreien Wohnungen mit Aufzug und einer vergünstigten Miete bewerben. Momentan sind keine neuen Wohnungen frei, 20 Frauen befinden sich auf der Warteliste, sagt Christa Lippmann, Vorsitzende des Vereins. Es sind vor allem alleinstehende Frauen mit niedriger Rente.
Mit einer kleinen Rente in München leben?
"Es gibt ein gesellschaftliches Problem für ältere Rentnerinnen mit einer Durchschnittsrente von 800, 1000, 1100 Euro. Damit kann man in München nicht leben." Christa Lippmann, Verein Nachbarschaftlich leben für Frauen im Alter
Keine WG, aber man kümmert sich
Optimal sei hingegen die sogenannte "sorgende Hausgemeinschaft“, wie es sie in der Wohnanlage gibt, in der Erna Öttl wohnt. Jede Frau hat hier ihre eigene Wohnung und zusammen haben sie einen Gemeinschaftsraum, in dem sich die acht Bewohnerinnen zum Frühstücken oder Kaffee trinken treffen können.
Außerdem gibt es eine Psychologin, die die Gruppe betreut und bei Konflikten schlichtet. Wenn eine Mitbewohnerin Probleme hat, helfen sich die Nachbarinnen gegenseitig.