In Krisenzeiten steigt einer Umfrage zufolge die Zahl der Deutschen, die junge Menschen für ein soziales Jahr in die Pflicht nehmen wollen. So stimmten zwei Drittel (65 Prozent) der vom Hamburger Opaschowski Institut für Zukunftsforschung (OIZ) Befragten dem Satz zu: "Für Jugendliche sollte am Ende der Schulzeit ein soziales Pflichtjahr eingeführt werden, um den sozialen Zusammenhalt zu fördern und das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern." Im Vorkrisenjahr 2019 lag die Zustimmung noch bei 37 Prozent.
Umfrage: Auch viele Jugendliche sprechen sich für Pflichtjahr aus
Auch unter den 14- bis 23-Jährigen verdoppelte sich den Angaben zufolge der Zustimmungswert nahezu von 22 Prozent auf 41 Prozent. Die mit 72 Prozent größte Zustimmung für ein soziales Pflichtjahr gab es demnach bei Geringverdienern mit einem Haushaltseinkommen von unter 1.500 Euro sowie bei über 65-Jährigen (76 Prozent). Die größte Zurückhaltung (59 Prozent) zeigten Befragte mit Abitur und/oder Hochschulabschluss. Vom OIZ befragt wurden 2019 und 2023 jeweils 1.000 Personen ab 14 Jahren.
"Krisenzeiten verändern die Einstellung der Menschen"
"Die anhaltenden Krisenzeiten verändern die Einstellungen und Verhaltensweisen der Bevölkerung nachhaltig", sagte Institutsleiter Horst Opaschowski der Deutschen Presse-Agentur. Der Pflichtgedanke erfahre eine höhere Wertschätzung, da er mit persönlicher Herausforderung, gesellschaftlicher Notwendigkeit und Sinnerfüllung verbunden sei. "Eine soziale Aufgabe übernehmen und dafür Verantwortung zu tragen, bekommt eine wachsende positive Bedeutung und verliert ihren Charakter als lästige Verpflichtung."
Win-Win-Situation für Gesellschaft und die Idee des Sozialstaats
Der Sozialstaat habe in der Krise nachweislich viel für die Menschen getan. "In den anhaltenden Krisenzeiten nimmt die Bereitschaft zu, jetzt mehr für Staat und Gesellschaft zu tun", sagte Opaschowski. Dabei sei ein doppelter Gewinn möglich: "für die Persönlichkeitsentwicklung der Schulabgänger und für die Zukunft des gesellschaftlichen Zusammenhalts". Pflegeeinrichtungen, Krankenhäuser, Rettungsdienste, Katastrophenschutz, Rotes Kreuz und Technisches Hilfswerk könnten davon profitieren.
Mit Informationen von dpa
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