Symbolbild zum Thema Spendenaufruf für die Ukraine
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Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurde sprunghaft mehr gespendet.

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Spenden-Bilanz 2022: Viel Geld, aber nicht von allen

Spenden-Bilanz 2022: Viel Geld, aber nicht von allen

Geldspenden gab es im Jahr 2022 vor allem für Geflüchtete aus der Ukraine. Die Zahl der Spender nimmt allgemein seit Jahren ab, dafür steigt die Höhe der Spenden. Eine Altersgruppe sticht hervor: Sie gibt mit Abstand am wenigsten.

In Deutschland haben 18,7 Millionen Menschen vergangenes Jahr gespendet. Das sind 28 Prozent der Privatpersonen. So wenige wie noch nie seit 2005, seitdem die Spendenbereitschaft der Deutschen vom Marktforschungsinstitut GfK erhoben wird. Aber weil die durchschnittliche Spendenhöhe angestiegen ist auf bisher noch nie erreichte 43 Euro pro Spender, ist trotzdem sehr viel Spendengeld zusammengekommen. Und zwar mehrmals im Jahr. Die jährliche Auswertung der GfK im Auftrag des Deutschen Spendenrats kommt auf insgesamt 5,7 Milliarden Euro. Nur 2021 lag das Ergebnis noch etwas darüber.

Ukraine-Hilfe mobilisiert die meisten Spender

Vor allem die Hilfe für geflüchtete Menschen aus der Ukraine hat nach Auffassung des Spendenrats zu diesem Ergebnis geführt. Der Bereich humanitäre Hilfe und hier die Not- und Katastrophenhilfe war bereits im Jahr 2021 der Bereich mit den höchsten Zuwendungen. Grund war damals die Flutkatastrophe im Ahrtal.

Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 wurde sprunghaft mehr gespendet: Allein im März wurden 912 Millionen Euro insgesamt eingesammelt. Wobei hier alle Spenden eingerechnet werden, nicht nur die für die humanitäre Hilfe. Zum Jahresende ging die Inflation durch die Decke, genauso wie Heiz- und Stromkosten. Trotzdem spendeten die Deutschen auch im Dezember wieder: Im spendenstärksten Monat kam etwas mehr als eine Milliarde Euro zusammen. Allerdings sind das fünf Prozent weniger als 2021.

70 plus gibt am meisten

Traditionell ist die Altersgruppe 70 und älter beim Spenden am aktivsten: Auf sie entfallen 43 Prozent der Spendeneinnahmen im vergangenen Jahr. Die durchschnittliche Spende lag hier bei 421 Euro. Das war noch einmal mehr als in den Vorjahren. Auch aus der Gruppe der 50- bis 59-Jährigen, und besonders in der Gruppe der bis 39-Jährigen gab es höhere Spenden. Dagegen nimmt die Zahl der Spender bei den 40- bis 49-Jährigen ab. Sie sind die einzige Altersgruppe, die ihre Spende seit 2019 um rund 90 Euro verringert hat auf 234 Euro pro Spender.

Die 40- bis 49-Jährigen geben am wenigsten

Die Spenderzahl nimmt 2022 in allen Altersgruppen ab. Das verwundert nicht. Wenn man den außergewöhnlichen Anstieg während der Ahrtalflut im vergangenen Jahr mitberücksichtig, sei ein Rückgang erwartbar gewesen, sind sich die Experten einig.

Nur bei den 40- bis 49-Jährigen war sogar im vergangenen Jahr ein Rückgang zu sehen. "Menschen in dieser Altersgruppe stehen eigentlich mitten im Leben, haben vielleicht ein gutes Einkommen", sagt Bianca Corcoran-Schliemann vom Marktforschungsinstitut GfK bei der Vorstellung der Spendenbilanz. Allerdings hätten sie auch oft eine Familie zu versorgen, höhere Stromrechnungen, machten sich mehr Gedanken über ihre Lage. Kurz: Andere Themen stünden im Vordergrund. Und die Spendenorganisationen hätten bisher offenbar nicht die richtige Ansprache gefunden, sagt Corcoran-Schliemann.

Großer Verlierer: Kultur und Denkmalpflege

Während die Not- und Katastrophenhilfe am besten abschneidet, müssen andere Bereiche deutliche Rückgänge hinnehmen wie die Entwicklungshilfe, Bildungsspenden und andere soziale Zwecke (-175 Mio. auf 702 Mio. Euro). Auch Kirchen- und Religionsspenden verlieren (-45 Mio. Auf 779 Mio. gesamt). Außerhalb der humanitären Hilfe trifft es vor allem die Kultur- und Denkmalpflege (51 Millionen weniger als 2021). Nur der Tierschutz bekommt acht Millionen Euro mehr (7,4 Prozent der Spendeneinnahmen).

Recht enges Bild des Spendens

"Im Dezember sind erste Anzeichen sichtbar geworden", sagt Bianca Corcoran-Schliemann vom Marktforschungsinstitut GfK, "nächstes Jahr könnte es schwierig werden." Muss man sich also angesichts des Spenderrückgangs Sorgen um die Spendenbereitschaft der Deutschen machen?

Vieles tauche in den Zahlen der GfK-Erhebung nicht auf: Unter anderem Erbschaften, Großspenden, ehrenamtliche Einsätze und Sachspenden, sagt Larissa Probst, Geschäftsführerin des Deutschen Fundraising Verbands, der dpa. Dabei gebe es etwa im Bereich von Erbschaften "großes Wachstum". Und es gibt neuere Formen des Engagements, die nicht in die GfK-Zahlen einfließen: "Mikrospenden" an der Supermarktkasse etwa oder beim Online-Bezahlen.

Auch die Methodik ist wichtig

Die Hochrechnungen der "Bilanz des Helfens", die der deutsche Spendenrat e.V. bei der GfK in Auftrag gibt, basieren auf monatlichen Tagebüchern von 10.000 Teilnehmern ab zehn Jahren, die teils noch auf Papier geführt werden. Fragt man wie Larissa Probsts Verband im "Deutschen Spendenmonitor" nur Internetnutzer bis 70 Jahre, ändert sich das Ergebnis: Rund 53 Prozent der Befragten geben an, Spender zu sein. In der "Bilanz des Helfens" sind es nur 28 Prozent. Die Organisationen sind auf Umfragen angewiesen, denn eine "harte" Zahl zu Spenden in Deutschland, die Finanzämtern vorliegen könnte, wird nicht veröffentlicht.

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