Will Papst Franziskus tatsächlich zurücktreten? Und wenn ja, wann? Vielleicht liegt es an den heißen Temperaturen in Rom, dass die Gerüchte derzeit wieder hochkochen. Hauptindiz ist die angeschlagene Gesundheit des Pontifex. Gerade hat er eine geplante Reise nach Afrika verschoben. Er folgt mit dieser Entscheidung dem Rat seiner Ärzte.
Auf ärztlichen Rat: Reise nach Afrika verschoben
32 Grad zeigt das Thermometer in Rom an, als Papst Franziskus ans Fenster tritt. Im Stehen und präsent spricht er das Angelus-Gebet. Immer wieder schaut er zu den rund zwanzigtausend Gläubigen, die auf den Petersplatz gekommen sind. Papst Franziskus teilt ihnen mit, dass er die Reise nach Afrika nicht wie geplant antreten wird: "Es tut mir wirklich sehr, sehr leid, dass ich diese Reise verschieben musste, die mir sehr am Herzen liegt.“ Als Grund nennt der Pontifex Probleme mit dem Bein.
Die für Anfang Juli vorgesehene Reise in die Demokratische Republik Kongo und in den Süd-Sudan wird auf einen noch unbekannten Termin verschoben. "Auf Anraten der Ärzte", so hatte Vatikan-Sprecher Matteo Bruni mitgeteilt, "und um die Resultate der noch laufenden Kniebehandlungen nicht zunichte zu machen".
Lieber Rücktritt als erneute Operation
Der Papst hat starke Schmerzen im rechten Knie. Alle Welt kann beobachten, wie er sich mit größter Mühe von einem Stuhl erhebt, wie er immer öfter Termine im Rollstuhl absolviert. Auch nach dem Angelus-Gebet und seiner persönlichen Ansprache ist zu sehen, wie er sich ganz langsam und offensichtlich mit größter Anstrengung vom Fenster wegdreht. Könnte er wirklich an einen Rücktritt denken?
Inés San Martín kommt wie Franziskus aus Argentinien. Für die Online-Zeitung Crux beobachtet sie seit vielen Jahren den Vatikan. Sie erinnert an die Aussage, die Franziskus vor einiger Zeit gegenüber den Mitgliedern der italienischen Bischofskonferenz gemacht hat. Die Ärzte möchten ihn gerne operieren, aber – so wird der Papst zitiert – er wolle lieber zurücktreten, bevor er sich noch einmal operieren lasse. Im vergangenen Jahr hatte er bei einer Darmoperation die Narkose schlecht vertragen. Für die Vatikanjournalistin ist diese Aussage der einzige wirkliche Hinweis, den der Papst bezüglich seiner Rücktrittsbereitschaft gegeben hat.
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21 neue Kardinäle: Die Gerüchteküche brodelt
Die Gerüchte im Vatikan kochen hoch. Gerade hat der Pontifex 21 neue Kardinäle bestimmt. Ende August werden sie beim Konsistorium - der Versammlung aller Kardinäle - eingeführt. Es ist ein ungewöhnliches Datum, aber vielleicht wurde es aus ganz praktischen Gründen gewählt. Die Flugtickets nach Italien, so wird in Rom argumentiert, seien im August weitaus günstiger als etwa im November - gerade auch in Zeiten der hohen Energiepreise.
Franziskus will im Sommer nach L'Aquila reisen. In der Abruzzen-Stadt nimmt er am 28. August an der traditionsreichen Vergebungs-Wallfahrt teil, die auf Papst Coelestin V. zurückgeht - jenem Papst, der als Erster freiwillig zurücktrat. Benedikt XVI. war 2009 nach einem schweren Erdbeben nach L'Aquila gereist. Einige munkeln, der deutsche Papst habe schon damals an einen Amtsverzicht gedacht. Er besuchte das Grab von Coelistin V und legte dort sein Pallium ab, seine Wollstola. Es war eine Geste, die später schweres Gewicht bekam. Denn vier Jahre später trat Benedikt XVI als Papst zurück. Könnte Franziskus Gleiches im Sinn haben?
"Ein Mann, der seine Frustration nicht verbergen kann"
Sicher ist: Die abgesagte Reise in die Demokratische Republik Kongo und in den Südsudan im Juli ist für ihn nur aufgeschoben. Nach dem Mittagsgebet bittet er darum, mit der Hilfe Gottes und mit medizinischer Behandlung so schnell wie möglich kommen zu können.
Für Juli ist auch eine Reise nach Kanada geplant. Bestätigt wurden auch Reisepläne nach Kasachstan. Für Vatikanbeobachter wie Inés San Martín wird entscheidend sein, wie gut sich Franziskus bei seinen Reisen tatsächlich vorwärtsbewegen könne. Er sei "ein Mann, der seine Frustrationen nicht verbergen kann."
Rücktritt noch vor dem 86. Geburtstag?
So könnten die Besuche ein Lackmustest dafür sein, wie lange Papst Franziskus nach Benedikts Ableben noch bleiben wird, meint die Vatikan-Beobachterin. Denn bei Benedikt spreche man ja über einen Mann, der jetzt 95 Jahre alt ist. Nach Ansicht San Martíns sei Franziskus auch davon überzeugt, dass niemand arbeiten solle, der älter als 85 Jahre alt ist. In diesem Alter ist Papst Benedikt zurückgetreten. Papst Franziskus wird im Dezember 86 Jahre alt.
- Zum Artikel: Papst Franziskus gibt mit 85 nochmals richtig Gas
Könnte er womöglich schon früher zurücktreten? Zwei emeritierte Päpste und ein amtierender Papst – nach Einschätzung von Gudrun Sailer von Vatikan News wäre das ein Szenario, das vielen missfällt in der Kirche. Und wohl auch Franziskus. Auch wenn der Papst in seiner körperlichen Beweglichkeit eingeschränkt ist, so wirkt er momentan bei vielen Gelegenheiten dennoch voller Elan. Den Gläubigen winkt er fröhlich zu und sagt, wie so oft: "Und vergesst bitte nicht, für mich zu beten“.
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