Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt Corona-Impfungen für Jugendliche im Alter zwischen zwölf und 17 Jahren. Das teilte das unabhängige medizinische Beratergremium am Montag in Berlin mit. Es aktualisierte damit seine vorherige Empfehlung von Anfang Juni, derzufolge in Deutschland zunächst nur Jugendliche mit Vorerkrankungen gegen das Coronavirus geimpft werden sollten.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßte die Aktualisierung der Stiko als eine "gute Nachricht". "Eltern und Jugendliche haben damit eine klare Empfehlung, sich für die Impfung zu entscheiden. Die Fakten sprechen für die Impfung", erklärte Spahn in Berlin. Ausreichend Impfstoff für alle Altersgruppen sei vorhanden. Eine Impfung könne "diese Woche noch stattfinden", falls sie gewünscht sei.
Söder: "Für den Schulstart wichtig"
Auch Bayerns Ministerpräsident Markus Söder begrüßte den Schritt. Auf Twitter schrieb er: "Endlich: Die Stiko empfiehlt die Impfung für Schüler ab zwölf. Das ist für den Schulstart wichtig. Allerdings hätten wir das schon früher haben können. Leider haben wir viel Zeit verloren. Umso schneller sollte jetzt das Impfangebot erfolgen."
Bayerns Gesundheitsminister Holetschek betonte: "Die Entscheidung der Siko ist ein wichtiges Signal an die Eltern und an die Kinder und Jugendlichen selbst: Lassen Sie sich und Ihre Kinder jetzt impfen! Wir haben ausreichend Impfstoff zur Verfügung - sodass jeder, der möchte, rasch geimpft werden kann. Umso mehr Kinder und Jugendliche geimpft sind, umso sicherer können wir auch in das kommende Schuljahr starten. Ich bin mir sicher, dass die nunmehr weiterentwickelte Einschätzung der Stiko vielen Eltern eine wichtige Entscheidungshilfe geben kann.“
Anpassung der Empfehlung wegen größeren Datensatzes
Nach Angaben der Stiko erfolgte die Anpassung der Empfehlung nach der Auswertung weiterer Daten über mögliche Nebenwirkungen, die insbesondere aus dem großangelegten Impfprogramm für Jugendliche in den USA stammten. Dort wurden dem Gremium zufolge inzwischen bereits beinahe zehn Millionen junge Menschen immunisiert.
Außerdem hätten "mathematische Modellierungen" ergeben, dass für Kinder und Jugendliche angesichts der inzwischen dominierenden Delta-Variante bei einer möglichen vierten Infektionswelle im Herbst ein "deutlich höheres Risiko" für eine Erkrankung bestehe, teilte die Stiko weiter mit. Bei "sorgfältiger Bewertung" der neuen Informationen überwögen daher nach gegenwärtigem Stand die Vorteile einer Impfung das Risiko sehr seltener Nebenwirkungen.
- Zum Artikel "Corona-Impfung für Kinder - was Sie wissen müssen"
Zuvor: Kritik an Stiko-Entscheidung aus der Politik
Über eine allgemeinen Impfempfehlung für Jugendliche wird bereits seit längerem kontrovers diskutiert. Nach dem Verzicht auf eine solche Bewertung durch die Stiko im Juni war das Gremium aus der Politik teils heftig kritisiert worden. Eine Impfung ist jedoch auch ohne Stiko-Empfehlung erlaubt.
Es gibt Impfstoffe, die für Zwölf- bis 17-Jährige völlig regulär zugelassen sind. Vor diesem Hintergrund ließen sich auch schon zahlreiche Jugendliche impfen. Nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Montag sind 24,3 Prozent der Zwölf- bis 17-Jährigen mindestens einmal gegen Corona geimpft und 15,1 Prozent vollständig.
Anfang August hatten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern bereits breitere Angebote für Kinder ab zwölf Jahren vereinbart - zum Corona-Schutz für den Schulstart nach den Sommerferien. Mit den Präparaten von Biontech/Pfizer und Moderna sind in der EU zwei mRNA-Impfstoffe für diese Gruppe zugelassen. Für Kinder unter zwölf Jahren ist bislang kein Impfstoff verfügbar.
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