Den Reisenden der Deutschen Bahn drohen in den anstehenden Sommerferien unbefristete Streiks. Nach der gescheiterten Tarifrunde mit der Deutschen Bahn (DB) ruft die Eisenbahnergewerkschaft EVG ihre Mitglieder zur Urabstimmung auf. "Unbefristete Streiks werden dadurch möglich", sagte EVG-Chef Martin Burkert am Donnerstag.
Warnstreiks noch vor Ende der Urabstimmung möglich
"Wir sind nach wie vor verhandlungsbereit; um zu einem Abschluss zu kommen, muss die DB AG jetzt noch einmal ordentlich nachlegen." Auf Fahrgäste der Bahn könnten auch vor Ende der Urabstimmung der EVG Arbeitsniederlegungen zukommen. Die Urabstimmung werde vier bis fünf Wochen in Anspruch nehmen, sagte Gewerkschaftschef Martin Burkert am Donnerstag in Berlin. "Bis dahin sind auch Warnstreiks weiterhin nicht ausgeschlossen", so der EVG-Chef.
Bahn-Kritik an Streikankündigung der EVG
Ein Bahn-Sprecherin kritisierte die Streikdrohung der EVG gegenüber BR24. "Die EVG will jetzt Millionen Menschen die Sommerferien vermiesen. Das braucht und will niemand. Es ist ein Unding, die Reisenden ständig mit Streikdrohungen zu verunsichern." Laut der Sprecherin habe man kurz vor einem Tarifabschluss gestanden. "140 Seiten unterschriftsreifer Tarifvertrag auf dem Tisch. Alles bisher in den Verhandlungen erreichte ist nun weg. Ein Ergebnis wird durch die Urabstimmung um Monate verzögert. An der DB liegt es nicht, sie ist weiterhin lösungsbereit", so die Bahnsprecherin.
Das fordert die Gewerkschaft – das bietet die Bahn
Die EVG hatte bereits am Mittwochabend nach einer Bewertung der Tarifkommission erklärt, die von der Bahn angebotene Laufzeit von 27 Monaten sei deutlich zu lang, die Lohnerhöhung zu niedrig und zu spät.
Die EVG hatte ursprünglich zwölf Prozent mehr Lohn gefordert, mindestens aber 650 Euro im Monat mehr - bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Bahn hatte zuletzt einen "hohen Festbetrag" sowie einen zusätzlichen Inflationsausgleich von 2.850 Euro netto bei einer Laufzeit von 27 Monaten in Aussicht gestellt. Zudem habe man strukturelle Verbesserungen angeboten, um die Bahn als Arbeitgeber attraktiver zu machen und das Personal zu binden, erklärte der Staatskonzern.
Laut EVG-Chef Burkert wollte die Bahn "in einem ersten Schritt nicht mehr als 200 Euro mehr zahlen und das auch erst im Dezember. Das ist zu wenig und zu spät", so Burkert.
EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte
Die Gewerkschaft EVG verhandelt für rund 230.000 Beschäftigte bei rund 50 Bahn- und Busunternehmen, darunter etwa 180.000 bei der Deutschen Bahn. Inzwischen hat die EVG Tarifabschlüsse mit mehreren privaten Konkurrenten des Staatskonzerns erzielt. Die Vereinbarungen etwa mit der Transdev-Gruppe beinhalten insgesamt 420 Euro mehr Lohn sowie Inflationsausgleichsprämien von rund 1.000 Euro oder mehr, bei einer Vertragslaufzeit von 21 Monaten.
Mit Informationen von Reuters
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!