Pfingsten ist neben Ostern und Weihnachten das dritte zentrale Fest im Kirchenjahr. Der Name Pfingsten geht auf das griechische Wort "pentekoste" – der Fünfzigste – zurück, weil das Pfingstfest seit etwa Ende des vierten Jahrhunderts fünfzig Tage nach Ostern gefeiert wird.
Die wenigsten wissen, was Pfingsten bedeutet
Mit Pfingsten endet im kirchlichen Kalender die 50-tägige Osterzeit. In vielen katholischen Bistümern finden zu Pfingsten die jährlichen Priesterweihen statt. Immer mehr katholische und evangelische Gemeinden bekunden am Pfingstmontag ihre ökumenischen Gemeinsamkeiten.
Pfingsten ist ein sperriges religiöses Fest. Umfragen der vergangenen Jahre beweisen, dass bereits gut die Hälfte der Menschen in Deutschland nicht weiß, was an Pfingsten gefeiert wird und was der Heilige Geist und die auf die Apostel herabregnenden Feuerzungen zu bedeuten haben.
Pfingsten – der Geburtstag der Kirche
Den biblischen Berichten zufolge schenkt Gott seit Pfingsten seinen Geist nicht mehr einzelnen Auserwählten, sondern allen Christen: "Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an, zu predigen in anderen Sprachen", heißt es in der biblischen Apostelgeschichte. In Erinnerung an dieses Ereignis wird Pfingsten auch als Geburtstag der Kirche verstanden. Menschen aus unterschiedlichen Nationen hören sie in ihrer jeweiligen Muttersprache predigen und verstehen sich. Dieses Wunder wird als Beginn der Mission verstanden, das Evangelium weltweit zu verbreiten.
Petrus rief der Überlieferung zufolge die Menschen auf, sich auf den Namen Jesu Christi taufen zu lassen. Ihm folgten laut Pfingsterzählung an dem Tag rund 3.000 Menschen. In der Apostelgeschichte ist weiter davon die Rede, dass man bei dem Treffen der Jünger Jesu etwas sah "wie Feuer, das sich zerteilte, und auf jeden von ihnen ließ sich eine Flammenzunge nieder". Auf die Pfingsterzählung des Neuen Testaments geht daher wohl auch die Redewendung "Feuer und Flamme sein" für "begeistert sein" zurück.
Die Sache mit dem Heiligen Geist
Die Schwierigkeiten mit dem Fest mögen auch damit zusammenhängen, dass der "Heilige Geist" nur schwer zu fassen ist. Die Art, wie man sich ihn vorstellte, hat sich im Lauf der Geschichte mehrfach gewandelt. Er wurde zunächst als ein junges Mädchen dargestellt, dann als Mann mit drei Gesichtern, und schließlich kam gegen Ende des Mittelalters die Taube als Symbol auf.
Im Neuen Testament ist auch von der Taube die Rede – allerdings nicht beim Pfingstereignis, sondern bei der Taufe Jesu im Jordan. Dort heißt es im Matthäusevangelium: Als Jesus aus dem Wasser stieg, "öffnete sich der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen". Fortan galt die Taube als Symbol des Heiligen Geistes.
Die Taube ist kein rein christliches Symbol
Allerdings ist der Tauben-Kult kein rein christliches Phänomen. Schon in der Antike war der Vogel Sinnbild von Sanftmut, Einfalt und Unschuld – weil man annahm, die Taube besitze keine Galle und sei daher frei von allem Bösen und Bitteren.
Im alten Indien und bei einigen germanischen Stämmen galt sie als "Seelenvogel". Auch im Islam sind die gurrenden Tiere heilig, weil sie den Propheten Mohammed auf der Flucht beschützt haben sollen.
Dieser Artikel ist erstmals am 2. Juni 2022 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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