In Bayern haben sich Betrüger in Singlebörsen und sozialen Netzwerken zig Millionen Euro erschlichen. "Allein der bislang bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) angezeigte Gesamtschaden beläuft sich auf etwa 20 Millionen Euro", sagte Justizminister Georg Eisenreich (CSU) der Deutschen Presse-Agentur in München. Die Betrüger würden sich das Geld mit "perfiden Methoden" erschleichen.
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"Tinder-Trading-Scams"
Ermittler nennen die Betrugsmethode, die sich seit einiger Zeit rasant im Internet ausbreitet, "Tinder-Trading-Scams". Dabei versuchen Betrüger über Partnersuchportale wie Tinder oder über soziale Netzwerke wie LinkedIn mit potenziellen Opfern in Kontakt zu treten. Anschließend versuchen sie auch per Flirtbotschaften Nähe und Vertrauen aufzubauen, um die Opfer dann im weiteren Verlauf von Geldanlagen in Kryptowährungen zu überzeugen. Dazu nutzen sie auch sogenannte "Deepfakes", bei denen zum Beispiel die Unterstützung von Prominenten vorgegaukelt wird.
Die Täter sprechen laut Justizministerium in verächtlicher Weise vom "Pig Butchering" (deutsch: "Schweineschlachten"). "Man sieht, dass die überhaupt keinen Respekt vor Menschen und ihren Hoffnungen haben", so Justizminister Eisenreich. Zum Teil sind die Opfer suizidgefährdet.
"Noch am Anfang der Ermittlungen"
Die überwiegende Zahl der Opfer sind Männer. Bei der Zentralstelle Cybercrime Bayern sind alleine in diesem Jahr 55 Anzeigen mit Betrugsvorwürfen dieser Art eingegangen. Seit 2021 waren es 260 Anzeigen auf 230 Plattformen. Zwei Geschädigte haben mehr als eine Million Euro verloren.
Im Schnitt wurden 70.000 Euro in gefälschte Krypto-Webportale investiert und verloren. Zahlen zu Festnahmen und Verurteilungen gibt es noch nicht. "Wir stehen hier mit den Ermittlungen noch am Anfang", sagte Thomas Goger von der Zentralstelle Cybercrime Bayern.
Große Dunkelziffer vermutet
Doch viele Opfer trauten sich nach den Taten aus Scham nicht, zur Polizei zu gehen. Daher dürfte der entstandene Schaden noch deutlich höher liegen. Auch wenn die Betrugsmasche nach dem Portal Tinder benannt ist, findet sie ebenso auf vielen anderen Seiten statt.
Der große Betrug beginne manchmal mit einem verführerischen Match auf Tinder, so das Justizministerium in - am Ende sei dann alles weg - das Geld und die Liebe.
Dating-Opfer Helga Grotheer gründete Forum für Opfer
In der Abendschau im BR Fernsehen war Dating-Opfer Helga Grotheer zu Gast. Im Jahr 2008 ist sie auf einen angeblichen 50-jährigen Straßenbauingenieur reingefallen. In Wirklichkeit handelte es sich um einen 34 Jahre alten Betrüger aus Nigeria. Daraufhin gründete sie im Internet das Forum "Romancescambaiter", übersetzt Liebesbetrügerquäler, welches mittlerweile knapp 5.000 Mitglieder zählt. Helga Grotheer zufolge werden die Schadenssummen, die Opfer an Liebesbetrüger bezahlen, immer größer. Eine Frau aus dem Forum habe 700.000 Euro durch Liebesbetrug verloren.
Mit Informationen von dpa
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