Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben
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Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben

Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg gestorben

Er war Büroleiter von Václav Havel und später Außenminister Tschechiens. Die Wurzeln seiner Familie liegen im mittelfränkischen Scheinfeld. Jetzt ist Karel Schwarzenberg mit 85 Jahren gestorben.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Der frühere tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg ist tot. Die von Schwarzenberg mitbegründete Partei TOP 09 bestätigte dessen Tod am Sonntag auf ihrer Website, tschechischen Medienberichten zufolge starb er am Samstag im Alter von 85 Jahren in einem Krankenhaus in Wien nach monatelanger Krankheit im Kreise seiner Familie.

Er war in Tschechien, Österreich und Deutschland zu Hause und wäre beinahe tschechischer Präsident geworden. Als entschiedener Gegner des Kommunismus unterstützte er, Schriftsteller im Untergrund. Nach dem Fall des eisernen Vorhangs engagierte er sich in der tschechischen Politik. Seine Wurzeln und die seiner Familie aber liegen im mittelfränkischen Scheinfeld.

Frühes Interesse an der Politik

Karl zu Schwarzenberg, wie er im Deutschen hieß, kam am 10. Dezember 1937 in Prag zur Welt. In der Tschechoslowakei ging er zur Schule, danach studierte er in Wien, wo seine ersten politischen und wirtschaftlichen Aktivitäten begannen. 1979 trat er das Erbe seines Onkels Joseph an und wurde Oberhaupt des Adelsgeschlechts Schwarzenberg mit Stammschloss in Scheinfeld.

Dort verbrachte er immer wieder Zeit, auch wenn Karl zu Schwarzenberg im Nachbarland politische Ämter übernahm. Von 2007 bis 2009 sowie von 2010 bis 2013 war er tschechischer Außenminister und von 2009 bis 2015 Vorsitzender der neu gegründeten Partei TOP 09. Zu Schwarzenberg wäre auch gerne Präsident von Tschechien geworden. Doch bei der Wahl 2013 unterlag er Miloš Zeman.

Schwarzenbergs seit 1405 in Scheinfeld

Am Ende auf den Rollstuhl angewiesen zu sein, betrachtete Karl Fürst zu Schwarzenberg in einem Interview mit einer österreichischen Tageszeitung als "persönliche Kränkung". Gerade für ihn, den polyglotten Europäer, der niemals über drei Nächte hinaus im selben Bett schlief, war das eine gewaltige Umstellung in den letzten Jahren. In sein geliebtes Scheinfeld im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim konnte er kaum noch reisen. Dabei ist Schloss Schwarzenberg in Mittelfranken das Ur- bzw. Stamm-Schloss seiner Familie. Die Wurzeln reichen zurück bis ins Jahr 1405. Damals erwarb Erkinger von Seinsheim die damalige Burg und nannte sich fortan Freiherr von Schwarzenberg.

So etwas wie Heimat in Mittelfranken

"Hier spricht jeder Baum und jeder Stein zu mir", sagte Fürst zu Schwarzenberg oft, und immer wieder kam er gerne zu Besuch. Dann wurde die Fahne vor dem Schwarzen Turm gehisst, sobald der hohe Gast eintraf. In Scheinfeld ging er auf die Jagd, genoss den Frankenwein und die exzellente Küche seiner Scheinfelder Haushälterin.

Das Markenzeichen des Grandseigneurs mit Schnauzbart und Fliege um den Hals war seine nuschelige Aussprache und die Pfeife im Mundwinkel. Inzwischen besucht sein ältester Sohn und Nachfolger im Familienbeirat, Johannes zu Schwarzenberg, regelmäßig das Schloss in Scheinfeld.

Tschechische Untergrundliteratur aus Scheinfeld

In den 1980-er Jahren sammelte Karl zu Schwarzenberg in seinem Urschloss über die tschechoslowakische Grenze geschmuggelte Untergrundliteratur. Er ließ sie in Scheinfeld drucken und in einem kleinen Verlag verbreiten. Dazu gründete der Fürst das "Dokumentationszentrum zur Förderung der unabhängigen tschechoslowakischen Literatur".

2003 wurde dies dem Prager Nationalmuseum übergeben. Während des Literaturschmuggels im Kalten Krieg entstand auch eine tiefe Freundschaft zu dem Schriftsteller Václav Havel, der, als er tschechischer Staatspräsident wurde, Schwarzenberg 1990 als seinen Büroleiter auf die Prager Burg holte.

Herzenswunsch: Das wiedergewonnene Familienarchiv

2011 erfüllte sich ein großer Wunsch des Fürsten. Sein umfangreiches Familienarchiv – eines der größten in Adelskreisen – war Ende 1944 von den Nationalsozialisten von Scheinfeld nach Böhmen gebracht worden – angeblich aus Sicherheitsgründen.

Nach jahrzehntelangen Wirrungen zwischen Deutschland und Tschechien durfte das Archiv dank verständiger Beamter der Ministerien beider Länder 2011 nach Franken zurückkehren. Heute liegen die 8,5 Millionen Seiten im Staatsarchiv Nürnberg – und die Löcher in der fränkischen Geschichtsforschung können damit endlich gefüllt werden.

Film der Tochter: "Mein Vater, der Fürst"

Zuletzt hatte seine Tochter Lila 2021 eine viel beachtete Dokumentation über das teils schwierige Verhältnis zwischen ihrem Vater und ihr gedreht. Am Ende des Films sagt er "Man ist nicht da, um glücklich zu sein". In Scheinfeld war es Karl Fürst zu Schwarzenberg dennoch, glaubt man seiner Haushälterin.

Tschechiens Ex-Außenminister Karel Schwarzenberg
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