Eine orthodoxe Tauffeier im umkämpften Odessa. Die griechisch-katholische Kirche leidet unter Repressalien der russischen Besatzer.
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Eine orthodoxe Tauffeier im umkämpften Odessa. Die griechisch-katholische Kirche leidet unter Repressalien der russischen Besatzer.

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Ukraine: Besatzer gehen gegen griechisch-katholische Kirche vor

Die griechisch-katholische Kirche in Saporischschja hat ein Dokument veröffentlicht, worin die Russen ihr und der Caritas jede Tätigkeit in dem besetzten Gebiet verbieten. Für Beobachter ein massiver Eingriff in die Religionsfreiheit.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Die russischen Besatzungsbehörden in der ukrainischen Region Saporischschja haben nach Angaben der griechisch-katholischen Kirche die Religionsfreiheit massiv eingeschränkt. Die mit Rom verbundene Kirche hat ein Dokument veröffentlicht, mit dem der von Moskau eingesetzte Gouverneur Jewhen Balyzkyj der Kirche, dem Sozialverband Caritas sowie den katholischen Kolumbusrittern jede Tätigkeit in der Region verbietet.

"Repressionen und Verbote" für alle, die nicht Kyrill unterstehen

Für Regina Elsner vom Ökumenischen Institut der Universität Münster ist die Nachricht "nicht überraschend, aber dennoch besorgniserregend". "Wir wissen, dass Russland sowohl in Russland selbst als auch in den besetzten Gebieten der Ukraine massiv die Religionsfreiheit missachtet, wie auch alle anderen Menschenrechte", so die Theologin im BR. Religionsgemeinschaften, die nicht zur russischen-orthodoxen Kirche unter dem Moskauer Patriarchen Kyrill gehören, hätten in den besetzten Gebieten im Donbas und auf der Krim schon seit 2014 "unter Repressionen und Verboten zu leiden".

Die Lage habe sich dann seit dem russischen Überfall auf die Ukraine vor knapp zwei Jahren deutlich zugespitzt, erklärt Elsner: "Seit 2022 gab es mehrere Entführungen und offene Gewalt sowie einige willkürliche Gerichtsprozesse gegen Geistliche und Gläubige anderer Religionsgemeinschaften, vor allem der muslimischen Krim-Tataren und freikirchliche Gemeinschaften."

Die griechisch-katholische Kirche im Speziellen sei Russland seit vielen Jahrzehnten "ein Dorn im Auge", da man sie schon zu sowjetischen Zeiten als Einfallstor westlicher Einflüsse angesehen habe. Etwa zehn Prozent der Ukrainer bezeichnen sich als Mitglieder der dem Papst in Rom unterstehenden Kirche.

Russland argumentiert mit angeblichem Sprengstoff in Kirche

Der russische Gouverneur Balyzkyj begründete das Verbot der Religionsausübung unter anderem damit, dass in religiösen Gebäuden der griechisch-katholischen Kirche Sprengstoff und Schusswaffen gelagert worden seien. Nach eigener Aussage hat die Kirchenleitung in Kiew erst jetzt von der zweiseitigen Anordnung erfahren, obwohl das Verbot in der besetzten Region Saporischschja schon knapp ein Jahr alt sei.

"Dass man sie nun mit Verboten und Scheinbeweisen verbieten will, zeigt, welchen Stellenwert Religionsfreiheit für die russische Regierung hat. Dies ist besonders makaber, da Russland sich international als Verteidiger der Religionsfreiheit sowohl für die Ukraine, als auch etwa für den Nahen Osten oder Afrika positioniert", sagt Elsner.

Theologin sieht auch Vatikan in der Pflicht zum Handeln

Die ukrainische griechisch-katholische Kirche forderte internationale Organisationen auf, alles zu tun, um die Religionsfreiheit in den von Russland annektierten ukrainischen Gebieten sicherzustellen.

Das ist auch für Regina Elsner das Gebot der Stunde: "Allen Akteuren, die zum Schutz der Religionsfreiheit mit Russland oder der Russischen Orthodoxen Kirche kooperieren, sollte dieser Fall in den besetzten Gebieten ein deutliches Warnzeichen sein. Ich hoffe, dass die internationale Gemeinschaft und vor allem die Religionsgemeinschaften – der Vatikan an erster Stelle – sich hier deutlich für ihre Glaubensgeschwister einsetzen werden."

Mit Informationen der KNA.

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