SPD-Politiker Uli Grötsch.
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Uli Grötsch will die SPD als soziales Gewissen wiederbeleben

Uli Grötsch will die SPD als soziales Gewissen wiederbeleben

Zur Bundestagswahl führt Uli Grötsch die Liste der Bayern-SPD an. Der knapp unterlegene Kandidat für den Landesvorsitz will mit der Erfahrung aus zwei Berliner Legislaturperioden die SPD als Partei der Gerechtigkeit nach vorn bringen. Ein Porträt.

Mit klaren Ansagen kennt Uli Grötsch sich aus. Bis zu seinem Einzug in den Deutschen Bundestag 2013 war der Oberpfälzer Fahnder in der Polizeiinspektion Waidhaus an der bayerisch-tschechischen Grenze. Eine Sprache sprechen, die die Menschen verstehen – das ist einer seiner wichtigsten Grundsätze als Politiker.

"Wer mich kennt, der weiß, dass ich niemand bin, der rumschwurbelt. Ich stehe für eine klare Haltung und klare Botschaften. Diese Botschaften müssen wir in einer Sprache verbreiten, die die Menschen auch verstehen. Das kann ich." Uli Grötsch im SPD-Parteiorgan Vorwärts im April 2021

Grötsch wurde als Arbeiterkind am 14. Juli 1975 in Weiden in der Oberpfalz geboren. Als er 16 Jahre alt war, starb sein Vater. Die Familie sei damals in Armut gestürzt, sagte er einmal. Mit 19 kam er zur SPD und zu den Jusos, mit 21 war er bereits Juso-Chef in Waidhaus. Über den SPD-Bezirksvorstand Oberpfalz 2010 ging es dann 2013 in den Deutschen Bundestag.

Morddrohungen im Kampf gegen Rechts

Hier wird er Mitglied im Innenausschuss und im Parlamentarischen Kontrollgremium. Bekannt wurde Grötsch unter anderem als Obmann der SPD im Untersuchungsausschuss zum "Nationalsozialistischen Untergrund" (NSU). Sein steter Kampf gegen Rechts und gegen Hetze im Internet brachten ihm wiederholt Morddrohungen ein. Nicht nur er selbst, sondern auch seine Familie wurde immer wieder – auch am Telefon - beschimpft.

In einem Facebook-Video machte der Politiker die Morddrohungen gegen ihn öffentlich und sagte an die unbekannten Absender gerichtet: "Ihr werdet mich nicht daran hindern, mein Leben so zu leben, wie ich es schon immer getan habe und weiter gegen euch zu kämpfen."

Mitschuld am Umfrage-Tief?

Einen im Vergleich dazu harmlosen Kampf hat Grötsch im April verloren: den um den Vorsitz der Bayern-SPD. Als Generalsekretär der Landespartei hatte er schon bald nach der Rückzugsankündigung der bisherigen Vorsitzenden Natascha Kohnen seinen Hut in den Ring geworfen. Doch eine hauchdünne Mehrheit stimmte beim Landesparteitag dafür, eine Doppelspitze zu ermöglichen, die von der Satzung zunächst nicht vorgesehen war. Damit räumte Alleinkandidat Grötsch das Feld für die als Duo angetretenen Florian von Brunn und Ronja Endres, die dann mit großer Mehrheit an die Parteispitze gewählt wurden.

Manche gaben Grötsch als Generalsekretär der Ära Kohnen eine Mitschuld an den anhaltend schlechten Umfragewerten der Bayern-SPD. Die Parteispitzen seien zu leise aufgetreten, hieß es. Seit zwei Jahren dümpeln die bayerischen Sozialdemokraten in Umfragen zur Bundestagswahl bei acht bis zehn Prozent. Zur Bundestagwahl 2017 hatte sie noch 15,3 Prozent geholt, bei der Landtagswahl 2018 nur noch 9,7 Prozent – ihr historisch schlechtestes Ergebnis.

Festhalten am Markenkern der SPD

Doch Uli Grötsch dreht sein Fähnlein nicht nach dem Wind und bleibt bei seiner Grundüberzeugung, dass die Kernthemen der SPD Arbeit und soziale Gerechtigkeit sind. Denn diese Themen würden immer wichtiger, sagt er im Parteiorgan "Vorwärts": "Wir sind mitten drin im Zeitalter der Digitalisierung und im Zeitalter des Klimawandels. Diese drei Bereiche (inkl. sozialer Gerechtigkeit, d. Red.) zueinander zu führen, ist eine Aufgabe, die nur die Sozialdemokratie leisten kann."

Die Landesvertreterversammlung der Bayern-SPD hat den Oberpfälzer im März zu ihrem Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl am 26. September gewählt.

  • Zum Artikel: Die Kandidaten der Bayern-SPD für den Bundestag

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