Die gegenwärtige Dekade dürfte wahrscheinlich einen Temperaturrekord für eine Zehn-Jahres-Periode aufstellen. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) teilte zum Auftakt der UN-Weltklimakonferenz in Madrid in ihrem vorläufigen Klima-Statusreport mit, die Jahre 2015 bis 2019 und 2010 bis 2019 seien "fast mit Sicherheit die wärmste Fünf-Jahres-Periode und Dekade seit Beginn der Aufzeichnungen". Dies sei ein weiterer Beleg dafür, dass die Erde sich aufheize.
Verheerende Folgen wie Hitzewellen, Stürme und Überschwemmungen
Die Temperatur-Auswertungen für 2019 seien derzeit noch nicht abgeschlossen, das laufenden Jahr dürfte aber das zweit- oder drittwärmste seit Beginn der Aufzeichnungen werden. Die Durchschnittstemperatur lag 2019 demnach etwa 1,1 Grad über dem Niveau der vorindustriellen Zeit (1850 bis 1900). Seit den 1980er-Jahren sei jedes Jahrzehnt wärmer gewesen als das jeweilige davor, hieß es von der WMO.
Die neuen Befunde zum Klimawandel und seinen verheerenden Folgen wie Hitzewellen, Stürmen und Überschwemmungen seien alarmierend, betonte WMO-Chef Taalas.
Konzentration klimaschädlicher Treibhausgase nimmt zu
Wie die Organisation bereits am 25. November berichtete, nahm die Konzentration klimaschädlicher Treibhausgase in der Atmosphäre weiter bedrohlich zu. Die CO2-Konzentration sei binnen eines Jahres von 405,5 ppm (Teilchen pro Million Teilchen) auf einen Rekordwert von 407,8 ppm gestiegen. Den WMO-Angaben zufolge bleibt es über Jahrhunderte in der Atmosphäre und sogar noch länger in den Ozeanen.
Die Durchschnittstemperatur der Ozeane sei ebenfalls auf Rekordwert. DIe WMO hat ebenfalls festgestellt, dass die Ozeane um 26 Prozent saurer sind als zu Beginn der Industrialisierung. Die Weltmeere dienen als wichtiger Puffer für Kohlendioxid (CO2) im Klimasystem. Steigt die CO2-Aufnahme, steigt auch der Säuregehalt.
WMO-Generalsekretär Taalas warnt vor Temperaturanstieg
"Wenn wir nicht dringend etwas unternehmen, steuern wir auf einen Temperaturanstieg von mehr als drei Grad bis Ende des Jahrhunderts zu, mit immer schädlicheren Folgen für die Menschen", sagte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas.
Taalas betonte weiter, dass der Meeresspiegel seit Beginn der Satellitenmessungen 1993 beschleunigt gestiegen sei. Ein Grund sei das Schmelzen der Eismassen in Grönland und der Antarktis. Zudem sei die Temperatur in den Ozeanen gestiegen, das trage zusätzlich zu einem Anstieg des Meeresspiegels bei. Der WMO-Chef appellierte an die Länder, auf der Weltklimakonferenz mutige Beschlüsse gegen die Erderwärmung zu fassen.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen Forscher der US-Klimabehörde NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) im September dieses Jahres: Die Jahre 2015 bis 2018 waren die wärmsten Jahre seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen im Jahr 1880. Die US-Forscher berechneten, dass die Durchschnittstemperatur im Jahr 2018 global um 0,83 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 13,9 Grad Celsius lag.
UN-Klimakonferenz berät weitere Schritte zu Pariser Klimaabkommen
In Madrid findet derzeit die 25. UN-Klimakonferenz statt. Zwei Wochen lang bis zum 13. Dezember wollen Delegationen aus 196 Staaten sowie der EU über weitere Schritte zur Umsetzung des Klimaabkommens von Paris beraten. Der Vertrag von 2015 formuliert das Ziel, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen. Beim letzten Gipfel im polnischen Kattowitz beschlossen die Staaten ein Regelbuch, das die Vorgaben des Pariser Abkommens konkretisiert.