Partikel des Coronavirus SARS-CoV-2, die von einem Patienten isoliert wurden
Bildrechte: dpa
Audiobeitrag

Dem Direktor des FBI zufolge war eine mögliche Laborpanne in China "höchstwahrscheinlich" für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich.

Audiobeitrag
>

Ursprung des Coronavirus: FBI-Direktor bekräftigt Labortheorie

Ursprung des Coronavirus: FBI-Direktor bekräftigt Labortheorie

Wie ist Covid-19 entstanden? In der US-Regierung gibt es zu dieser Frage bisher keinen Konsens. Der FBI-Direktor bestätigt nun eine Einschätzung seiner Behörde und macht China schwere Vorwürfe. Diese dürften den Druck auf US-Präsident Biden erhöhen.

Über dieses Thema berichtet: BR24 im Radio am .

Corona sei von Fledermäusen über ein anderes Tier auf den Menschen übergesprungen - so hatte das Fazit einer Studie der Weltgesundheitsorganisation und Fachleuten aus China gelautet. Diese Übertragung sei das wahrscheinlichste Szenario, hieß es.

Aussagen von FBI-Direktor Christopher Wray haben jedoch Spekulationen über den Ursprung des Coronavirus neu entfacht. Der Leiter der US-Bundespolizei bestätigte in einem am Dienstagabend ausgestrahlten Interview des US-Senders Fox News eine frühere Einschätzung seiner Behörde, wonach eine mögliche Laborpanne in China "höchstwahrscheinlich" für die Ausbreitung des Coronavirus verantwortlich gewesen sei. "Das FBI geht schon seit geraumer Zeit davon aus, dass der Ursprung der Pandemie höchstwahrscheinlich ein möglicher Laborvorfall in Wuhan ist", sagte Wray dem Sender. "Hier geht es um ein mögliches Leck in einem von der chinesischen Regierung kontrollierten Labor."

Kein Konsens innerhalb der US-Regierung

Nach jüngsten Angaben des Weißen Hauses gibt es allerdings noch keine einheitliche Auffassung über den Ursprung des Virus in der US-Regierung. Einige US-Behörden sind nach wie vor der Ansicht, dass die Zoonose wahrscheinlich auf natürliche Weise übertragen wurde, andere sind unentschlossen. "In der US-Regierung herrscht derzeit keine Einigkeit darüber, wie Covid genau entstanden ist", sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Montag. "Die Nachrichtendienste und der Rest der Regierung sind noch dabei, die Sache zu prüfen", fügte er hinzu. "Wir sind nur noch nicht so weit."

Einem am Sonntag veröffentlichten Bericht des "Wall Street Journal" zufolge soll das US-Energieministerium seine Einschätzung zum Ursprung des Coronavirus geändert haben und nun auch von einer möglichen Laborpanne ausgehen - aber nur mit einem "niedrigen" Grad der Gewissheit. Das gehe aus einem als Verschlusssache eingestuften Geheimdienstbericht hervor, der kürzlich dem Weißen Haus und wichtigen Mitgliedern des Kongresses vorgelegt worden sei, berichtete die Zeitung unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen. Damit schließe sich das Energieministerium der Einschätzung des FBI an. Eine offizielle Bestätigung hierfür gab es zunächst nicht.

China weist sogenannte Labortheorie zurück

Pekings Außenamtssprecherin Mao Ning sagte am Montag, die Suche nach dem Ursprung des Virus sei eine wissenschaftliche Angelegenheit und solle "nicht politisiert" werden. Dass eine Laborpanne "höchst unwahrscheinlich" sei, habe die Forschungsmission der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit chinesischen Wissenschaftlern bei ihren Untersuchungen 2021 in der zentralchinesischen Stadt Wuhan festgestellt, wo das Virus erstmals entdeckt worden war. Es solle aufgehört werden, die Labortheorie aufzubauschen und China zu verleumden, sagte die Sprecherin.

FBI-Direktor Wray nutze das Interview bei Fox News, um China direkt für die Ausbreitung des Virus verantwortlich zu machen. Das mögliche Leck in dem von der chinesischen Regierung kontrollierten Labor habe "Millionen von Amerikanern getötet, und genau dafür wurde diese Fähigkeit entwickelt". Er fügte hinzu, dass die Untersuchungen weitergingen, und viele Details noch nicht genannt werden könnten. Er wolle aber anmerken, dass die chinesische Regierung "ihr Bestes getan" habe, um die Arbeit der US-Regierung und ausländischer Partner "zu behindern und zu verschleiern".

Druck auf Biden-Regierung könnte wachsen

Das Verhältnis zwischen den USA und China ist derzeit aus verschiedenen Gründen schwer belastet. Ende Januar war ein mutmaßlich chinesischer Spionageballon in den Luftraum der USA eingedrungen. Der Ballon wurde einige Tage später vom US-Militär abgeschossen, nachdem er weite Teile des USA überflogen hatte, unter anderem kritische militärische Infrastruktur. Der Chef des Auslandsgeheimdienstes CIA, William Burns sagte am Wochenende zudem, China ziehe die Lieferung "tödlicher Unterstützung" an Russland "in Erwägung". Beweise für tatsächliche Lieferungen gebe es aber noch nicht.

Die jüngsten Aussagen des FBI-Direktors dürften aber auch den Druck auf die Biden-Regierung erhöhen. Vor allem aus den Reihen der Republikaner wurden bereits in den vergangenen Tagen Forderungen nach einer einheitlichen Einschätzung der US-Regierung laut. "Jetzt ist es an der Zeit, dass sich die gesamte Biden-Administration dem Energieministerium, dem FBI und der Mehrheit der Amerikaner anschließt, indem sie öffentlich feststellt, was uns der gesunde Menschenverstand von Anfang an gesagt hat: Die Covid-19-Pandemie hat ihren Ursprung in einem Laborleck in Wuhan, China", schrieb etwa der Republikaner und Vorsitzende des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des Repräsentantenhauses, Michael McCaul.

Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.

"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!