Russland hat seine Offensive in der Ukraine fortgesetzt. Bei neuen Luftangriffen auf Städte wurden den örtlichen Behörden zufolge mehrere Menschen getötet.
Dennoch scheint es bei den Bemühungen um einen Waffenstillstand etwas Bewegung zu geben. So betonte Russland am Mittwoch, mit dem Krieg gegen die Ukraine keinen Machtwechsel in der ehemaligen Sowjetrepublik anzustreben. Ziel sei "weder die Besetzung der Ukraine noch die Zerstörung ihrer Staatlichkeit noch der Sturz der aktuellen Führung" unter Präsident Wolodomir Selenskyj, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa, in Moskau.
In den Verhandlungen mit Vertretern der Regierung in Kiew über eine Beilegung des Konflikts seien "einige Fortschritte" erzielt worden, betonte Sacharowa. "Parallel zur militärischen Spezialoperation laufen Verhandlungen mit der ukrainischen Seite, um dem sinnlosen Blutvergießen und dem Widerstand der ukrainischen bewaffneten Truppen ein Ende zu machen", sagte sie mit Verweis auf bislang drei Verhandlungsrunden.
Verhandlungen der Außenminister Russlands und der Ukraine
Die diplomatischen Bemühungen werden am Donnerstag auf höherer Ebene fortgesetzt: Der russische Außenminister Sergej Lawrow und sein ukrainischer Kollege Dmytro Kuleba werden zu Gesprächen in der Türkei erwartet. Die Begegnung, die in Antalya stattfinden soll, wäre zwei Wochen nach dem russischen Angriff auf das Nachbarland das erste solche Treffen.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte sein Vorgehen gegen die Ukraine damit begründet, das Nachbarland "entmilitarisieren" und "entnazifizieren" zu wollen. Russland behauptet, die ukrainische Führung um den jüdischstämmigen Selenskyj sei von Nazis unterwandert, die in den ostukrainischen Separatistengebieten einen "Genozid" an der russischen Minderheit verübten. Dafür gibt es keine Belege. Zudem fordert Moskau, Kiew müsse auf das in der ukrainischen Verfassung verankerte Ziel eines Nato-Beitritts verzichten, sich für neutral erklären und abrüsten.
Selenskyj beharrt nicht mehr auf Nato-Mitgliedschaft der Ukraine
Selenskyj hat offenbar seine Haltung zu einer Nato-Mitgliedschaft seines Landes geändert. Im Interview mit dem US-Sender ABC sagte Selenskyj, er beharre nicht mehr auf den Beitritt, da die Nato offenbar nicht bereit sei, die Ukraine zu akzeptieren. Darüber hinaus erklärte er sich bereit, mit Russland über den Status der Separatistengebiete Luhansk und Donezk im Osten des Landes zu verhandeln. Als Voraussetzung nannte Selenskyj aber Sicherheitsgarantien von Russland. So müsse etwa geklärt sein, wie die Menschen in diesen besetzten Gebieten leben werden.
Gesprächsbereitschaft über mögliche Neutralität
Der außenpolitische Berater von Selenskyj, Ihor Tschowka, zeigte sich gesprächsbereit über eine mögliche Neutralität seines Landes. "Solche Fragen ließen sich in Verhandlungen diskutieren, das ist durchaus möglich", sagte er am Dienstagabend in der ARD. "Aber solche Verhandlungen und eine mögliche Übereinkunft können erst zustande kommen, wenn die Kriegshandlungen aufgehört haben", schränkte er ein.
Neuer Anlauf für Fluchtkorridore
Die Kämpfe dauerten derweil an. In der Ostukraine wurden nach ukrainischen Angaben bei jüngsten russischen Angriffen auf die Stadt Sewerodonezk mindestens zehn Menschen getötet. In der seit Tagen umzingelten Hafenstadt Mariupol saßen tausende Zivilisten unter nach Angaben von Hilfsorganisationen "katastrophalen" Umständen fest. In überfüllten Zügen flohen Tausende aus der bislang verschonten Schwarzmeer-Metropole Odessa.
Nachdem am Dienstag erstmals Zivilisten über einen Fluchtkorridor aus der heftig umkämpften Stadt Sumy im Nordosten der Ukraine in Sicherheit gebracht worden waren, verkündeten Kiew und Moskau die Einrichtung mehrerer weiterer Fluchtkorridore. Wie die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk mitteilte, sollte für sechs Evakuierungsrouten am Mittwoch eine zwölfstündige Feuerpause gelten. Mehrere Versuche, sichere Fluchtrouten zu schaffen, waren zuvor fehlgeschlagen.
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