Nach Gemälden von Monet und van Gogh hat es nun die Wachsfigur von König Charles III. getroffen: Zwei Aktivisten der Gruppe "Just Stop Oil" haben sich am Montag neben die Figuren der britischen Königsfamilie im Madame-Tussauds in London gestellt, ihre mit dem Namen des Kollektivs bedruckten T-Shirts enthüllt und jeweils einen Schokoladenkuchen im Gesicht der Figur von König Charles III. zerdrückt. Das zeigen mehrere von der Protestgruppe veröffentlichte Videos.
Kurz nach der Aktion rief eine der beiden Aktivisten: "Die Wissenschaft ist eindeutig, die Forderungen sind einfach. Stoppt einfach das Öl. Das ist ein Kinderspiel." Die englische Version dieser Redewendung lautet: "It's a piece of cake" ("Es ist ein Stück Torte"). Eine Mitarbeiterin des Wachsfigurenkabinetts, das zeigt eines der Videos, fällt den Aktivisten immer wieder mit "Stop"-Rufen ins Wort.
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
Nach Angaben der Polizei sind insgesamt vier Menschen wegen Sachbeschädigung festgenommen worden. Ein Sprecher von Madame Tussauds bestätigte den Vorfall. Demzufolge soll das Wachsfigurenkabinett weiter geöffnet bleiben - mit Ausnahme des Bereichs mit der Königsfamilie.
"Just Stop Oil": König Charles III. wolle wegen Truss auf Teilnahme an COP27 verzichten
In einer Mitteilung in den sozialen Netzwerken heißt es: Die britische Regierung solle die Vergabe neuer Genehmigungen für die Öl- und Gasförderung komplett stoppen.
Angeblich habe der 73-jährige Monarch kürzlich auf Anraten der Premierministerin Liz Truss entschieden, nicht am Weltklimagipfel teilzunehmen und auf eine Rede vor Ort zu verzichten. Die COP27 soll im November in Ägypten stattfinden. Als britisches Staatsoberhaupt muss der König traditionell im Einvernehmen mit der Regierung handeln. Allerdings verkündete Truss in der vergangenen Woche ihren Rücktritt.
König Charles III. gilt als Umweltschützer
Schon als Prinz von Wales setzte sich König Charles III. gegen den Klimawandel ein, wurde von Medien mehrfach als "Öko-Prinz" betitelt.
Bei der UN-Klimakonferenz im November 2021 in Glasgow hatte neben Queen Elizabeth II. auch er eine Rede gehalten. Er forderte die Politiker dazu auf, ihre Maßnahmen im Kampf gegen die Erderwärmung zu verstärken.
Aktivisten beschmutzen Gemälde von Monet und van Gogh
Weltweit war es in den vergangenen Wochen zu Aktionen gegen berühmte Gemälde gekommen, etwa in Berlin, Dresden, Florenz und London. Aktivistinnen der Gruppe "Just Stop Oil" hatten das berühmte Gemälde "Sonnenblumen" des niederländischen Künstlers Vincent van Gogh in der National Gallery in London mit Tomatensuppe beschmutzt. Dank einer Glasscheibe über dem Gemälde wurde lediglich dessen Rahmen leicht beschädigt.
Auch in Deutschland war es zu ähnlichen Aktionen gekommen: Mitglieder des Kollektivs "Letzte Generation" warfen Kartoffelbrei auf das wertvolle Monet-Gemälde "Getreideschober" im Museum Barberini in Potsdam. Zudem hatten sich die Aktivisten daneben angeklebt. Das Gemälde ist ebenfalls mit einer Glasscheibe geschützt und wurde somit nicht beschädigt. Gegen die Tatverdächtigen wird wegen Sachbeschädigung und Hausfriedensbruchs ermittelt.
Umweltaktivismus an Kunstwerken erntet Kritik
Der Deutschen Museumsbund (DMB) kritisierte die Aktion der Aktivisten im Barberini. "Ein unmittelbarer Kunstgenuss ist so bald nicht mehr möglich - da geht es hin", sagte der Sicherheitsexperte des DMB und der Hasso-Plattner-Stiftung, Remigiusz Plath. "Wir werden von den Klimaaktivisten instrumentalisiert, um Aufmerksamkeit zu erregen - auf Kosten des Kulturguts."
Auch Bundesjustizminister Marco Buschmann verurteilte die Aktionen. Sie seien "durch kein noch so nobles Anliegen zu rechtfertigen", schrieb er auf Twitter. "Aktionen, die fremdes Eigentum beschädigen, sind nicht nur eine Dummheit, sondern auch kriminell."
Olaf Zimmermann, der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrats, hatte nach ähnlichen Aktionen im vergangenen August erklärt, sich etwa an Gemälde zu kleben, sei "eindeutig der falsche Weg". Es handele sich teilweise um Weltkulturerbe und gehöre daher "ebenso geschützt wie unser Klima".
Mit Material von dpa und AFP.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!