USA, Philadelphia: Rudy Giuliani spricht während einer Pressekonferenz über rechtliche Anfechtungen der Stimmenauszählung in Pennsylvania.
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USA, Philadelphia: Rudy Giuliani spricht während einer Pressekonferenz über rechtliche Anfechtungen der Stimmenauszählung in Pennsylvania.

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Wahlausgang in den USA: So gespalten sind die Republikaner

Wahlausgang in den USA: So gespalten sind die Republikaner

Während Führungspolitiker weltweit Joe Biden zu seinem Sieg bei der US-Präsidentschaftswahl gratulieren, ist die Trump-Partei gespalten: Manche erkennen Bidens Sieg an, andere sind auffällig still – und einige reden weiter von Wahlbetrug.

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"Ich habe ihm herzlich gratuliert und mich für die patriotische Rede bedankt, die er gestern gehalten hat". So schreibt es George W. Bush in einer Mitteilung über ein Telefonat mit Wahlsieger Joe Biden. Der letzte noch lebende republikanische Ex-Präsident dürfte den Zeitpunkt dieser Zeilen nicht zufällig gewählt haben. Und den Inhalt schon gar nicht.

Bush: Ausgang der Wahl ist eindeutig

Während manche Größen der Grand Old Party (GOP) weiter von Wahlbetrug sprechen, ist der Ex-Präsident deutlich in seiner Bewertung. Zwar habe Trump das Recht, Nachzählungen zu beantragen und Rechtsmittel einzulegen. Aber die US-Amerikaner könnten darauf vertrauen, dass diese Wahl grundsätzlich fair war. "Die Integrität der Wahl wird aufrechterhalten und ihr Ausgang ist eindeutig."

So klar Bush in seinen Worten ist, so schwer tun sich noch immer viele Republikaner mit dem Ausgang der Wahl. Mitt Romney, Senator aus Utah, ehemaliger Präsidentschaftskandidat und schon öfter wegen seiner Opposition zu Trump aufgefallen, ist einer der wenigen, die Biden offiziell gratuliert haben.

Was macht Senatsführer Mitch McConnell?

Weitere Glückwünsche kamen von George Bushs Bruder Jeb Bush, der 2016 im GOP-Vorwahlkampf an Trump scheiterte, den Gouverneuren von Maryland, Vermont und Massachusetts sowie eine Handvoll Kongressabgeordneter der Republikaner.

Wessen Stimme am meisten Gewicht neben Trump hat in der Partei, ist die des Mehrheitsführers im Senat, Mitch McConnell. Doch dieser macht sich auffallend rar dieser Tage und verweist lediglich auf ein Statement auf Twitter, in dem er mitteilte, dass jede legale Stimme gezählt werden müsse und jede illegale nicht.

Viele Republikaner bleiben auf Trumps Seite

Auch Vize-Präsident Mike Pence hält sich seit Samstag zurück. Und so bleibt eine Menge Raum für den Teil der Republikaner, der wie Trump weiter von Wahlbetrug spricht. Dazu gehört Ted Cruz, Senator aus Texas, der das Zählen von Briefwahlstimmen in Pennsylvania – dort reichte ein Poststempel am Wahltag für eine gültige Stimme – als "parteiisch, politisch und gesetzeswidrig" bezeichnete. Die Demokraten würden versuchen, die Wahl vom Präsidenten und Abermillionen Amerikanern zu stehlen.

Cruz scheiterte 2016 ebenfalls im Vorwahlkampf der Republikaner an Trump. Die beiden beleidigten sich aufs Heftigste. Trump verbreite sogar die Verschwörungstheorie, Cruz‘ Vater hätte etwas mit Ermordung von John F. Kennedy zu tun. Heute steht Cruz treu zum Noch-Präsidenten.

GOP-Senator spendet - und spricht von Betrug

Gleiches gilt für den Senator aus South Carolina, Lindsey Graham. Der erklärte 2016 noch: "Du willst Amerika wieder großartig machen? Dann sag Donald Trump, dass er zur Hölle fahren soll." Darüber hinaus nannte er Trump einen "Idioten", eine "Katastrophe", "fremdenfeindlich" und "rassenhetzerisch".

Kurz nach dieser Präsidentschaftswahl, vier Jahre später, spendete er eine halbe Million Dollar, um Trumps Klagen gegen das Wahlergebnis zu unterstützen. Er spricht davon, dass es Betrug gegeben habe, dass ein Computer-Fehler dafür gesorgt habe, dass Trump-Stimmen Biden zugerechnet worden seien, und dass es Beweise gebe, dass mehr als 100 Tote für die Demokraten abgestimmt hätten. Cruz und Graham sind mit ihren Anschuldigungen bei den Republikanern nicht allein.

Christie fordert Beweise

Andere wie der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, forderten Beweise. Auch er scheiterte 2016 im Vorwahlkampf an Trump. An diesen gerichtet, erklärte Christie nun: "Wenn der Grund, warum du die Niederlage nicht einräumst, ist, dass es Wahlbetrug gegeben habe – dann liefere Beweise". Ohne Beweise könne man Trump nicht blind folgen. Christie gilt als Vertrauter Trumps - er war im Team, das den Präsidenten auf die TV-Debatten vorbereitete.

Ähnlich gespalten wie die Partei ist auch Trumps innerster Kreis. Sein persönlicher Anwalt, der ehemalige New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani, tourt durch Pennsylvania und verbreitete auf dem Parkplatz einer Landschaftsgärtnerei krude Theorien über Betrug bei den Stimmenauszählungen. Trumps Söhne Donald jr. und Eric halten Pressekonferenzen und geben TV-Interviews, in denen sie konstant davon sprechen, dass die Demokraten die Wahl gestohlen hätten.

Kushner soll Trump laut CNN zum Aufgeben bewegen wollen

Aber es scheint auch andere Stimmen in Trumps Zirkel zu geben: So berichtet CNN, dass sowohl Trumps Ehefrau Melania als auch dessen Schwiegersohn Jared Kushner den Präsidenten dazu bringen wollen, seine Niederlage einzuräumen. Doch Trump, das berichten mehrere Medien übereinstimmend, macht bisher keine Anstalten, Bidens Sieg anzuerkennen.

Donald Trump
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