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Holocaust-Mahnmal Berlin

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Wie sich Deutschland an die Nazi-Zeit erinnert

Zweiter Weltkrieg, Judenvernichtung, Schuldfrage – wie sehen die Deutschen auf dieses dunkle Kapitel der jüngeren Geschichte? Eine Studie kommt zu dem Schluss: Die Erinnerung ist sehr von Familiengeschichten geprägt. Von Birgit Schmeitzner

Rund 60 Prozent der Befragten haben ein großes oder sehr großes Interesse an der deutschen Geschichte, konkret an der Nazi-Zeit sind es 43 Prozent. Fast alle Interviewten haben in der Schule das Dritte Reich durchgenommen. Und die meisten sehen diesen Unterricht als wichtig an – weil die Schüler lernten, welchen Schaden Rassismus anrichten könne und weil sich so verhindern lasse, dass der Nationalsozialismus zurückkommt.

Besuch von historischen Stätten prägt am stärksten

Zunehmend wichtiger als Informationsquelle wird das Internet, auch wenn die Befragten diese Art des Informierens als wenig prägend erleben. Ganz anders sieht es aus, wenn es um den Besuch von Orten der Erinnerung geht – Mahnmale, Gedenkstätten. Gerade der Besuch von Stätten, die an die Vernichtung von Menschen durch den Nationalsozialismus erinnern, hinterlässt nach Ansicht der Befragten den stärksten bleibenden Eindruck.

Nur ein Bruchteil der Befragten fühlt sich schuldig

Für die Studie zur Erinnerungskultur wurde auch nach dem Gefühl der Schuld gefragt. Nur jeder Zehnte fühlt eine Schuld am Holocaust, auch wenn er oder sie selbst nichts Schlimmes getan hat. Die große Mehrheit, 77 Prozent, sagt: So ein Schuldgefühl lehne ich ab. Die Erinnerung an früher, sagt der Leiter der Studie, Andreas Zick, sei sehr differenziert.

Familiengeschichten: Ähnlich viele Täter wie Helfer

Die Frage, ob es Täter in der Familie gab, haben gut 17 Prozent der Befragten mit Ja beantwortet. Ähnlich sah es bei der Frage nach Vorfahren aus, die damals bedrohten Menschen geholfen haben. Etwa die Hälfte der Interviewten gab an, dass Verwandte selbst Opfer des Zweiten Weltkrieges wurden. Die Studie hat die Stiftung EVZ – Erinnerung Verantwortung Zukunft - gemeinsam mit dem Institut für Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld durchgeführt. Es wurden rund tausend Personen im Alter von 16 bis 92 Jahren telefonisch befragt.