Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, gibt im Garten des Erzbischöflichen Haus ein Statement ab.
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Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, gibt im Garten des Erzbischöflichen Haus ein Statement ab.

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Woelki bleibt Bischof: Kritiker fürchten "Weiter so"

Woelki bleibt Bischof: Kritiker fürchten "Weiter so"

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, er möchte die päpstlich verordnete Auszeit zum nachdenken nutzen. Kritiker fürchten unterdessen nach seiner Rückkehr eine Stagnation bei der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals im Erzbistum.

Nach den Personalentscheidungen von Papst Franziskus für das Erzbistum Köln hat sich Kardinal Rainer Maria Woelki erneut zu Wort gemeldet. Er wolle in der vom Papst gewährten Auszeit "unter anderem über das zukünftige Miteinander hier im Bistum nachdenken und auch darüber beten", sagte er am Sonntag im "Wort des Bischofs".

Am Freitag war bekannt geworden, dass Papst Franziskus den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki in eine Auszeit schickt. Sie soll Mitte Oktober beginnen und knapp ein halbes Jahr dauern. Der Vatikan ließ mitteilen, dass Woelki trotz "großer Fehler" bei der Kommunikation als Erzbischof im Amt bleibe. Vorübergehend soll Weihbischof Rolf Steinhäuser die Verwaltung der größten deutschen Erzdiözese sicherstellen und für "Versöhnung und Erneuerung" sorgen.

Aufarbeitung "auf einem guten Weg"

"Gegenwärtig scheint mir die Aufarbeitung in unserem Bistum auf einem guten Weg zu sein", sagte Woelki. Nachdem viele Gespräche "für eine verbesserte Kommunikation" erste Früchte trügen, sehe er nun die Möglichkeit für eine Auszeit gegeben. Der Papst habe diese Punkte ähnlich eingeschätzt und ihn darin bestärkt, sagte Woelki. Er freue sich bereits darauf, seinen Dienst zum Beginn der Fastenzeit wiederaufzunehmen und an der Zukunft des Erzbistums weiterzuarbeiten.

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Entscheidung stößt auf heftige Kritik

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine mahnte, die Betroffenen von Missbrauchsfällen nicht aus dem Blick zu verlieren. "Um die geht es in erster Linie", sagte er am Samstag dem Kölner Portal "domradio.de". Auch müsse überlegt werden, wie das Erzbistum mit der Glaubwürdigkeits- und Vertrauenskrise umgehen könne.

Kleine fügte hinzu, es sei zu kurz gesprungen, zu sagen: "Jetzt haben wir eine gewisse Zeit der Ruhe. Und dann machen wir weiter wie bisher." Die Verantwortlichen müssten sich verschiedenen Fragen über Macht, das Amtsverständnis und die kirchliche Sexualmoral stellen. "Es gibt Reformbedarf und Gesprächsbedarf, Dialogbedarf", betonte der Stadtdechant. Dabei gehe es nicht um einseitige Entscheidungen: "Wir wollen miteinander auf dem Weg sein."

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Kirche ist "epochal gekippt"

Skeptischer zeigte sich die Sprecherin von "Maria 2.0 Rheinland", Maria Mesrian. "Ich denke, dass sich viele Menschen frustriert von der Kirche abwenden werden", sagte sie der "Rheinischen Post". Zudem könnten sich "viele Gemeinden" mit Kardinal Woelki keine Zukunft mehr vorstellen. Für sie persönlich sei die Kirche "epochal gekippt, als entschieden wurde, dass die Gutachten keine Folgen haben".

Mit "starken Signalen" die Krise überwinden

Nach Worten des Vorsitzenden des Kölner Katholikenausschusses, Gregor Stiels, befindet sich das Erzbistum in einer Sackgasse. "Dieses halbe Jahr Stillstand können wir uns nicht leisten", sagte er domradio.de. Es brauche ein starkes Signal, klare Vorgaben und einen Zusammenschluss "von allen Kräften, die gemeinsam versuchen, diese Krise zu überwinden".

Auch Marianne Arndt, Gemeindereferentin in Köln-Mülheim, warnte vor Stagnation. Die Frage sei, was sich wirklich verändert habe und noch verändern könne, sagte sie dem Portal: "Die Strukturen der Macht können so nicht mehr bleiben."

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