Gedenktag 2020: Die noch mit Folie verpackten Kränze vor der Synagoge in Halle.
Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jan Woitas

Am 9.10.19 hatte ein Rechtsextremist versucht, in die Synagoge von Halle einzudringen - hier ein Bild vom Gedenktag 2020.

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Zwei Jahre nach dem Anschlag von Halle

Der Anschlag von Halle jährt sich zum zweiten Mal. Damals hatte ein Rechtsextremist versucht, mit Waffengewalt in die Synagoge der Stadt einzudringen. Als das misslang, tötete er zwei Passanten.

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Es ist der höchste jüdische Feiertag Jom Kippur, am 9. Oktober 2019. Der schwer bewaffnete 27-jährige Attentäter wirft selbstgebaute Brandsätze auf die Tür der Synagoge von Halle an der Saale und gibt mehrere Schüsse ab. Die massive Holztür hält der Gewalt stand.

Der Täter filmte sein Verbrechen

Mit einer Helmkamera filmt der Attentäter seinen Anschlag und überträgt die Bilder live ins Internet. Als sein Plan scheitert, in die Synagoge einzudringen und gezielt Juden zu töten, erschießt er in der Nähe der Synagoge zwei Menschen.

Der Täter wurde im Dezember 2020 wegen zweifachen Mordes, vielfachen Mordversuchs und Volksverhetzung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Zudem wurde die besondere Schwere der Schuld festgestellt.

Zahlreiche Gedenkveranstaltungen in Halle

"Halt mal still, Welt": Unter diesem Leitmotiv rufen am Samstag, um 12.04 Uhr, dem Zeitpunkt des Anschlags, die Stadt Halle und der Evangelische Kirchenkreis zum Innehalten auf. Um 13 Uhr findet eine Kranzniederlegung vor der Synagoge statt. Es sprechen unter anderem Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) und der Bundesopferbeauftragte Professor Edgar Franke. Außerdem findet unter dem Motto "Nie wieder - gemeinsam gegen das Vergessen" ein Fußball-Turnier statt und im Stadtgebiet erinnert das Bündnis "Halle gegen Rechts" mit großflächigen Bannern an den Jahrestag.

Gedenken auch in Bayern

"Wir alle können etwas tun gegen Judenhass!" Das fordert der Antisemitismus-Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung, Ludwig Spaenle. Anlässlich des Jahrestages fordert er eine "Kultur des Hinschauens". Der 9. Oktober 2019 dürfe sich nicht wiederholen. Auch durch die Live-Übertragung ins Internet durch den Täter haben Gewalt und Antisemitismus eine neue traurige Dimension erreicht, so Spaenle. Aber Rassismus im Internet könne man entgegenwirken. Und zwar mit Bildung und Medien-Erziehung.

Außerdem fordert Spaenle die Aufnahme eines neuen Staatsziels in die Bayerische Verfassung und das Grundgesetz: das Staatsziel "Schutz des jüdischen Lebens und Bekämpfung des Antisemitismus".

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