Bei israelischen Luftangriffen auf Ziele im Gazastreifen sind in der Nacht zum Dienstag zwölf Menschen getötet worden, unter ihnen drei Anführer der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad. Unter den Todesopfern seien auch vier Kinder, zudem seien 20 weitere Menschen verletzt worden, sagten Palästinenser-Vertreter. Das israelische Militär erklärte, bei dem zusammen mit dem Geheimdienst Shin Bet organisierten Einsatz seien drei Top-Kommandeure der Al-Kuds-Brigaden, dem bewaffneten Arm des Islamischen Dschihad, ins Visier genommen worden. Es habe sich um eine "präzise" Operation gehandelt. Israel bezeichnet den Islamischen Dschihad als Terrororganisation.
Die Angriffe erfolgten weniger als eine Woche nach einer zwischen Israel und den Kämpfern des Islamischen Dschihad im Gazastreifen getroffenen Waffenruhe.
Drei ranghohe Mitglieder von Extremistenmiliz getötet
Der Islamische Dschihad bestätigte in einer Mitteilung den Tod von drei führenden Mitgliedern der Al-Kuds-Brigaden und kündigte Vergeltung an. "Wir werden unsere Positionen nicht aufgeben und der Widerstand wird weitergehen, so Gott will", sagte ein Sprecher. Das Bombardement werde mit Bombardement beantwortet, der Angriff mit einem Angriff. "Dieses Verbrechen wird nicht ungesühnt bleiben."
Der Islamische Dschihad ist die zweitstärkste bewaffnete Gruppe in dem von der Hamas kontrollierten Gazastreifen. Bei den getöteten Kommandeuren handelt es sich um Dschihad Ghannam, Sekretär des Militärrats der Brigaden, Chalil Al-Bachtani, ebenfalls Mitglied des Militärrats sowie Kommandeur der Brigaden für den Norden des Gazastreifens, sowie Tarek Essdine, einen der militärischen Anführer der Bewegung für Aktivitäten im von Israel besetzten Westjordanland. Er koordinierte diese demnach vom Gazastreifen aus.
Palästinenser: Angriffe galten Wohngebieten
Ein Vertreter des Gesundheitswesens im Gazastreifen erklärte, die Angriffe hätten Wohngebieten gegolten. Im dicht besiedelten Gazastreifen leben rund 2,3 Millionen Palästinenser. Ein Sprecher der israelischen Armee sagte, Berichte über Opfer unter Zivilisten würden geprüft. Eine weitere Stellungnahme gebe es zunächst nicht. Bei dem Einsatz mit 40 Jets seien vor Sonnenaufgang militärische Einrichtungen des Islamischen Dschihad sowie Produktionsstätten für Waffen ins Visier genommen worden. Das Timing des Einsatzes habe sich aus Geheimdiensterkenntnissen und den Wetterbedingungen ergeben. Die israelische Armee hatte Zivilisten im Umkreis von 40 Kilometern aufgerufen, für den Fall von Raketenangriffen aus dem Gazastreifen in der Nähe von Schutzräumen zu bleiben.
Seit Monaten mündet der Nahost-Konflikt wieder deutlich häufiger in Gewalt. Das israelische Militär führt verstärkt Razzien in den besetzten Gebieten durch, in Israel kam es wiederholt zu Angriffen durch Palästinenser.
Islamischer Dschihad kündigt Vergeltung an
"Jeder Terrorist, der israelische Bürger verletzt, wird dies bereuen", sagte der israelische Verteidigungsminister Joaw Galant. Das Militär erklärte, Galant habe der Einberufung von Reservisten zugestimmt, während extremistische Palästinensergruppen Rache für die jüngsten israelischen Angriffe schworen. Der Islamische Dschihad erklärte, Israel habe "alle Vermittlungsinitiativen missachtet". "Der Widerstand wird die Anführer rächen", hieß es weiter. Der Sprecher der Hamas, Hasem Kassems, sagte, die Truppen der "Besatzer tragen die Verantwortung für die Konsequenzen dieser Eskalation", wie die Nachrichtenagentur AFP berichtet. "Der Feind wird den Preis für sein Verbrechen zahlen", heißt es in einer Erklärung im Namen des Hamas-Chefs Ismail Hanijeh.
Der Islamische Dschihad, eine militante Gruppe mit engen Verbindungen zum Iran, ist im Gazastreifen stark vertreten. Sie nutzt das Gebiet regelmäßig für Raketenangriffe auf Israel.
Lage im Gazastreifen wieder extrem angespannt
Die Lage in der Region ist nach dem Tod eines ranghohen Vertreters der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad in israelischer Haft wieder extrem angespannt. Der 45-jährige Gefangene Chader Adnan war vergangene Woche nach einem monatelangen Hungerstreik in israelischer Haft gestorben. Unter ägyptischer Vermittlung wurde wenig später eine Waffenruhe vereinbart, die mit dem jetzigen Angriff endete.
Erst vor wenigen Tagen war es in der Al-Aksa-Moschee in Jerusalem zu heftigen Zusammenstößen zwischen Israels Polizei und Palästinensern gekommen.
Mit Informationen von AFP und Reuters.
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