Es ist ein Geschenk für die Bürgerinnen und Bürger Bayreuths, aber auch für Operngäste: das Open Air an diesem Montagabend vor Beginn der Richard-Wagner-Festspiele. Am Fuße des Grünen Hügels, im Festspielpark, wurde eigens eine Bühne aufgebaut. Während die Gäste auf Picknickdecken, mitgebrachten Stühlen oder einfach im Gras sitzen, hören sie das Orchester der Bayreuther Festspiele unter Dirigent Markus Poschner.
Zur Premiere des "Parsifal" am Tag darauf haben sich unter anderem die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel sowie die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, angekündigt.
Wagner-Open-Air im Festspielpark
Die Musiker und Solistinnen zeigen bei dem kostenlosen Open Air, dass sie auch Rock- und Popmusik singen und spielen können, so der Pressesprecher der Bayreuther Festspiele, Hubertus Herrmann. Das Programm reicht von Alban Berg über Giuseppe Verdi bis hin zu Aerosmith. Moderiert wird das Open Air vom Journalisten Axel Brüggemann.
Zuvor wird Festspiel-Chefin Katharina Wagner in einer Pressekonferenz am späten Nachmittag über die neuesten Entwicklungen rund um das weltberühmte Festival informieren. Möglicherweise verkündet sie bereits Projekte und Personalien für die Jubiläumssaison 2026, wenn 150 Jahre Bayreuther Festspiele gefeiert werden.
Im vergangenen Sommer waren die Konzerte des Festspielorchesters und einiger Solistinnen und Solisten gerade bei den Menschen in der Region Bayreuth sehr gut angekommen. Eine weitere Ausgabe des Open Air ist für den 2. August am selben Ort geplant.
Bayreuther Festspiele starten mit "Parsifal"-Premiere
Am Dienstag dann starten die Bayreuther Festspiele mit der Premiere des "Parsifal". Regie führt der US-Dramatiker Jay Scheib, die musikalische Leitung hat der spanische Dirigent Pablo Heras-Casado.
Scheib, Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), erzählt die Geschichte der Richard-Wagner-Oper um die Gralsritter und den "reinen Toren" Parisfal mit virtuellen Elementen, die das Geschehen auf der Bühne ergänzen sollen. Sichtbar werden diese mit speziellen AR-Brillen, von denen es aber nur 330 für knapp 2.000 Zuschauer gibt. Regisseur Scheib erklärte das Projekt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa so: "Die AR ist da, um uns einen Blick erhaschen zu lassen in eine Welt, in der es noch Visionen geben kann und wo noch Dinge existieren, auf die wir nicht mehr achten. Außerdem können wir den Raum erweitern, das Bühnendesign. Wir können im Theater sitzen und trotzdem nach draußen auf den Hügel schauen. Wir werden die Mauern explodieren lassen, wir werden sie verschwinden lassen und das szenische Design fast bis zur Unendlichkeit ausweiten. Dinge werden durch die Luft fliegen."
330 Zuschauer werden "Parsifal" mit AR-Brillen sehen
"Geplant war das Projekt mit 2.000 Brillen, infolge eines Wechsels in der kaufmännischen Geschäftsführung ließen sich dann letztendlich 330 Brillen realisieren", sagt Festspiel-Chefin Katharina Wagner im Interview der dpa. "Die Nachfrage nach den AR-Brillen war deutlich höher, also auch unser Publikum ist neugierig."
Dass es nicht für jeden Brillen gibt, liegt vor allem daran, dass die ziemlich teuer sind. "Vielleicht finden wir ja einen Sponsor und können es ausbauen", sagt Regisseur Scheib, der schon 2021 für das Projekt "Sei Siegfried" auf dem Grünen Hügel den Drachen virtuell fliegen ließ. "Innovation hat nun mal ihren Preis."
Der teils virtuelle "Parsifal" ist das wohl größte Augmented-Reality-Projekt an einer deutschen Bühne – und eins, das Signalwirkung haben könnte, weil es nun mal Bayreuth ist. Sänger Georg Zeppenfeld versicherte im Gespräch mit BR24 vor wenigen Tagen: "Wir machen eine richtige Inszenierung. Das Stück findet auf der Bühne statt. Also die ungefähr 1.600 Zuschauer, die keine Brille haben, werden eine richtige 'Parsifal'-Inszenierung erleben."
Vor Festspiel-Auftakt noch Ring-Karten erhältlich
Neu auch in diesem Jahr: Im Mai wurde die Aktion "Wagner für starters" vorgestellt, bei der Menschen unter 25 Jahren vergünstigte Tickets kaufen können. Und dennoch: Eine Woche vor dem Start der Festspiele gab es noch für jeden der vier "Ring"-Teile Karten. Dass "Rheingold", "Walküre", "Siegfried" und "Götterdämmerung" überhaupt einzeln gekauft werden können, ist ein Novum in der Festspielgeschichte und Anzeichen dafür, dass sich einiges ändert auf dem Hügel und wohl auch ändern muss. Unter anderem ist unklar, ob Richard Wagners Urenkelin Katharina Wagner, die die Festspiele zuletzt jünger und weiblicher machte, über 2025 hinaus Chefin am Grünen Hügel bleiben will und soll.
- Zum Artikel: "Bayreuther Festspiele – Kunstminister Blume fordert Veränderungen"
Mit Informationen von dpa
Das ist die Europäische Perspektive bei BR24.
"Hier ist Bayern": Der BR24 Newsletter informiert Sie immer montags bis freitags zum Feierabend über das Wichtigste vom Tag auf einen Blick – kompakt und direkt in Ihrem privaten Postfach. Hier geht's zur Anmeldung!