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Bill Gates: Was den Tech-Milliardär von Musk und Co abhebt

Bill Gates: Was den Tech-Milliardär von Musk und Co abhebt

In den 90er Jahren galt Bill Gates als der meistgehasste Mann der Tech-Branche. Seine Autobiografie zeigt nun den Weg vom Nerd zum Weltveränderer – und warum er sich von den Superhelden-Allüren heutiger Tech-Milliardäre so wohltuend unterscheidet.

Über dieses Thema berichtet: radioWelt am .

Es gibt diese eine Geschichte, die vielleicht mehr über den jungen Bill Gates aussagt, als alles andere: In der fünften Klasse soll der kleine Bill eine Hausarbeit über einen US-Bundesstaat schreiben. Während sich seine Mitschüler erwartungsgemäß für Kalifornien mit seinen Stränden oder Florida mit seinen Vergnügungsparks entscheiden, wählt der junge Bill – Delaware. Und warum? Unter anderem deswegen, weil er von seinem Vater erfahren hat, dass dieser kleine Staat an der Ostküste besonders unternehmensfreundlich ist.

Was dann folgt, sprengt jeden Rahmen einer üblichen Schularbeit: Gates verfasst ein 177-seitiges Mammutwerk, das man heute eher eine Bachelor-Arbeit nennen würde. Er zeichnet darin die Geschichte Delawares über 400 Jahre nach, beginnend bei den indigenen Lenni Lenape bis in die Gegenwart. Er schreibt einen detaillierten Reiseführer über Wilmington und das historische Dorf Arden, verfasst sogar fiktive Erzählungen über das Leben eines Austernfischers und eines Arbeiters in einem Granitbergwerk. Als wäre das nicht genug, fügt er auch noch eine Buchbesprechung über "Elin's Amerika" hinzu, einen Roman über ein junges Mädchen im Delaware des 17. Jahrhunderts.

Von der Obsession zum Erfolg

Diese frühe Episode aus Gates' Leben, die er in seiner gerade erschienenen Autobiografie "Source Code" schildert, offenbart bereits die zwei Seiten, die ihn später zum erfolgreichsten Nerd der Wirtschaftsgeschichte machen sollen: eine geradezu manische Detailversessenheit gepaart mit einem erstaunlich früh entwickelten Geschäftssinn.

Diese Kombination wird Gates reich machen und die Tech-Welt für immer verändern. Denn in einer Zeit, als Software noch als kostenloses Beiwerk zu Hardware gilt, entwickelt Gates eine für damalige Verhältnisse revolutionäre Idee: Software als Produkt. Mit Microsoft erschafft er die erste echte "Softwarefabrik" und prägt damit ein Geschäftsmodell, das zur Blaupause für unzählige Technologieunternehmen wird.

Der freundliche Tech-Milliardär

In den 90er Jahren noch als "Darth Vader der Tech-Szene" verhasst, gilt Gates heute fast schon als Elder Statesman der Branche. Der Kontrast zu den Tech-Titanen von heute könnte kaum schärfer sein. Während sich ein Elon Musk mit markigen Sprüchen und Machoposen inszeniert oder Mark Zuckerberg neuerdings seinen durchtrainierten Körper beim MMA-Training zur Schau stellt, bleibt Gates zeit seines Lebens der Prototyp des "Nerds" – intellektuell brillant, aber körperlich eher unathletisch.

Auch seine aktuellen Projekte sprechen eine andere Sprache: Statt Weltraumabenteuern oder Social-Media-Dramen widmet er sich mit seiner Stiftung eher "unsexy" anmutenden, aber essenziellen Themen wie der Bekämpfung von Malaria oder der Entwicklung effizienterer landwirtschaftlicher Methoden.

Politisch ist Gates wie Windows

Politisch zeigt sich Gates als geschickter Pragmatiker. Er spendet zwar im Stillen Millionen an demokratische Kandidaten und kritisiert Musks "völlig irre" Einmischung in die europäische Politik, kann aber auch mit Donald Trump bei einem dreistündigen Dinner über globale Gesundheitsprobleme diskutieren. Politisch ist Gates also ein bisschen wie Windows: Irgendwie ein bisschen langweilig, aber mit vielen Systemen kompatibel.

Was wirklich zählt

Seine Autobiografie ist ein lesenswertes Zeitdokument der frühen Computer-Ära. Denn sie macht eines deutlich: Um die Welt zu verändern, braucht es eben keinen selbsternannten Iron Man, der Sportwagen ins All schießt, oder einen Kampfsport-Guru, der in seiner Metaverse-Welt gefangen ist. Manchmal reicht auch ein wissbegieriger Nerd.

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