Der Milla-Club in München, seit Monaten ausverkauft. Das Kellergewölbe ist randvoll mit Fans. Hinter der Bühne kauert Jordan Prince und lugt immer wieder durch den Vorhang nach draußen. Jordan ist Anfang dreißig, hellbbrauner Schnauzer, Brille. Er trägt Beanie-Mütze, Latzhose und natürlich - ganz das teutonische Klischee - weiße Socken und Adiletten. Es ist das Outfit seiner Persona "Johannes", mit der er auf Instagram weltweit Erfolg hat. Gleich wird er damit seinen ersten Auftritt als Stand-Up-Comedian vor echtem Publikum wagen. "Ich war, also ich bin nervös. Aber vorhin war ich sogar noch nervöser", gibt er zu. Dann geht es los.
Lieblingsgetränk Sprudelwasser
Prince' Fachgebiet sind kleine Persiflagen deutscher Spleenigkeit - zu sehen auf Instagram. Rund eine halbe Million Menschen folgt seinen Videos. Es geht um deutsche Wanderer, die sauer werden, wenn andere vom vorgegebenen Weg abweichen, um grausame Kindergeschichten wie den Struwwelpeter und natürlich ganz viel um das deutsche Getränk Nummer eins: Sprudelwasser. "Alles begann in einem Walmart, einem riesigen Supermarkt in den USA", erzählt Prince, "da gab's tausende Sorten von Wasser. Wenn man lang genug in Europa ist, dann sieht man diesen ganzen Irrwitz … Und dann sprach der Deutsche in meinem Kopf: Wo gibt’s hier 'ne Glasflasche Gerolsteiner? Ich machte ein Video und auf einmal hatte ich Hundert Mal mehr Klicks als jemals zuvor - und es machte extrem Spaß."
Auch sein Bühnenprogramm dreht sich viel um deutsche Marotten. Aber vor allem handelt es vom Ankommen, in einem Land, das es einem nicht gerade leicht macht, oder wie Prince es formuliert: "Nach Deutschland ziehen, viele von euch wissen das: Das ist keine süße romantische Geschichte. Es gibt keine Liebesschnulze über die Ausländerbehörde."
Deutsche als Frühstückseier aus Stahl
Daneben erzählt Prince viel Persönliches. Von seiner nicht immer leichten Kindheit im erzkonservativen US-Bundesstaat Mississippi und seinem Weg nach Deutschland, den er seiner deutschen Frau zuliebe unternommen hat. Viele hier in der Milla erkennen sich in dieser Geschichte wieder.
Sein Publikum, sagt Jordan, das seien zur einen Hälfte Expats und zur anderen Deutsche, die Expats daten. Liebe trifft auf kulturelles Kopfschütteln. Der Humor verkuppelt: "Ich stell' mir Deutsche immer gern als ein Frühstücksei aus Stahl vor. Sehr, sehr hart zu knacken. Vor allem die Bayern haben eine ziemlich harte Schale aus Selbstschutz und Professionalität. Wenn du sie aber am Ende knackst: so weich. So weich wie wir alle. Also nicht aufgeben!"
Als Musiker nur mäßig erfolgreich
Zwischen den Nummern spielt er Songs auf der Gitarre. Denn vor seinem Erfolg auf Instagram arbeitete Prince als Musiker: "Mein Ziel war es immer, von der Musik zu leben. Ich hab' gern als Musiker gearbeitet und vor Publikum gespielt, ich liebe Musik, aber irgendwann war ich emotional am Ende. Ich hatte als Musiker nicht mal ein Prozent von dem Erfolg, den ich gern gehabt hätte. Da hab' ich gemerkt: Hey, du musst was anderes machen!"
Nach knapp einer Stunde ist die Show vorbei. Das Experiment, Instagram auf die echte Bühne zu holen, ist geglückt. Und Jordan Prince? Der strahlt. Echter Applaus ist dann doch noch schöner als hunderttausende Herzchen im Netz: "Ich bin richtig high. All das Adrenalin, die Akzeptanz, die Freude. Es hat sich angefühlt, wie in warmer Milch zu baden."
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