Immer zu Beginn eines Monats stellt BR24 ein besonderes architektonisches Projekt vor. Im September ist das Haus des Monats: ein Hochbunker. Er wird auch Blumenbunker genannt und steht in der Münchner Blumenstraße nahe Viktualienmarkt.
Quadratisch ist er im Grundriss – Fassade und Aufbau sind in der Form barocken Wehrtürmen entlehnt. Jede der vier Gebäudeseiten misst in der Länge etwas über 14 Meter.
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Im Krieg ein Ort der Angst, jetzt Architekturgalerie
Dicke der Außenmauern: mindestens 1,30 Meter. Oben an der Fassade ist seit 2017 über drei Seiten umlaufend das Wort "UM-WAND-ELN" des Künstlers Christoph Brech angebracht. Der Bunker soll zu einem öffentlichen Zentrum für Architektur der Stadt München werden. Seit einiger Zeit bespielt der gemeinnützige Verein Architekturgalerie den Ort – mit Ausstellungen, Vorträgen, Diskussionsabenden und Installationen.
Kuratiert wird das Programm von Nicola Borgmann und Octavianne Hornstein: "Der Bunker ist mitten im Krieg gebaut worden, da haben Leute drin Angst ausgestanden, allein hier auf dieser Ebene 200 Leute, das muss man sich mal vorstellen. Da steht man schon sehr eng. Und wir versuchen jetzt diesen Geist oder diese Ängste rauszutreiben und neue Kräfte einzuführen", so Hornstein. Bis zu 1.400 Menschen fanden in den Bombennächten in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges Zuflucht im Blumenbunker, erzählt Nicola Borgmann.
Fensterlos verliert man leicht die Orientierung
Die Mitglieder der Architekturgalerie, vertreten durch den Vorstand und das Kuratorenteam, arbeiten sich langsam bei der Umwandlung des Blumenbunkers von unten nach oben aufwärts. Die Kellerräume, das Parterre und die ersten beiden Stockwerke wurden schon ertüchtigt, berichtet Nicola Borgmann. Es sei eine große Aufgabe gewesen, die Räume in helle, lichte, lebendige Ausstellungsräume umzuwandeln, zumal dieses Gebäude unter Denkmalschutz stehe.
Wer den Hochbunker in der Münchner Blumenstraße zu einer der Veranstaltungen der Architekturgalerie besucht, ist beeindruckt von dem Gebäude: dicke Stahltüren, drinnen ist es auch im Hochsommer angenehm kühl. Es gibt keine Fenster, schnell verliert man die Orientierung.
Der Umbau, eine aufwändige Teamarbeit
Der Umbau in Ausstellungsflächen ist bis unters Dach geplant. Ein aufwändiges Unterfangen, denn Teile der ungemein dicken Betonwände und Decken sind nur mit großem Aufwand zu entfernen. Gerade wurde eine filigrane Stahltreppe ins zweite Geschoss eingefügt und man hat zwei Stockwerke zu einem fast fünf Meter hohen Bereich mit seitlicher Galerie zusammengelegt.
Den Entwurf gab es umsonst von den gefeierten norwegischen Architekten Snøhetta, von denen etwa die Oper in Oslo stammt. Für die Durchführung sorgte das Münchner Büro Hild und K, und die statischen Berechnungen steuerten A.K.A, Ingenieure, bei.
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"Kann die Wand da weg?": Die Ausstellung im Hochbunker läuft noch bis Ende September.
Am Mittwoch, den 6. September, gibt es ein Gespräch zwischen dem Statiker Thomas Beck und dem Architekten Peter Haimerl.
Am Open Art Wochenende vom 8. bis 10. September wird ein rosa Ufo von Finsterwalder Architekten vor dem Hochbunker landen.
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