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Schauspielerin Valery Tscheplanowa, Autorin Aya Cissoko

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Eine Kindheit in zwei Welten: Aya Cissoko und „Ma“

Eine Kindheit in zwei Welten: Aya Cissoko und „Ma“

Box-Weltmeisterin Aya Cissoko erzählt in ihrem neuen Buch „Ma“ die berührende Geschichte ihrer Mutter aus Mali und die einer Kindheit in den Pariser Banlieus. Von Cornelia Zetzsche

Woloba saya – Der Tod meiner Mutter

"Meine Mutter ist tot. Heute wird sie auf dem Pariser Friedhof von Thiais begraben."

Viele Leute sind gekommen, die meistens sind Männer.

 "Ein Begräbnis ist keine Weibersache."

 So beginnt Aya Cissokos Hommage für die Mutter und alle mutigen Frauen Westafrikas. Als Analphabetin und Ehefrau von 15 Jahren kam Massiré Dansira, kurz Ma, nach Paris zu ihrem Mann, arbeitete hart, bekam drei Kinder.

 Tasuma – Das Feuer

Als Rechtsextremisten im Haus ein Feuer legen, sterben ihr Mann und die jüngste Tochter. Allein, in armseligen Mietskasernen der Banlieus, versucht Ma, ihre zwei Kinder zu anständigen Menschen zu erziehen, in der Tradition Malis, mitten in Paris.

 "Wir waren Kinder aus einer armen Familie, mit einer schwarzen alleinerziehenden Mutter, alles war darauf ausgerichtet, dass wir scheitern mussten. Aber sie sagte immer, Ihr müsst diese Prognosen widerlegen." Aya Cissoko

 Aya Cissoko boxt sich durch, buchstäblich. Sie wird dreifache Box-Weltmeisterin, muss den Sport nach einer Verletzung aufgeben, studiert Politik und macht Karriere – alles dank Ma.

 "Sie war in Frankreich unsichtbar, sie war eine schwarze Frau, sprach die Sprache nur schlecht und hatte keine Ausbildung, trotzdem gab sie mir die große Freiheit zu studieren und unabhängig zu werden." Aya Cissoko

In anrührenden Miniaturen erzählt Aya Cissoko von ihrer Familie, vom Wahrsager, der sich bei ihnen einnistet, von Pöbeleien anderer Kinder, dem Lehrer, der ihr das Lesen nicht zutraut, von den Kämpfen zwischen Mutter und Tochter um den richtigen Weg.

Afterwork

Valery Tscheplanowa, „Schauspielerin des Jahres“ 2017 liest „Afterwork“ aus „Ma“, am 10.10. um 18.30 Uhr im Literaturhaus München und singt Chansons zur Live-Musik von Timothee Mille.

Aya Cissoko: „Ma“, Übersetzung: Beate Thill, Wunderhorn, 24,80 Euro