Moritz Bleibtreu und Sternekoch Andreas Caminada in "Dinner Club"
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Fast wie auf "Vox": Moritz Bleibtreu und Sternekoch Andreas Caminada in "Dinner Club"

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Fernsehfizierung des Streamings: Alles wieder wie früher

Fernsehfizierung des Streamings: Alles wieder wie früher

Neues Jahr, neue Serien: Amazon schickt eine neue deutsche Show-Produktion an den Start: "Dinner Club". Und setzt damit den schon seit längerem laufenden Trend der Fernsehfizierung des Streamings fort. Eine Analyse.

Über dieses Thema berichtet: BR24 am .

Es kann doch alles so schön sein. Gutes Essen, guter Look, gute Reise! Promis wie Moritz Bleibtreu, Karoline Herfurth und Teddy Teclebrhan fahren zusammen mit Sternekoch Andreas Caminada um die Welt, nach Portugal, Mexiko oder Zypern, um später das exquisiteste Dinner-Menü zuzubereiten. In edlem Ambiente wird dann gegessen, getrunken und kalauert.

Ein bisschen Reise-Doku, ein bisschen Koch- ein bisschen Reality-Show. Irgendwo zwischen dem "Perfekten Dinner", "Destination X" und dem "Haus der Stars" könnte man den "Dinner Club" auf Amazon Prime verorten. Eine typische Fernseh-Produktion. Und das zeigt, wohin der Trend beim Streaming geht: zurück zum guten alten Linear-Fernsehen.

Berieselung statt Qualität

Reality- oder Spiel-Shows und Adventure-Dokus sind mittlerweile fester Bestandteil der Streaming-Kataloge. Promis, Sex, Liebe, teure Häuser und schnelle Autos sind bei Netflix und Amazon mindestens so präsent wie im Abendprogramm der Privaten: "Perfect Match", Too Hot To Handle", "Kaulitz & Kaulitz", "Surviving Paradise", "7 vs Wild", "Last One Laughing" - die Berieselung hat den hochwertigen Qualitätsproduktionen, die Anfang der Nuller-Jahre prägend für die neue Streaming- und Serienwelle waren, längst den Rang abgelaufen.

Das US-Magazin "New Yorker" hat die Entwicklung schon vor längerer Zeit mit dem Begriff "Ambient TV" beschrieben. Heißt: Die Streamer laufen wie früher das Fernsehen - überall, im Hintergrund, nebenbei. "Nebenbei laufen bedeutet auch, einfach mal zu reflektieren, wie wir Fernsehen gucken: nämlich, dass es ganz normal geworden ist, dass wir nebenbei am Handy sind, diese Second-Screening-Aktivität, also mit einem zweiten Bildschirm", erklärt Medienwissenschaftlerin Kathleen Loock von der Uni Hannover. "Diese Serien und das Programm sind Alternativen zum Complex-TV, aber das ist nicht überraschend. Einfach um attraktiv zu bleiben für die Abonnenten und Abonnentinnen."

Alles wie früher

Die Streamer bauen ihr Angebot aus, flachen es ab und ähneln immer mehr dem klassischen Pay-TV. Am ersten Weihnachtsfeiertag lief bei Netflix Live-Sport, American Football, die NFL, Amazon zeigt die Fußball-Champions-League. Serienepisoden erscheinen plötzlich wieder wöchentlich - und selbst vor Werbung ist man bei den Streamern nicht mehr sicher. Werbefinanzierte Abos gibt’s mittlerweile bei fast allen. Das Ziel dahinter, laut Loock: "Den Markt komplett zu okkupieren. Für alles was anzubieten. Alle Nischen zu füllen. Das zentrale Ziel, die Abonnenten und Abonnentinnen vom Fernsehen weg zu lotsen. Was noch fehlt, sind Nachrichtensendungen."

Die aber auch bald kommen könnten. Genauso wie ein lineares Angebot, das Netflix schon länger testet, und das uns aus der Überangebots-Entscheidungs-Hölle zurück in die selbstverschuldete Unmündigkeit des vorgegebenen TV-Programms führen könnte. Ja, dann wäre alles wieder beim Alten. Die Fernsehfizierung abgeschlossen.

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