Ans Wünschen sind wir nach den Feiertagen gewöhnt. Ein guter Wunsch wird vom nächsten abgelöst. Ende der Adventszeit wünscht man "schöne Weihnachten" oder "frohes Fest". Am Heiligabend heißt es dann "fröhliche Weihnachten". Zwischen den Jahren wünscht man einen "guten Rutsch". Sobald dann aber die Feuerwerkskörper knallen und um null Uhr angestoßen wird, heißt es "gutes Neues".
Ab Ende Januar keine Neujahrsglückwünsche mehr
Das kann noch einige Tage und Wochen so bleiben. Aber wie lange ist es angebracht, Neujahrswünsche zu verteilen? Darf man den Kollegen, die erst Mitte Januar aus dem Skiurlaub zurückkommen, noch ein "Frohes Neues" wünschen? Was ist mit Freunden, die man das erste Mal erst im Februar auf einem Faschingsball trifft? Soll man denen noch ein "gutes neues Jahr" wünschen, oder es doch lieber bleiben lassen?
Der deutsche Schriftsteller Freiherr von Knigge, dessen Name heute stellvertretend für Benimmregeln steht, war nicht ganz eindeutig, was die Neujahrswünsche angeht. Neujahrsgrüße, wie "Frohes Neues" können ungefähr bis Mitte Januar genutzt werden, heißt es dort. Clemens Graf von Hoyos, heutiger Geschäftsführer der Knigge-Akademie, verteilt bis zur zweiten Januarwoche noch Neujahrsglückwünsche, "danach ist die Sache aber auch für mich abgeschlossen."
Neujahrsglückwünsche bis Mitte Januar
Der Grund für die Grenze Mitte Januar: "'Die meisten Leute beginnen ja erst nach den Weihnachtsferien wieder mit der Arbeit. Dann sieht man sich 2025 zum 6. Januar erstmals wieder im Büro. Und deswegen kann man sich in der zweiten Januarwoche, der ersten Arbeitswoche vieler Leute, auch noch ein gutes neues Jahr wünschen, so der Geschäftsführer der Knigge-Akademie. "Ab der dritten Januarwoche ist dann aber nur noch eine ausgelutschte Floskel."
Generell empfiehlt von Hoyos, Glückwünsche immer dann auszusprechen, wenn sie von Herzen kommen – egal ob an Neujahr oder zu anderen Anlässen. "Was ich wirklich sehr anstrengend und wenig wertschätzend empfinde, sind diese ganzen Bilder mit Neujahrswünschen, die per WhatsApp nur weitergeleitet werden, ohne das eine oder andere persönliche Grußwort." Das geht offenbar mittlerweile vielen so, es gibt mittlerweile schon Memes, die sich darüber lustig machen. "Da steht dann zum Beispiel drauf: 'Ich wünsche dir anlassbedingte Standard-Floskeln'. Das finde ich großartig, weil es diesen inflationären Umgang zeigt", sagt von Hoyos.
Knigge-Experte empfiehlt persönliche Nachricht
Der Knigge-Experte rät dazu, lieber auf Qualität zu setzen: "Dann schreibe ich lieber meinen besten Freunden und wichtigsten Geschäftspartnern und Kontakten etwas Persönliches, als dass ich inflationär 100 Mal das gleiche Bild an alle meine Kontakte schicke."
Die Unsicherheit vieler, wie lange die Wünsche angebracht sind, führt der Etikette-Experte darauf zurück, dass die Deutschen generell eine Vorliebe für Regeln haben. "Und um da eben auf der vermeintlich rechtssicheren Seite zu stehen, freuen sich Leute da einfach über eine Handreichung", sagt Clemens Graf von Hoyos und fügt hinzu: Die Knigge-Akademie gebe trotz allem keine Regeln, sondern nur Empfehlungen ab.
Und wann endet die Weihnachtszeit?
Auch wenn man sich bereits nicht mehr "fröhliche Weihnachten" wünscht: Die Weihnachtszeit endet in der evangelischen Kirche offiziell erst am Heiligdreikönigstag, dem 6. Januar. Nach katholischer Liturgie erst am Sonntag danach, dieses Jahr also gleich am 7. Januar. Einige Kirchengemeinden und Familien halten auch noch an älteren Traditionen fest und behalten den Christbaum bis zum 2. Februar, bis "Maria Lichtmess". Dann hat die dunkle Zeit des Jahres wirklich ein Ende. Und man kann sich schon in wenigen Wochen "frohe Ostern" wünschen.
Dieser Artikel ist erstmals am 2. Januar 2024 auf BR24 erschienen. Das Thema ist weiterhin aktuell. Daher haben wir diesen Artikel erneut publiziert.
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