Die 27-jährige Teresa Reichl aus Simbach bei Landau an der Isar ist ein Shooting-Star in der Kabarettszene. 2023 wurde sie mit dem Senkrechtstarterpreis des Bayerischen Kabarettpreises ausgezeichnet. Im Bayerischen Rundfunk tritt sie regelmäßig in der Sendung "Schlachthof" auf. Auf Social Media folgen ihr Zehntausende.
Nun ist die Kabarettistin Promi-Patin bei der niederbayerischen Jubiläumswoche zum 75. Geburtstag des Bayerischen Rundfunks.
Interview mit der niederbayerischen Kabarettistin Teresa Reichl
Bayerischer Rundfunk: Was macht Niederbayern für Sie aus?
Teresa Reichl: Es ist ganz viel Tradition. Aber auch so bissal: Man darf alles, aber man muss vielleicht ein bisschen diskutieren. "Bled Schmatz" – auch ein ganz wichtiger Faktor in Niederbayern.
Man sagt ja auch oft über die Niederbayern, dass sie auf andere distanziert wirken, ein bisschen unterkühlt vielleicht. Können Sie das so bestätigen?
Mei, ich glaube wir sind halt pragmatisch. Und dann ist da dieses: "Ned gschimpft is globt gnua." Aber wir sind eigentlich schon sehr nett. Ich glaube, wir klingen nur manchmal ein bisschen hart. Harte Schale, weicher Kern.
Es gibt das Klischee, dass der niederbayerische Dialekt uncool ist oder altmodisch. Aber Sie sprechen ja in ihrem Bühnenprogramm "Obacht, ich kann was!" natürlich auch im Dialekt. Wie wird denn das Niederbairische vom Publikum angenommen?
Ich habe echt das Gefühl: sehr gut. Der einzige Ort, wo ich manchmal das Gefühl habe, mein Dialekt kommt nicht gut an, ist München. Das wundert niemanden! Aber überall anders finden sie es eigentlich sehr charmant. Ich glaube, Niederbairisch ist der Dialekt, den man sich vorstellt, wenn man an Bayern denkt, aber nicht aus Bayern ist. Wenn man in Hamburg zu jemandem sagt: Wie klingt bayerisch? Dann meinen die meinen Dialekt. Und das finden die Leute irgendwie schon cool.
Sie sprechen in Ihren Programmen auch Themen wie Gendern und Feminismus an. Welche Reaktionen bekommen Sie dazu?
In meiner Heimat gibt es eine WhatsApp-Gruppe, wo Leute über mich lästern. Ich glaube, das hat nichts damit zu tun, was ich sage, sondern liegt einfach daran, dass ich eine Person aus dem Dorf bin, die jetzt in der Öffentlichkeit steht. Es gibt immer Leute, die das Scheiße finden, das ist auch in Ordnung. Meine Mama hat mir einmal gesagt: Okay, ich mache das jetzt mit dem Gendern nicht, aber ich verstehe, wieso du das machst und wieso es vielleicht wichtig ist. Und das reicht mir schon. Und mein oberstes Ziel ist es mittlerweile, in so vielen Formaten wie es geht Markus Söder zu einem Diskussionsduell aufzufordern. Bis er keine Chance mehr hat, Nein zu sagen. Weil ich weiß, ich gewinne.
Haben Sie denn ein bayerisches oder niederbayerisches Sprichwort oder vielleicht auch eine Redewendung, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?
Ich finde so ganz kurze Ausdrücke wie "Geh leck" ganz toll. Da bricht die Emotion aus einem heraus, was man Niederbayern ja nicht oft hat, das finde ich super.
Das bayerische Wörtchen "fei" zu erklären, ist verzwickt. Schonmal versucht?
Ich hab am Anfang gesagt: "Fei" kann man überall sagen! Und dann haben die Preißen gesagt: Nee, des stimmt nicht. Fei ist einfach ein verstärkendes Wort, das man an sehr vielen Stellen einbauen kann. Aber erklären kann man es nicht. Ich habe sogar sprachgeschichtlich nachgeschaut, wo das herkommt – hab aber immer noch keine Ahnung.
Gibt es ein niederbayerisches Schimpfwort, das Sie besonders gern mögen?
Bei uns hat man den Namen des Herren nicht missbrauchen dürfen. Ich war Vorstand von der katholischen Landjugend, da hat es immer geheißen: Es wird nicht geflucht, dies ist ein katholischer Verein. Und deswegen finde ich diese Ersatz-Schimpfwörter, die wir dann gefunden haben, ganz toll. Zum Beispiel: "Bluads Element". Das sagt meine Nachbarin immer, wenn sie im Garten ist. Oder: "Sackl Zement!"
Was wollten Sie den Niederbayern schon immer mal sagen?
Als ich in der Schule war, haben ganz viele Lehrkräfte gemeint, dass Dialekt schlecht ist für die Entwicklung. Dass man sich das abgewöhnen muss. Deswegen möchte ich mitteilen: Das ist widerlegt. Das stimmt nicht. Dialekt ist, wie wenn man zweisprachig aufwächst. Das ist ganz, ganz toll fürs Hirn. Also bitte, bitte: Hört auf, dieses falsche Hochdeutsch mit euren Kindern zu reden. Sondern lasst sie einfach im Dialekt reden. Das schadet denen gar nichts.
Im Video: Teresa Reichl zu Gast in der Abendschau
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