Szene auf der Felsenbühne der Luisenburg in der rote Fahnen geschwenkt werden.
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"Kalte Freiheit " zeigt europäische Geschichte und menschliche Schicksale an der Grenze zwischen Bayern und der ehemaligen Tschechoslowakei.

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Kalte Freiheit: Eine wahre "James-Bond-Story"auf der Luisenburg

"Kalte Freiheit – Spion zwischen Grenzen" zeigt europäische Geschichte und menschliche Schicksale an der Grenze zwischen Bayern und der ehemaligen Tschechoslowakei. Im Mittelpunkt steht eine historische Geheimdienst-Operation.

Über dieses Thema berichtet: Bayern 2 am Sonntagvormittag am .

Große betongraue Mauerstücke liegen zwischen bemoosten Felsen, Fichten, Birken und den typischen Steintreppen im Zentrum der Festspiel-Bühne. Minimalistische Fremdkörper und doch mit einer gewaltigen Aussagekraft. Dazu ein rot-weißer Schlagbaum, das Kernstück von "Kalte Freiheit – Spion zwischen den Grenzen".

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"Es ist neu geschrieben für die Region, aber es ist ein europäisches Thema, es geht ja um den eisernen Vorhang, der Europa in Osten und Westen geteilt hat, das heißt wir haben ein regionales Stück, was aber europaweit Bedeutung hat", sagt Birgit Simmler, die künstlerische Leiterin der Luisenburg-Festspiele, die das Musical auch selbst geschrieben hat. "Es ist ein großes aktuelles gesellschaftliches Thema und gleichzeitig verankert in der Nussschale im Regionalen", so Simmler weiter.

Kalte Freiheit: Von Fluchthelfern und Verrätern

Im Zentrum der Geschichte steht Polizist Stanislav Liška. Der Polizist in einem kleinen Ort an der bayerisch-böhmischen Grenze ist verzweifelt, er hilft heimlich vielen Menschen bei der Flucht nach Bayern, als sich der eiserne Vorhang so langsam mitten in Europa senkt. Bis er gezwungen wird die Grenze für Spionage und Verrat zu nutzen. Die Flüchtenden werden von ihm in ein falsches Grenzhäuschen geführt. Sie wähnen sich in der sicheren Freiheit in Bayern, stattdessen wartet an der falschen Grenzstation der tschechoslowakische Geheimdienst auf sie.

Fast alle Rolle auf der Bühne sind historische belegt. Das Live-Orchester, der Toningenieur und auch die die Musik stammen aus Tschechien. Ondřej Soukup, einer der renommiertesten tschechischen Filmmusik-Komponisten hat sie extra für die Luisenburg geschrieben. Hauptdarsteller Mischa Mang spielt die Rolle des Stanislav Liška. Ihn hat die Wucht der Geschichte am Originalschauplatz getroffen, als er sich auf das Musical vorbereitet hat: "Das ist der reale Ort, wo das wirklich passiert ist. Da ist dann ein Schlagbaum. Diese Angst der Menschen und dann die Erleichterung nach der Flucht und all das, das ist so hart. Das ist so eine krasse Geschichte, dass die nicht bekannter ist, ist für mich völlig verrückt eigentlich", so Mang im Gespräch mit BR24.

Geschichte basiert auf einer wahren Begebenheit

Mit all den Militäruniformen, dem autoritärem System und dem Blick in menschliche Abgründe ist das Musical, erschreckend aktuell. Die Szenen an Maschendrahtzaun, wenn Familien sich in der sicheren Freiheit wähnen, sind emotional und bedrückend zugleich und dennoch schwingt auch Leichtigkeit und viel Spannung mit. "Kalte Freiheit – Spion zwischen Grenzen" ist eine Art böhmischer James Bond – mit realem Hintergrund.

Birgit Simmler wagt mit dem Musical den Balanceakt zwischen historischem Stoff und Unterhaltungsanspruch: "Es ist ein virulentes Thema, dann ist eben die Frage will man sich dem widmen, oder ist einem das zu ernst oder zu nah?", so Simmler im BR-Interview. Zu sehen ist Kalte Freiheit bis Mitte August insgesamt fünf Mal. Es bildet in Kooperation mit dem Förderverein Fichtelgebirge die Basis für ein Themenjahr "Bayern & Böhmen" 2023, außerdem ist das Musical einen Baustein der Bayerisch-Tschechischen Freundschaftswochen in Selb, die aktuell bis Anfang August stattfinden.

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Für viele endet die Flucht hinter Maschendrahtzaun und im Arbeitslager

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