Am Eingang steht ein Korb, aus dem sich die männlichen Besucher der Synagoge eine Kippa nehmen können. "Kippa ist bei uns Vorschrift", erklärt Rabbiner Josef Chaim Bloch, seit 10 Jahren geistiges Oberhaupt der orthodoxen jüdischen Gemeinde in Regensburg. "Das ist ein Zeichen der Demut und um nicht zu vergessen, dass Gott über uns ist." Auch eine Kleiderordnung ist einzuhalten, besonders für Frauen. Sie sollten möglichst wenig Haut zeigen, also am besten langärmelig und mit einem Kleid oder Rock, der über die Knie reicht. Rabbi Bloch erklärt: "Wenn es geht, ohne Dekolleté, und bei uns gehen Frauen nicht in Hosen." Gäste wiederum dürfen Hosen tragen, "denn da sind die Knie ja auch bedeckt", sagt der Rabbi.
Vermietete Plätze in der Synagoge
Ist man so richtig vorbereitet, ist jeder auch anders-gläubige Gast herzlich in der Synagoge willkommen. Allerdings sollte die Synagoge nicht als "Museum" betrachtet werden, Herumlaufen sollte auf ein Minimum beschränkt werden und Fotografieren ist nicht immer erlaubt. Als Gast sollte man warten, bis einem ein Platz zugewiesen wird oder danach fragen, da die Plätze fest vermietet sind.
Ein jüdisches Gotteshaus ist unterteilt in einen Bereich für Männer und einen für Frauen. Das Frauenabteil befindet sich entweder im hinteren Teil der Synagoge hinter einem Vorhang oder auf einer Empore. Das ist zumindest in den orthodoxen Gemeinden, die die Ge- und Verbote der heiligen Schrift, der Thora, streng befolgen, so festgelegt. Die Abtrennung soll die „Ablenkung“ vom Gebet verhindern und zudem einer Regel der Thora gerecht werden. "Männer sind zum Gemeinschaftsgebet verpflichtet", erklärt Rabbiner Bloch, "Frauen sind davon befreit. Sie sind herzlich willkommen, müssen aber nicht kommen."
Frauen und Männer sitzen getrennt
Der Grund: Damit Frauen ihren häuslichen Aufgaben nachgehen können, sitzen sie hinten oder oben, können also auch zwischendurch oder früher gehen. "Man muss es manchmal auch modern sehen", sagt eine Gottesdienstbesucherin in Regensburg, "hier in der Synagoge sitzen wir getrennt, aber draußen ist es nicht so", erklärt sie lächelnd. "Das ist Tradition", sagt ein Mann aus der Gemeinde, "ich bin so aufgewachsen, ich kenne es nicht anders."
Findet der Gottesdienst am Schabbat, also ab Freitagabend oder am Samstag, statt, so sollte jeder Besucher vorher wissen, dass im orthodoxen Judentum jede „produktive Arbeit“ am Schabbat verboten ist. Das reicht vom Autofahren zur Synagoge bis hin zum Bedienen des Lichtschalters auf der Toilette. Sogar Mitschreiben im Gottesdienst ist verboten, denn das gilt als „produktive Arbeit“. Was das Licht betrifft, so regeln die meisten jüdischen Gemeinden das längst mit Zeitschaltuhren.
"Einen elektrischen Schalter darf ich an Schabbat nicht betätigen, obwohl es keine physische Arbeit ist. Schreiben ist keine schwierige physische Arbeit, aber es ist eine produktive Arbeit, darum ist es verboten. Wenn Sie jetzt aber einen Stuhl hin und herrücken, machen sie eine physische, aber keine produktive Arbeit. Daher ist das nicht verboten an Schabbat." Josef Chaim Bloch, Rabbiner der jüdischen Gemeinde Regensburg
Natürlich ist man als nicht-jüdischer Besucher nicht allen Regeln des Schabbat verpflichtet, doch es gilt als respektvoll, eben keine Notizen zu machen oder sein Handy nicht zu benutzen, wenn man sich in einer Synagoge befindet.
In STATIONEN am 11. März 2020, 19:00 Uhr, im BR Fernsehen (oder in der BR Mediathek) besuchen wir neben der Synagoge, eine Moschee, einen buddhistischen Tempel und eine orthodoxe Kirche.