Bildrechte: Theater Konstanz

Was darf Satire?

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Staatsanwaltschaft eingeschaltet vor "Mein Kampf"-Premiere

Es soll Satire sein: Besucher mit Hakenkreuz-Symbol erhalten freien Eintritt bei der Premiere von George Taboris Farce "Mein Kampf" am Theater Konstanz, ausgerechnet an Hitlers Geburtstag, dem 20. April. Es gibt Zuschauerproteste. Von Peter Jungblut.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

Angeblich haben sich bereits rund fünfzig Personen gemeldet, die bereit sind, eine Hakenkreuz-Binde zu tragen, um kostenlos in die Premiere zu kommen, so eine Sprecherin des Theaters. Das sei "überraschend". Dies scheint jedoch beabsichtigt gewesen zu sein, denn im Vorfeld hatten die Verantwortlichen mitgeteilt, sie wollten zeigen, wie leicht Menschen manipulierbar seien. So sollen Besucher, die Eintritt bezahlen, bereit sein, den gelben, aus der NS-Zeit berüchtigten "Davidstern" als Zeichen der "Solidarität mit den Opfern" zu tragen. Die deutsch-israelische Gesellschaft der Bodensee-Region hatte sich darüber alarmiert gezeigt und geschrieben:

"Die Geschmacklosigkeit hat Programm. Die Premiere findet an Hitlers Geburtstag statt. Wir sind der Meinung, dass dieser bizarre 'Marketing-Gag' des Stadttheaters Konstanz nicht akzeptabel ist. Es gibt eine dritte Option: Man kann auch keine Theaterkarte kaufen!"

"Grundsätzlich eine Straftat"

Inzwischen haben das Konstanzer Theater nicht nur viele Zuschauerproteste erreicht, es sind auch Anzeigen eingegangen. Die zuständige Staatsanwaltschaft will sie zunächst prüfen. Das Tragen von Hakenkreuzen in der Öffentlichkeit sei grundsätzlich eine Straftat, so die Behörde. Im Fall des Theaterstückes sei allerdings zu ermitteln, ob eventuell das Thema Kunstfreiheit eine Rolle spiele.

"Nicht von Ideologien befreit"

Das Theater teilte mit, dass Zuschauer, die das Datum 20. April als Provokation empfinden, die Karten umtauschen könnten. George Taboris viel gespieltes Werk "Mein Kampf" ist eine Farce der frühen Jahre Hitlers im Wiener Obdachlosen-Asyl. Dort trifft der spätere "Führer" auf einen Juden, der ihm Stil und Ausdruck beibringt. Inszeniert wird das Stück vom Regisseur und Kabarettisten Serdar Somuncu. Die Geschichte zeige, "dass wir nicht von Ideologien befreit sind" und sich historischer Horror entwickeln könne, hieß es im Schauspielhaus. Es sind 14 Vorstellungen geplant, die Auslastung liege bis jetzt im Schnitt bei rund 45 Prozent. Der Kartenverkauf läuft allerdings noch.

"Tag mit Symbolwirkung"

Im "Spiegel" behauptete Regisseur Somuncu, die Idee mit der Hakenkreuz-Binde und dem Davidstern habe Theaterintendant Christoph Nix gehabt. Dieser habe auch das Premierendatum für "Mein Kampf" festgelegt. Der Regisseur will "davon abgeraten" haben, weil "dieser Tag eine Symbolwirkung" habe. Das Datum sei provokant. Er hoffe, dass nichts Schlimmes passiere, vorbereitet sei er auf jeden Fall.