Moritz Hürtgen war Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic".
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Moritz Hürtgen und seine "Volksshow" am Münchner Volkstheater

Moritz Hürtgen und seine "Volksshow" am Münchner Volkstheater

Der Ex-Chefredakteur des Satiremagazins "Titanic", Moritz Hürtgen, präsentiert eine Late-Night-Show, die von sich behauptet, "fürs Fernsehen zu gut und für die Bayerische Staatsoper zu taktlos" zu sein: die "Volksshow" im Münchner Volkstheater.

Über dieses Thema berichtet: kulturWelt am .

"Volksshow" - der Titel erinnert natürlich ein wenig an die "Volks-Produkt"-Reihe der "Bild-Zeitung", die es seit über zwanzig Jahren gibt. Wie grenzt man sich da ab von der Produkt-Palette des Axel-Springer-Konzerns mit seinem "Volks-Fahrrad", "Volks-Bett", "Volks-Notebook" und seiner "Volks-Zahnbürste"? Gar nicht, sagt Moritz Hürtgen: "Wir grenzen uns da überhaupt nicht ab, sondern hängen uns da dran an diese erfolgreiche Produkt-Reihe. Auf die Idee, eine Volks-Show zu machen, ist man bei Springer noch nicht gekommen, deshalb haben wir uns den Titel gesichert."

Für Gäste gilt: "U50"

Dass es zur Volksshow in seiner Geburtsstadt München kam, hält der 34-jährige Satiriker ohnehin für ein "großes Missverständnis". Es sei nämlich so gewesen: "Ich suche eigentlich eine günstige Familienwohnung in München und habe beim Volkstheater angerufen, mit der Frage, ob ich dort im Foyer ein Mietgesuch aushängen kann. Da hat man mich wohl irgendwie ganz falsch verstanden – plötzlich bekam ich von denen eine Show angeboten."

Hürtgen hofft auf viele potenzielle Vermieter im Publikum des Münchner Volkstheaters, das ihm fortan einmal im Monat abends ein Obdach bietet. Der Host Hürtgen hat als Gäste der ersten Ausgabe heute Abend zwei junge Künstler eingeladen: die 1995 geborene Slam-Poetin, Kabarettistin sowie selbsternannte "gottverdammte Lebefrau" Tereza Hossa aus Österreich sowie den Karikaturisten Leo Riegel, den die Leser des Satiremagazins "Titanic" seit Jahren kennen. Beide sind deutlich unter 50, also diesseits "der Grenze, wo die Jugend aufhört", sie sollen die Gäste dieses theatralen Late-Night-Formats nach dem Willen des Gastgebers sein.

Live-Cartoons und Stand-up-Comedy

Ganz "generationengerecht" wird's also, um es mit einem Modewort unserer so ernsten Zeit zu sagen. Aber mindestens ebenso lebendig wie lustig, so Moritz Hürtgen, der selbst ein großer Freund und Produzent komischer Lyrik ist: "Leo Riegel wird live Comics und Cartoons vortragen. Das passt ein bisschen zum Konzept der Volksshow. Ich habe mir nämlich überlegt, dass ich bei diesen zwei Künstler:innen, die ich in jeder Ausgabe dabei habe, immer gern eine Person hätte, die eher mit Text zu tun hat, also Stand-up, oder auch mal ein Liedermacher, und die andere darbietende Person soll eher vom Bild her kommen, sprich Zeichner oder Cartoonistin sein. Es können auch mal Leute sein, die Foto-Witze machen."

"Toxische Pommes" im Dezember am Start

Moritz Hürtgen, der in diesem Jahr bereits erfolgreich im "Wirtshaus im Schlachthof" zwei "Stargäste"-Abende mit Stefanie Sargnagel und Paula Irmschler moderiert hat, legt nun also mit der "Volksshow" nach. Unter den Gästen seiner "Volksshow" wird in der nächsten Ausgabe am 21. Dezember der Wiener TikTok-Star "Toxische Pommes" sein.

"Ich selbst bin gar nicht auf TikTok, aber sie wirbelt gerade die digitale Welt durcheinander", sagt Hürtgen über die Wienerin Irina, die sich den Künstlernamen "Toxische Pommes" gegeben hat, weil sie gern Pommes isst und eine toxische Beziehung hinter sich hat. Man merkt: Mit klassischer Late-Night à la Harald Schmidt hat das wenig zu tun. Hürtgen ist sich sogar sicher: "Harald Schmidt würde nicht gutheißen, was bei uns passiert." Schon allein deswegen, weil die Taktung ja anders als bei Schmidt eine geradezu gemächliche ist: Statt täglichen Ausgaben gibt es hier monatlich nur eine.

So wie bei Jan Böhmermann, für den Hürtgen – anders, als Wikipedia hartnäckig behauptet – nicht als ständiger Gag-Autor arbeitet: "Eine Zusammenarbeit mit Böhmermann ist mir nicht erinnerlich", aiwangert Hürtgen: "Ich habe für das ZDF Magazin Royale bisher nur zwei, drei Sketche geschrieben, das hat auch Spaß gemacht, aber das ist auch schon ein bisschen her. Aktuell bin ich da nicht aktiv."

Boulevard und Schrecken als Versprechen

Ab heute Abend aber ist er auf der Bühne 2 des Münchner Volkstheaters aktiv. Für die Premiere der "Volksshow" sind noch einige wenige Restkarten erhältlich. Weitere Vorstellungen mit jeweils neuen Gästen finden am 21. Dezember und 18. Januar statt. "Die Malerin Susi Bumms, die auch als Bassistin der Band 'Die Screenshots' Musik macht, wird uns dann auf der Bühne mit einer Performance von Handtuchkunst überzeugen", kündigt Hürtgen an. Klingt schön schräg. In Anlehnung an den Titel seines im vergangenen Jahr erschienen Debütromans "Der Boulevard des Schreckens" verspricht Moritz Hürtgen zwei Dinge: "Angst und Schrecken".

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