Beliebte Escape Games aus Erlangen liegen auf einem Tisch.
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Durch die Lockdowns haben viele Menschen Gesellschaftsspiele für sich entdeckt. Besonders sogenannte "Escape Games" sind der Renner.

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Neuer Trend Escape Games: Das Team gewinnt gegen das Spiel

Neuer Trend Escape Games: Das Team gewinnt gegen das Spiel

Corona hat zu einem Boom der Spielwarenbranche geführt. Gerade durch die Lockdowns haben viele Menschen Gesellschaftsspiele für sich entdeckt. Besonders sogenannte "Escape Games" sind der Renner im Handel. Einige davon kommen aus Franken.

Über dieses Thema berichtet: regionalZeit - Franken am .

Matthias Hentrich und seine beiden Söhne Jakob und Jonathan spielen ein Escape Game. Sie beugen ihre Köpfe über eine bemalte Karte mit einer Tür, auf der eine Dartscheibe mit bunten Spickern hängt. Auch ein Zahlenschloss ist abgebildet. "Ihr steht vor einer Tür. Sie ist verschlossen. Ihr klingelt. Nichts passiert", liest Matthias die erste Spielkarte vor. "Probiert doch mal etwas Anderes." Welche Bedeutung haben die verschiedenfarbigen Spicker? Welche die Zahlen auf dem Zahlenschloss? Kann der Decodierer helfen, auf dem kleine Kängurus und Zahlen abgebildet sind? Die Köpfe rauchen. Gemeinsam werden die verschiedenen Möglichkeiten diskutiert und ausprobiert.

Escape Games: Gemeinsam spielen statt gegeneinander

Genau das ist es, was die Fans der sogenannten "Escape Games" lieben: Gemeinsam an einem Problem knobeln und zusammen auf eine Lösung kommen. Nicht einer gegen alle, sondern alle gemeinsam. Bei traditionellen Spielen sei es meist so, dass nur einer gewinnt und die anderen verlieren, sagt Sebastian Frenzel vom Verlag Homunculus Spiele in Erlangen. "Bei diesen kooperativen Spielen wie Escape Games ist das Besondere, dass alle gemeinsam gewinnen und das Spiel besiegen", so Frenzel. "Das gefällt mir persönlich so gut daran."

Rätsel lösen in der düsteren Stadt "Dysturbia"

Drei verschiedene Escape Games hat Homunculus Spiele bislang veröffentlicht. Sie spielen alle in der fiktiven und düsteren Stadt Dysturbia, die ein wenig an Batmans "Gotham City" erinnert. Ihren Ursprung haben diese Spiele in den Escape Rooms, die es mittlerweile in vielen Städten gibt. Darin versucht eine Spielergruppe, sich durch das Lösen von Aufgaben und Rätseln aus dem verschlossenen Raum zu befreien.

Im Prinzip funktionieren so auch die Escape Games. Sie sind quasi der Escape Room für zu Hause. Bei Homunculus war es auch tatsächlich der Betreiber eines Escape Rooms, der den Verlag, der sich eigentlich auf hochwertige Bücher und Kalender spezialisiert hat, zu den Spielen brachte. Vor einigen Jahren entdeckte er die Rätselkalender aus Erlangen und fragte an, ob Homunculus nicht Lust hätte, mit ihm zusammen ein Escape Game zu entwickeln.

Ein Escape Game gewinnt den Toy Award der Spielwarenmesse

Dass diese Spiele im Trend sind, zeigt der Gewinner des Toy Awards der diesjährigen Internationalen Spielwarenmesse, die in diesem Jahr digital stattfindet: Der Spieleverlag Ravensburger hat mit "Echoes" ein Escape Game entwickelt, das auf Basis von Podcasts funktioniert. Auch hier müssen die Spielerinnen und Spieler Rätsel lösen, die sie zusammen anhören. Spielen ist gerade in Zeiten von Corona sehr beliebt. Im ersten Coronajahr 2020 machte die Branche in Deutschland ein Plus von elf Prozent. Vergangenes Jahr waren es noch einmal vier Prozent – auch ohne Spielwarenmesse vor Ort in Nürnberg.

"Crime Letters": Das Escape Game per Brief

Die Coronakrise hat beim Homunculus Spieleverlag die Kreativität regelrecht angefacht. Seit 2020 werden aus Erlangen Escape Games in Briefform verschickt – die Crime Letters. Jeden Monat erscheint ein neuer Fall. Die Hinweise, Polizeiakten und Indizien bekommen die Spielerinnen und Spieler in drei Briefen zugeschickt.

Wer auf die Lösung kommt, kann sie über die verschiedenen Social Media-Kanäle an den Verlag schicken. Die Spieler können sich aber auch in Facebook-Gruppen austauschen. "Das Konzept war von Anfang an ein großer Erfolg", berichtet Geschäftsführer Sebastian Frenzel, dem es besonders gefällt, mit den Spielern direkt in Kontakt zu kommen. Ähnlich funktionieren die magischen Briefe, die Homunculus herausbringt und für die extra eine eigene magische Welt entwickelt wurde.

Escape Games: Anspruchsvolle Rätsel brauchen Hirnschmalz

Zugegeben: Einfach sind Escape Games nicht. Die Rätsel sind durchaus anspruchsvoll, gerade für Anfänger wie Matthias, Jakob und Jonathan Hentrich. "Anstrengend" lautet das Urteil von Familienvater Matthias, "Das macht Spaß" und "Ich mag solche Sachen voll gerne" das Urteil der Söhne. Etwa 90 Minuten dauert ein Escape Game im Schnitt. Wer geübt ist, kann sie auch schneller lösen. Ungeübte bekommen Hinweise auf die Lösung. Allerdings: Wenn die Spiele einmal durchgespielt sind, können sie nicht noch einmal gespielt werden. Dann hilft nur, sich ein neues zu kaufen.

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